Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.nachtrag. (ei) diamm f. dem (illi) diarr f. der, hiärt f. hert, härt(cor) u. a. m. zu hören gibt. Fallen nicht auch die mittelh. ie vor r und h (s. 351.) hierher? (vgl. ie vor r bei Schm. §. 275.). Vor r und h beginnt die verwand- lung des i und u in e und o, und reißt hernach allge- meiner ein; so mag ia, ie statt i vor r und h anheben, dann um sich greifen. -- 580. 581. das verhältnis der halbvocale v und j (s. 9.) zu den spiranten v, s, h (s. 10.) liegt noch im dunkel, erstens hat die lingualordnung gar keinen halbvocal, dann die gutturale einen von der spirans h verschiednen halbvoc. j, endlich fragt es sich: ob der halbvocal v mit der spirans v zus. fällt? Ich habe dieses räthsel schon s. 187. berührt. Zu beachten ist, daß sich halbvocale (d. h. vocale mit consonantischer geltung) nur aus i und u entwickeln, nicht aus a, be- greiflich nicht aus den unursprünglichen e und o. Und da wiederum l und r zu u und i werden können, sind sie halbvocalisch in umgedrehtem sinn, d. h. consonan- ten mit vocalischer geltung. Hängt mit jener reicheren ausstattung der kehllautsreihe zusammen, daß ihr zu- weilen die asp. entzogen wird? -- 583, 33. madidus, mador, goth. natjan, alth. naß -- 584, 15. nähme man eine vierte stufe an, so würde der laut zur ersten stufe zurückkehren; dahin ließe sich etwa einzelnes rechnen, wie das zu s. 185. und 526. nachgetragene ch und z in chapi, hagestolz, welches aber unorg. ausnahmen sind; nie zeigt sich dergleichen in fester, geregelter reihe. -- 585 bis 588. zu den neun gleichungen folgen hier noch einige beispiele. I, 1. pallidus, litth. palwas, altn. fölr, alth. valer; slav. post (jejunium) alth. vasta; litth. paukßtis (avis) goth. fugls; slav. plst (coactile) alth. vilz; slav. pjast (pugnus) alth. vaust; peras, goth. fera. -- I, 2. nepos, alth. nevo; kepos, alth. hof, hoves; copia, haufo; ople, altn. hofr, alth. huof, huoves. -- II, 2. litth. obolys, ruß. jabloko, altn. epli, alth. epfili; ruß. obezjana (simia) böhm. opice, altn. api, alth. affo. -- IV, 1. trituro, angels. thersce, alth. driscu; tonitru, an- gels. thunor, alth. donar; slav. trn, tern (spina) goth. thaurnus, alth. dorn. -- V. 2. kardia, cor, cordis, hairto, herza; radix, altn. rot; hoedus, altn. geit, alth. keiß; madidus, alth. naß; konis, konidos, altn. nit, alth. niß (st. hnit, hniß); nidus, slav. gniezdo, angels. nest, alth. nest; vielleicht nodus, goth. nati (aus knoten bestehend) alth. nezi. -- VII, 1. kepos, hof; copia, haufo; crinis, har; cere- Y y y 2
nachtrag. (ei) diamm f. dem (illi) diarr f. der, hiärt f. hert, härt(cor) u. a. m. zu hören gibt. Fallen nicht auch die mittelh. ie vor r und h (ſ. 351.) hierher? (vgl. ie vor r bei Schm. §. 275.). Vor r und h beginnt die verwand- lung des i und u in ë und o, und reißt hernach allge- meiner ein; ſo mag ia, ie ſtatt i vor r und h anheben, dann um ſich greifen. — 580. 581. das verhältnis der halbvocale v und j (ſ. 9.) zu den ſpiranten v, ſ, h (ſ. 10.) liegt noch im dunkel, erſtens hat die lingualordnung gar keinen halbvocal, dann die gutturale einen von der ſpirans h verſchiednen halbvoc. j, endlich fragt es ſich: ob der halbvocal v mit der ſpirans v zuſ. fällt? Ich habe dieſes räthſel ſchon ſ. 187. berührt. Zu beachten iſt, daß ſich halbvocale (d. h. vocale mit conſonantiſcher geltung) nur aus i und u entwickeln, nicht aus a, be- greiflich nicht aus den unurſprünglichen e und o. Und da wiederum l und r zu u und i werden können, ſind ſie halbvocaliſch in umgedrehtem ſinn, d. h. conſonan- ten mit vocaliſcher geltung. Hängt mit jener reicheren ausſtattung der kehllautsreihe zuſammen, daß ihr zu- weilen die aſp. entzogen wird? — 583, 33. madidus, mador, goth. natjan, alth. naƷ — 584, 15. nähme man eine vierte ſtufe an, ſo würde der laut zur erſten ſtufe zurückkehren; dahin ließe ſich etwa einzelnes rechnen, wie das zu ſ. 185. und 526. nachgetragene ch und z in châpi, hageſtolz, welches aber unorg. ausnahmen ſind; nie zeigt ſich dergleichen in feſter, geregelter reihe. — 585 bis 588. zu den neun gleichungen folgen hier noch einige beiſpiele. I, 1. pallidus, litth. palwas, altn. fölr, alth. valêr; ſlav. poſt (jejunium) alth. vaſta; litth. paukſztis (avis) goth. fugls; ſlav. plſt (coactile) alth. vilz; ſlav. pjaſt (pugnus) alth. vûſt; πέρας, goth. fêra. — I, 2. nepos, alth. nëvo; κῆπος, alth. hof, hoves; copia, hûfo; ὁπλὴ, altn. hôfr, alth. huof, huoves. — II, 2. litth. obolys, ruß. jabloko, altn. epli, alth. epfili; ruß. obezjana (ſimia) böhm. opice, altn. api, alth. affo. — IV, 1. trituro, angelſ. þërſce, alth. driſcu; tonitru, an- gelſ. þunor, alth. donar; ſlav. trn, tern (ſpina) goth. þaúrnus, alth. dorn. — V. 2. καρδία, cor, cordis, haírtô, hërza; radix, altn. rôt; hoedus, altn. geit, alth. keiƷ; madidus, alth. naƷ; κόνις, κόνιδος, altn. nit, alth. niƷ (ſt. hnit, hniƷ); nidus, ſlav. gniezdo, angelſ. nëſt, alth. nëſt; vielleicht nodus, goth. nati (aus knoten beſtehend) alth. nezi. — VII, 1. κῆπος, hof; copia, hûfo; crinis, hâr; cere- Y y y 2
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nachtrag.
(ei) diamm f. dem (illi) diarr f. der, hiärt f. hert, härt
(cor) u. a. m. zu hören gibt. Fallen nicht auch die
mittelh. ie vor r und h (ſ. 351.) hierher? (vgl. ie vor r
bei Schm. §. 275.). Vor r und h beginnt die verwand-
lung des i und u in ë und o, und reißt hernach allge-
meiner ein; ſo mag ia, ie ſtatt i vor r und h anheben,
dann um ſich greifen. — 580. 581. das verhältnis der
halbvocale v und j (ſ. 9.) zu den ſpiranten v, ſ, h (ſ. 10.)
liegt noch im dunkel, erſtens hat die lingualordnung
gar keinen halbvocal, dann die gutturale einen von der
ſpirans h verſchiednen halbvoc. j, endlich fragt es ſich:
ob der halbvocal v mit der ſpirans v zuſ. fällt? Ich
habe dieſes räthſel ſchon ſ. 187. berührt. Zu beachten
iſt, daß ſich halbvocale (d. h. vocale mit conſonantiſcher
geltung) nur aus i und u entwickeln, nicht aus a, be-
greiflich nicht aus den unurſprünglichen e und o. Und
da wiederum l und r zu u und i werden können, ſind
ſie halbvocaliſch in umgedrehtem ſinn, d. h. conſonan-
ten mit vocaliſcher geltung. Hängt mit jener reicheren
ausſtattung der kehllautsreihe zuſammen, daß ihr zu-
weilen die aſp. entzogen wird? — 583, 33. madidus,
mador, goth. natjan, alth. naƷ — 584, 15. nähme man
eine vierte ſtufe an, ſo würde der laut zur erſten ſtufe
zurückkehren; dahin ließe ſich etwa einzelnes rechnen,
wie das zu ſ. 185. und 526. nachgetragene ch und z in
châpi, hageſtolz, welches aber unorg. ausnahmen ſind;
nie zeigt ſich dergleichen in feſter, geregelter reihe. —
585 bis 588. zu den neun gleichungen folgen hier noch
einige beiſpiele. I, 1. pallidus, litth. palwas, altn. fölr,
alth. valêr; ſlav. poſt (jejunium) alth. vaſta; litth.
paukſztis (avis) goth. fugls; ſlav. plſt (coactile) alth.
vilz; ſlav. pjaſt (pugnus) alth. vûſt; πέρας, goth.
fêra. — I, 2. nepos, alth. nëvo; κῆπος, alth. hof, hoves;
copia, hûfo; ὁπλὴ, altn. hôfr, alth. huof, huoves. —
II, 2. litth. obolys, ruß. jabloko, altn. epli, alth. epfili;
ruß. obezjana (ſimia) böhm. opice, altn. api, alth. affo. —
IV, 1. trituro, angelſ. þërſce, alth. driſcu; tonitru, an-
gelſ. þunor, alth. donar; ſlav. trn, tern (ſpina) goth.
þaúrnus, alth. dorn. — V. 2. καρδία, cor, cordis, haírtô,
hërza; radix, altn. rôt; hoedus, altn. geit, alth. keiƷ;
madidus, alth. naƷ; κόνις, κόνιδος, altn. nit, alth. niƷ (ſt.
hnit, hniƷ); nidus, ſlav. gniezdo, angelſ. nëſt, alth. nëſt;
vielleicht nodus, goth. nati (aus knoten beſtehend) alth.
nezi. — VII, 1. κῆπος, hof; copia, hûfo; crinis, hâr; cere-
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