Grillparzer, Franz: Sappho. Trauerspiel in fünf Aufzügen. Wien, 1819.Sechster Auftritt. Sappho. Phaon. Sappho (nach einer Pause.) Phaon! Phaon. Sappho! Sappho. Du standst so früh Von unserm Mahle auf. Du wardst vermißt. Phaon. Den Becher lieb' ich nicht, noch laute Freuden. Sappho. Nicht laute. Das scheint fast ein Vorwurf. Phaon. Wie? Sappho. Ich habe wohl gefehlt, daß ich die Feyer Der Ankunft laut und rauschend angestellt? Phaon. So war es nicht gemeint! Sappho. Das volle Herz, Es sucht oft lauter Freude vollen Jubel, Um in der allgemeinen Lust Gewühl Recht unbemerkt, recht stille sich zu freu'n. Sechster Auftritt. Sappho. Phaon. Sappho (nach einer Pauſe.) Phaon! Phaon. Sappho! Sappho. Du ſtandſt ſo früh Von unſerm Mahle auf. Du wardſt vermißt. Phaon. Den Becher lieb' ich nicht, noch laute Freuden. Sappho. Nicht laute. Das ſcheint faſt ein Vorwurf. Phaon. Wie? Sappho. Ich habe wohl gefehlt, daß ich die Feyer Der Ankunft laut und rauſchend angeſtellt? Phaon. So war es nicht gemeint! Sappho. Das volle Herz, Es ſucht oft lauter Freude vollen Jubel, Um in der allgemeinen Luſt Gewühl Recht unbemerkt, recht ſtille ſich zu freu'n. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0054" n="44"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Sechster Auftritt</hi>.</head><lb/> <castList> <castItem> <role><hi rendition="#g">Sappho</hi>.</role> <role><hi rendition="#g">Phaon</hi>.</role> </castItem> </castList><lb/> <sp who="#SAP"> <speaker> <hi rendition="#g">Sappho</hi> </speaker> <stage>(nach einer Pauſe.)</stage><lb/> <p>Phaon!</p> </sp><lb/> <sp who="#PHA"> <speaker><hi rendition="#g">Phaon</hi>.</speaker><lb/> <p>Sappho!</p> </sp><lb/> <sp who="#SAP"> <speaker><hi rendition="#g">Sappho</hi>.</speaker><lb/> <p>Du ſtandſt ſo früh<lb/> Von unſerm Mahle auf. Du wardſt vermißt.</p> </sp><lb/> <sp who="#PHA"> <speaker><hi rendition="#g">Phaon</hi>.</speaker><lb/> <p>Den Becher lieb' ich nicht, noch laute Freuden.</p> </sp><lb/> <sp who="#SAP"> <speaker><hi rendition="#g">Sappho</hi>.</speaker><lb/> <p>Nicht <hi rendition="#g">laute</hi>. Das ſcheint faſt ein Vorwurf.</p> </sp><lb/> <sp who="#PHA"> <speaker><hi rendition="#g">Phaon</hi>.</speaker><lb/> <p>Wie?</p> </sp><lb/> <sp who="#SAP"> <speaker><hi rendition="#g">Sappho</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich habe wohl gefehlt, daß ich die Feyer<lb/> Der Ankunft laut und rauſchend angeſtellt?</p> </sp><lb/> <sp who="#PHA"> <speaker><hi rendition="#g">Phaon</hi>.</speaker><lb/> <p>So war es nicht gemeint!</p> </sp><lb/> <sp who="#SAP"> <speaker><hi rendition="#g">Sappho</hi>.</speaker><lb/> <p>Das volle Herz,<lb/> Es <hi rendition="#g">ſucht</hi> oft lauter Freude vollen Jubel,<lb/> Um in der allgemeinen Luſt Gewühl<lb/> Recht unbemerkt, recht ſtille ſich zu freu'n.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [44/0054]
Sechster Auftritt.
Sappho. Phaon.
Sappho (nach einer Pauſe.)
Phaon!
Phaon.
Sappho!
Sappho.
Du ſtandſt ſo früh
Von unſerm Mahle auf. Du wardſt vermißt.
Phaon.
Den Becher lieb' ich nicht, noch laute Freuden.
Sappho.
Nicht laute. Das ſcheint faſt ein Vorwurf.
Phaon.
Wie?
Sappho.
Ich habe wohl gefehlt, daß ich die Feyer
Der Ankunft laut und rauſchend angeſtellt?
Phaon.
So war es nicht gemeint!
Sappho.
Das volle Herz,
Es ſucht oft lauter Freude vollen Jubel,
Um in der allgemeinen Luſt Gewühl
Recht unbemerkt, recht ſtille ſich zu freu'n.
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Zitationshilfe: | Grillparzer, Franz: Sappho. Trauerspiel in fünf Aufzügen. Wien, 1819, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grillparzer_sappho_1819/54>, abgerufen am 16.02.2025. |