sprache gewährt keinen solcher fälle. Eine bedeutung der vocale, welche die differenz des conjunctivs vom ind., des praes. vom praet., des goth. pass. vom act. ausdrücken, getraue ich mir nicht nachzuweisen, sie birgt sich in tiefes dunkel gleich derjenigen, welche vocale beim genus und numerus des nomens haben mö- gen. Aber die personenkennzeichen, d. h. consonanten der verbalflexion scheinen bündige vergleichung mit dem persönlichen pronomen, dessen verhältnisse ja gerade dem begriff des zeitworts einverleibt werden sollen, zuzulaßen. Es wird dadurch wirklich etwas erklärt und einzelne züge des ungeschlechtigen pron. bieten sich überraschend her; untreffendes müssen wir aus dem verderbnis der ächten gestalt theils der pronomens, theils der verbalflexion, welche undenkliche zeit lang jedes auf eignem weg, ohne nachgefühl anfänglicher einigung fortgeschritten sind, zu verständigen suchen. Bald läßt sich das pron. (dessen schwierige anomalie s. 813. bemerkt worden) aus dem verbum, bald das verbum aus dem pron. ahnen; sehr begreiflich bleibt die dritte person am dunkelsten, deren geschlechtsloses pronomen sich zumeist änderte, einzelner casus verlustig ward, biswei- len völlig ausgieng; das geschlechtige pron. dritter pers. leidet aber gar keine beziehung auf verbalflexionen. Die kennzeichen der beiden dritten personen -d und -nd bleiben mir durch das deutsche pron. unaufgehellt. Füg- samer ist das -m der I sg; führen hapem, salpom, gam, tuom, pim, auf ein älteres pintam st. pintu (goth. binda) so mag ik, ih, altn. ek (parallel dem gekürzten bind, ek, veho) die stufungen ihhu, ihham, ikam nachweisen; aus dem pintames I. pl. folgere ich ein früheres meis st. veis, alth. die stufen meis, meis, weis, weir. Das th zweiter pers. stimmt unverkennbar zu thu und läßt ein älteres thjus statt jus (altn. ther neben er) muthmaßen. Endlich berühren sich die dualcons. v. und ts mit den pron. formen vit und jut (früher juts?) Die betrachtung urverwandter frem- der sprachen wird diese wahrnehmungen unterstützen helfen.
Anlehnung lebender pronominalformen an lebende verbalflexionen ist etwas anders, hat aber zufällige ähn- lichkeit dadurch, daß die syntax das pron., welches schon abgesondert ausgedrückt ist, zu inclinieren gestat- tet, gerade wie das suffigierte daneben noch leiblich ge- setzt werden darf, z. b. J. 346 ih antlauhuh (wo nicht
II. allgemeine vergleichung der conjugation.
ſprache gewährt keinen ſolcher fälle. Eine bedeutung der vocale, welche die differenz des conjunctivs vom ind., des praeſ. vom praet., des goth. paſſ. vom act. ausdrücken, getraue ich mir nicht nachzuweiſen, ſie birgt ſich in tiefes dunkel gleich derjenigen, welche vocale beim genus und numerus des nomens haben mö- gen. Aber die perſonenkennzeichen, d. h. conſonanten der verbalflexion ſcheinen bündige vergleichung mit dem perſönlichen pronomen, deſſen verhältniſſe ja gerade dem begriff des zeitworts einverleibt werden ſollen, zuzulaßen. Es wird dadurch wirklich etwas erklärt und einzelne züge des ungeſchlechtigen pron. bieten ſich überraſchend her; untreffendes müſſen wir aus dem verderbnis der ächten geſtalt theils der pronomens, theils der verbalflexion, welche undenkliche zeit lang jedes auf eignem weg, ohne nachgefühl anfänglicher einigung fortgeſchritten ſind, zu verſtändigen ſuchen. Bald läßt ſich das pron. (deſſen ſchwierige anomalie ſ. 813. bemerkt worden) aus dem verbum, bald das verbum aus dem pron. ahnen; ſehr begreiflich bleibt die dritte perſon am dunkelſten, deren geſchlechtsloſes pronomen ſich zumeiſt änderte, einzelner caſus verluſtig ward, biswei- len völlig ausgieng; das geſchlechtige pron. dritter perſ. leidet aber gar keine beziehung auf verbalflexionen. Die kennzeichen der beiden dritten perſonen -d und -nd bleiben mir durch das deutſche pron. unaufgehellt. Füg- ſamer iſt das -m der I ſg; führen hapêm, ſalpôm, gâm, tuom, pim, auf ein älteres pintam ſt. pintu (goth. binda) ſo mag ïk, ih, altn. ëk (parallel dem gekürzten bind, ek, veho) die ſtufungen ihhu, ihham, ïkam nachweiſen; aus dem pintamês I. pl. folgere ich ein früheres meis ſt. veis, alth. die ſtufen meis, mîs, wîs, wîr. Das þ zweiter perſ. ſtimmt unverkennbar zu þu und läßt ein älteres þjus ſtatt jus (altn. þër neben ër) muthmaßen. Endlich berühren ſich die dualconſ. v. und ts mit den pron. formen vit und jut (früher juts?) Die betrachtung urverwandter frem- der ſprachen wird dieſe wahrnehmungen unterſtützen helfen.
Anlehnung lebender pronominalformen an lebende verbalflexionen iſt etwas anders, hat aber zufällige ähn- lichkeit dadurch, daß die ſyntax das pron., welches ſchon abgeſondert ausgedrückt iſt, zu inclinieren geſtat- tet, gerade wie das ſuffigierte daneben noch leiblich ge- ſetzt werden darf, z. b. J. 346 ih antlûhuh (wo nicht
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II. allgemeine vergleichung der conjugation.
ſprache gewährt keinen ſolcher fälle. Eine bedeutung
der vocale, welche die differenz des conjunctivs vom
ind., des praeſ. vom praet., des goth. paſſ. vom act.
ausdrücken, getraue ich mir nicht nachzuweiſen, ſie
birgt ſich in tiefes dunkel gleich derjenigen, welche
vocale beim genus und numerus des nomens haben mö-
gen. Aber die perſonenkennzeichen, d. h. conſonanten
der verbalflexion ſcheinen bündige vergleichung mit
dem perſönlichen pronomen, deſſen verhältniſſe ja gerade
dem begriff des zeitworts einverleibt werden ſollen,
zuzulaßen. Es wird dadurch wirklich etwas erklärt
und einzelne züge des ungeſchlechtigen pron. bieten
ſich überraſchend her; untreffendes müſſen wir aus dem
verderbnis der ächten geſtalt theils der pronomens, theils
der verbalflexion, welche undenkliche zeit lang jedes
auf eignem weg, ohne nachgefühl anfänglicher einigung
fortgeſchritten ſind, zu verſtändigen ſuchen. Bald läßt
ſich das pron. (deſſen ſchwierige anomalie ſ. 813. bemerkt
worden) aus dem verbum, bald das verbum aus dem
pron. ahnen; ſehr begreiflich bleibt die dritte perſon
am dunkelſten, deren geſchlechtsloſes pronomen ſich
zumeiſt änderte, einzelner caſus verluſtig ward, biswei-
len völlig ausgieng; das geſchlechtige pron. dritter perſ.
leidet aber gar keine beziehung auf verbalflexionen. Die
kennzeichen der beiden dritten perſonen -d und -nd
bleiben mir durch das deutſche pron. unaufgehellt. Füg-
ſamer iſt das -m der I ſg; führen hapêm, ſalpôm, gâm,
tuom, pim, auf ein älteres pintam ſt. pintu (goth. binda)
ſo mag ïk, ih, altn. ëk (parallel dem gekürzten bind,
ek, veho) die ſtufungen ihhu, ihham, ïkam nachweiſen;
aus dem pintamês I. pl. folgere ich ein früheres meis ſt.
veis, alth. die ſtufen meis, mîs, wîs, wîr. Das þ zweiter
perſ. ſtimmt unverkennbar zu þu und läßt ein älteres þjus
ſtatt jus (altn. þër neben ër) muthmaßen. Endlich berühren
ſich die dualconſ. v. und ts mit den pron. formen vit und
jut (früher juts?) Die betrachtung urverwandter frem-
der ſprachen wird dieſe wahrnehmungen unterſtützen
helfen.
Anlehnung lebender pronominalformen an lebende
verbalflexionen iſt etwas anders, hat aber zufällige ähn-
lichkeit dadurch, daß die ſyntax das pron., welches
ſchon abgeſondert ausgedrückt iſt, zu inclinieren geſtat-
tet, gerade wie das ſuffigierte daneben noch leiblich ge-
ſetzt werden darf, z. b. J. 346 ih antlûhuh (wo nicht
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 1052. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/1078>, abgerufen am 22.11.2024.
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