was auch die unorg. schreibung essen, bissen zu errei- chen sucht), der vocal bleibt bald kurz (schaffe, schafft, eße, ißest, ißt; biß, bißen) bald wird er lang (traf, aß) auch vor ch schwanken länge und kürze: brach oder brach etc. -- r statt s dringt aus den pl. waren, froren, koren, verloren in die sg. war, fror, kor, verlor (be- greiflich nach gleichheit der ablaute), von da in die praesentia:friere, verliere (doch noch kiese, nicht kiere). -- h, welches in schlagen völlig verdrängt ist, dauert in leihen, zeihen, fliehen, sehen, geschehen ohne einmen- gung des g; ziehen aber bekommt im praet. letzteres: zog, zogen. -- 3) (einmischung schwacher form): schwoe- ren (f. schweren oder schwaeren; wie mundartisch öpfel, mönsch f. äpfel, epfel, mensch) heben, bitten, sitzen: sg. imp. schwoere, hebe, bitte, sitze. Viele verba, die im mittelh. noch stark conjugierten, gehen nunmehr schwach; einige haben neben starkem part. praet. ihr praet. geschwächt oder schwanken zwischen schwach und stark, z. b. malte, backte, pflegte, wirrte, bellte.
Neuhochdeutsche schwache conjugation.
Die flexionen der praet. sind den mittelh. völlig gleich und es bliebe wenig anzumerken, wenn nicht theils das system der kürzungen des ableitungsvocals noch mehr entstellt worden wäre, theils der rückumlaut auf- hörte. Die einzelnen ausnahmen: kannte, nannte, brannte, sandte, wandte kommen kaum in betracht, schon gelten (nicht kennte, aber) nennte, brennte, sen- dete, wendete daneben und die analogen rannte, trannte, pfandte, schwaudte, schandte sind unzuläßig, man sagt: rennte, trennte, pfändete, schwendete, schändete. Um so viel mehr in allen übrigen: gällen, gällte; kämmen, kämmte; engen, engte; senken, senkte; decken, deckte etc.; Ein unterschied erster und zweiter conj. läßt sich nicht mehr durchführen; alle vormahls kurzsilbigen beider conj. sind jetzt langsilbig. Das praet. aller schwachen verba wird in der regel syncopiert: naeren, naerte; legen, legte; draben, drabte; salben, salbte; minnen, minnte etc. die volle form: naerete, legete, salbete etc. klingt gezwun- gen feierlich. Eine zahlreiche auanahme machen aber die verba, deren wurzel mit t, d, tt, it, nt, rt, ft, st, cht, dt, ld, nd, rd schließt, sie stellen, statt der wohllautenden mit- telh. syncope, gerade den ableitungsvocal wieder her, gleichviel ob sie früher der ersten oder zweiten conj. zugehörten, als: waten, watete; hüten, hütete; leiten,
II. neuhochd. ſchwache conjugation.
was auch die unorg. ſchreibung eſſen, biſſen zu errei- chen ſucht), der vocal bleibt bald kurz (ſchaffe, ſchafft, eße, ißeſt, ißt; biß, bißen) bald wird er lang (trâf, âß) auch vor ch ſchwanken länge und kürze: brach oder brâch etc. — r ſtatt ſ dringt aus den pl. wâren, frôren, kôren, verlôren in die ſg. wâr, frôr, kôr, verlôr (be- greiflich nach gleichheit der ablaute), von da in die praeſentia:friere, verliere (doch noch kieſe, nicht kiere). — h, welches in ſchlâgen völlig verdrängt iſt, dauert in leihen, zeihen, fliehen, ſêhen, geſchêhen ohne einmen- gung des g; ziehen aber bekommt im praet. letzteres: zôg, zôgen. — 3) (einmiſchung ſchwacher form): ſchwœ- ren (f. ſchwêren oder ſchwæren; wie mundartiſch öpfel, mönſch f. äpfel, epfel, menſch) hêben, bitten, ſitzen: ſg. imp. ſchwœre, hêbe, bitte, ſitze. Viele verba, die im mittelh. noch ſtark conjugierten, gehen nunmehr ſchwach; einige haben neben ſtarkem part. praet. ihr praet. geſchwächt oder ſchwanken zwiſchen ſchwach und ſtark, z. b. mâlte, backte, pflêgte, wirrte, bellte.
Neuhochdeutſche ſchwache conjugation.
Die flexionen der praet. ſind den mittelh. völlig gleich und es bliebe wenig anzumerken, wenn nicht theils das ſystem der kürzungen des ableitungsvocals noch mehr entſtellt worden wäre, theils der rückumlaut auf- hörte. Die einzelnen ausnahmen: kannte, nannte, brannte, ſandte, wandte kommen kaum in betracht, ſchon gelten (nicht kennte, aber) nennte, brennte, ſen- dete, wendete daneben und die analogen rannte, trannte, pfandte, ſchwaudte, ſchandte ſind unzuläßig, man ſagt: rennte, trennte, pfändete, ſchwendete, ſchändete. Um ſo viel mehr in allen übrigen: gällen, gällte; kämmen, kämmte; engen, engte; ſenken, ſenkte; decken, deckte etc.; Ein unterſchied erſter und zweiter conj. läßt ſich nicht mehr durchführen; alle vormahls kurzſilbigen beider conj. ſind jetzt langſilbig. Das praet. aller ſchwachen verba wird in der regel ſyncopiert: næren, nærte; lêgen, lêgte; drâben, drâbte; ſalben, ſalbte; minnen, minnte etc. die volle form: nærete, lêgete, ſalbete etc. klingt gezwun- gen feierlich. Eine zahlreiche auanahme machen aber die verba, deren wurzel mit t, d, tt, it, nt, rt, ft, ſt, cht, dt, ld, nd, rd ſchließt, ſie ſtellen, ſtatt der wohllautenden mit- telh. ſyncope, gerade den ableitungsvocal wieder her, gleichviel ob ſie früher der erſten oder zweiten conj. zugehörten, als: wâten, wâtete; huͤten, huͤtete; leiten,
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II. neuhochd. ſchwache conjugation.
was auch die unorg. ſchreibung eſſen, biſſen zu errei-
chen ſucht), der vocal bleibt bald kurz (ſchaffe, ſchafft,
eße, ißeſt, ißt; biß, bißen) bald wird er lang (trâf,
âß) auch vor ch ſchwanken länge und kürze: brach oder
brâch etc. — r ſtatt ſ dringt aus den pl. wâren, frôren,
kôren, verlôren in die ſg. wâr, frôr, kôr, verlôr (be-
greiflich nach gleichheit der ablaute), von da in die
praeſentia:friere, verliere (doch noch kieſe, nicht kiere). —
h, welches in ſchlâgen völlig verdrängt iſt, dauert in
leihen, zeihen, fliehen, ſêhen, geſchêhen ohne einmen-
gung des g; ziehen aber bekommt im praet. letzteres:
zôg, zôgen. — 3) (einmiſchung ſchwacher form): ſchwœ-
ren (f. ſchwêren oder ſchwæren; wie mundartiſch öpfel,
mönſch f. äpfel, epfel, menſch) hêben, bitten, ſitzen:
ſg. imp. ſchwœre, hêbe, bitte, ſitze. Viele verba, die
im mittelh. noch ſtark conjugierten, gehen nunmehr
ſchwach; einige haben neben ſtarkem part. praet. ihr
praet. geſchwächt oder ſchwanken zwiſchen ſchwach
und ſtark, z. b. mâlte, backte, pflêgte, wirrte, bellte.
Neuhochdeutſche ſchwache conjugation.
Die flexionen der praet. ſind den mittelh. völlig gleich
und es bliebe wenig anzumerken, wenn nicht theils
das ſystem der kürzungen des ableitungsvocals noch
mehr entſtellt worden wäre, theils der rückumlaut auf-
hörte. Die einzelnen ausnahmen: kannte, nannte,
brannte, ſandte, wandte kommen kaum in betracht,
ſchon gelten (nicht kennte, aber) nennte, brennte, ſen-
dete, wendete daneben und die analogen rannte, trannte,
pfandte, ſchwaudte, ſchandte ſind unzuläßig, man ſagt:
rennte, trennte, pfändete, ſchwendete, ſchändete. Um
ſo viel mehr in allen übrigen: gällen, gällte; kämmen,
kämmte; engen, engte; ſenken, ſenkte; decken, deckte etc.;
Ein unterſchied erſter und zweiter conj. läßt ſich nicht
mehr durchführen; alle vormahls kurzſilbigen beider conj.
ſind jetzt langſilbig. Das praet. aller ſchwachen verba
wird in der regel ſyncopiert: næren, nærte; lêgen, lêgte;
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gen feierlich. Eine zahlreiche auanahme machen aber die
verba, deren wurzel mit t, d, tt, it, nt, rt, ft, ſt, cht, dt, ld,
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 987. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/1013>, abgerufen am 24.11.2024.
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