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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.

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I. althochdeutsche consonanten. labiales.
dem einfachen cons. der wurzeln weban, stiuban, sueban
(cessare, dormire) von denen webbi, stubbi, insuebjan
abstammen. 3) aus dem einfachen der nord. wörter sif,
sifjar; rif gen. pl. rifja; vefr, vefjar. 4) aus der schrei-
bung bp und pb in andern wörtern, wo der vorstehende
doppelvocal den doppelten cons. als tadelhaft erscheinen
läßt, vgl. erlaubpan K. 20a kelaubpames K. 27b truabpe
K. 44b 57a offenbar für laubjan, laubjames, truabje. Und
nun findet sich gerade auch in jenen wörtern ubpeig gl.
hrab. 978. sipbea J. 372. und erlauppe K. 57b. -- FF. das
unorganische dieser gemination die eigentlich phph be-
deutet, habe ich vorhin s. 133. nachgewiesen, auch er-
wähnt, daß zuweilen noch der alte laut p statt ph in
der gemination pp erscheine, z. b. crippea (praesepe)
T. 6, 2. st. cripha, criphea (von criphen, cripfen, vellere).
Ein solches pp darf mit dem vorigen pp nicht vermischt
werden, ist auch bei T. welcher bb schreibt, wohl davon
geschieden und dem strengalth. pph (s. 134.) entsprechend. --
Gemination des v und w tritt durchaus nicht ein. --

Labialverbindungen. Unter den anlautenden beur-
theilen sich pl. pr. bl. br. fl. fr. vl. vr. nach dem. was
üher die einfachen labiales gesagt worden ist, von selbst.
Wegen wl, wr s. 141. Im in- und auslaut beinahe keine
verbindung einer vorstehenden lab. mit andern conso-
nanzen, außer im fall offenbarer contraction, z. b. zuiflon
st. zuifalon. zuivalon. Alleinige erwähnung verdienen
hier die formen fs und ft. FS. (phs) anßer chafsa (capsa)
nur in lefsa, T. 84. lefsura (labium) wefsa (vespa) refsjan
(increpare) und trefs (lolium) entspricht dem sächs. sp.
(wespe, respen, drespe); man verwechsele nicht mit fs das
zusammengezogene fz (nafzen. rofzen st. nafizen, rofozen)
wie im neuh. lefze st. lesse geschehen ist. Ein anlautendes
fs. oder ps. ist der hochd. sprache zuwider, die sogar das
fremde psalmus in salm verweichlicht, psalterium in saltari
(doch bei J. ist psalm beibehalten), psittacus in sittih. --
FT (pht) after, (graft sculptura N. 96, 7.) giscaft (creatura)
-haft, chraft, scrift, gift, stift (machinatio) ofto, luft,
lauft (cursus) wuoft (fletus) etc. (die formen mst oben
s. 124.) Ein schwanken zwischen f und ft beginnt schon
jetzo, indem K. neben wuaf (fletus) wuaft zeigt. Spä-
ter werden -scaf und saf (succus) zu -scaft, saft; um-
gekehrt lauft zu lauf. Das alth. ft erscheint übrigens
consequenter, als das goth. ft (für pt, bt? oben s. 56.)
dem es entspricht.



I. althochdeutſche conſonanten. labiales.
dem einfachen conſ. der wurzeln wëban, ſtiuban, ſuëban
(ceſſare, dormire) von denen wëbbi, ſtubbi, inſuebjan
abſtammen. 3) aus dem einfachen der nord. wörter ſif,
ſifjar; rif gen. pl. rifja; vëfr, vëfjar. 4) aus der ſchrei-
bung bp und pb in andern wörtern, wo der vorſtehende
doppelvocal den doppelten conſ. als tadelhaft erſcheinen
läßt, vgl. erlaubpan K. 20a kelaubpames K. 27b truabpe
K. 44b 57a offenbar für laubjan, laubjames, truabje. Und
nun findet ſich gerade auch in jenen wörtern ubpîg gl.
hrab. 978. ſipbea J. 372. und erlauppe K. 57b. — FF. das
unorganiſche dieſer gemination die eigentlich phph be-
deutet, habe ich vorhin ſ. 133. nachgewieſen, auch er-
wähnt, daß zuweilen noch der alte laut p ſtatt ph in
der gemination pp erſcheine, z. b. crippea (praeſepe)
T. 6, 2. ſt. cripha, criphea (von criphen, cripfen, vellere).
Ein ſolches pp darf mit dem vorigen pp nicht vermiſcht
werden, iſt auch bei T. welcher bb ſchreibt, wohl davon
geſchieden und dem ſtrengalth. pph (ſ. 134.) entſprechend. —
Gemination des v und w tritt durchaus nicht ein. —

Labialverbindungen. Unter den anlautenden beur-
theilen ſich pl. pr. bl. br. fl. fr. vl. vr. nach dem. was
üher die einfachen labiales geſagt worden iſt, von ſelbſt.
Wegen wl, wr ſ. 141. Im in- und auslaut beinahe keine
verbindung einer vorſtehenden lab. mit andern conſo-
nanzen, außer im fall offenbarer contraction, z. b. zuiflôn
ſt. zuifalôn. zuivalôn. Alleinige erwähnung verdienen
hier die formen fs und ft. FS. (phs) anßer chafſa (capſa)
nur in lëfſa, T. 84. lëfſura (labium) wëfſa (veſpa) refſjan
(increpare) und trefs (lolium) entſpricht dem ſächſ. ſp.
(wëſpe, reſpen, dreſpe); man verwechſele nicht mit fs das
zuſammengezogene fz (nafzen. rofzen ſt. nafizen, rofozen)
wie im neuh. lefze ſt. leſſe geſchehen iſt. Ein anlautendes
fſ. oder pſ. iſt der hochd. ſprache zuwider, die ſogar das
fremde pſalmus in ſalm verweichlicht, pſalterium in ſaltâri
(doch bei J. iſt pſalm beibehalten), pſittacus in ſittih. —
FT (pht) after, (graft ſculptura N. 96, 7.) giſcaft (creatura)
-haft, chraft, ſcrift, gift, ſtift (machinatio) ofto, luft,
lauft (curſus) wuoft (fletus) etc. (die formen mſt oben
ſ. 124.) Ein ſchwanken zwiſchen f und ft beginnt ſchon
jetzo, indem K. neben wuaf (fletus) wuaft zeigt. Spä-
ter werden -ſcaf und ſaf (ſuccus) zu -ſcaft, ſaft; um-
gekehrt lauft zu lauf. Das alth. ft erſcheint übrigens
conſequenter, als das goth. ft (für pt, bt? oben ſ. 56.)
dem es entſpricht.



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[149/0175] I. althochdeutſche conſonanten. labiales. dem einfachen conſ. der wurzeln wëban, ſtiuban, ſuëban (ceſſare, dormire) von denen wëbbi, ſtubbi, inſuebjan abſtammen. 3) aus dem einfachen der nord. wörter ſif, ſifjar; rif gen. pl. rifja; vëfr, vëfjar. 4) aus der ſchrei- bung bp und pb in andern wörtern, wo der vorſtehende doppelvocal den doppelten conſ. als tadelhaft erſcheinen läßt, vgl. erlaubpan K. 20a kelaubpames K. 27b truabpe K. 44b 57a offenbar für laubjan, laubjames, truabje. Und nun findet ſich gerade auch in jenen wörtern ubpîg gl. hrab. 978. ſipbea J. 372. und erlauppe K. 57b. — FF. das unorganiſche dieſer gemination die eigentlich phph be- deutet, habe ich vorhin ſ. 133. nachgewieſen, auch er- wähnt, daß zuweilen noch der alte laut p ſtatt ph in der gemination pp erſcheine, z. b. crippea (praeſepe) T. 6, 2. ſt. cripha, criphea (von criphen, cripfen, vellere). Ein ſolches pp darf mit dem vorigen pp nicht vermiſcht werden, iſt auch bei T. welcher bb ſchreibt, wohl davon geſchieden und dem ſtrengalth. pph (ſ. 134.) entſprechend. — Gemination des v und w tritt durchaus nicht ein. — Labialverbindungen. Unter den anlautenden beur- theilen ſich pl. pr. bl. br. fl. fr. vl. vr. nach dem. was üher die einfachen labiales geſagt worden iſt, von ſelbſt. Wegen wl, wr ſ. 141. Im in- und auslaut beinahe keine verbindung einer vorſtehenden lab. mit andern conſo- nanzen, außer im fall offenbarer contraction, z. b. zuiflôn ſt. zuifalôn. zuivalôn. Alleinige erwähnung verdienen hier die formen fs und ft. FS. (phs) anßer chafſa (capſa) nur in lëfſa, T. 84. lëfſura (labium) wëfſa (veſpa) refſjan (increpare) und trefs (lolium) entſpricht dem ſächſ. ſp. (wëſpe, reſpen, dreſpe); man verwechſele nicht mit fs das zuſammengezogene fz (nafzen. rofzen ſt. nafizen, rofozen) wie im neuh. lefze ſt. leſſe geſchehen iſt. Ein anlautendes fſ. oder pſ. iſt der hochd. ſprache zuwider, die ſogar das fremde pſalmus in ſalm verweichlicht, pſalterium in ſaltâri (doch bei J. iſt pſalm beibehalten), pſittacus in ſittih. — FT (pht) after, (graft ſculptura N. 96, 7.) giſcaft (creatura) -haft, chraft, ſcrift, gift, ſtift (machinatio) ofto, luft, lauft (curſus) wuoft (fletus) etc. (die formen mſt oben ſ. 124.) Ein ſchwanken zwiſchen f und ft beginnt ſchon jetzo, indem K. neben wuaf (fletus) wuaft zeigt. Spä- ter werden -ſcaf und ſaf (ſuccus) zu -ſcaft, ſaft; um- gekehrt lauft zu lauf. Das alth. ft erſcheint übrigens conſequenter, als das goth. ft (für pt, bt? oben ſ. 56.) dem es entſpricht.

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/175>, abgerufen am 25.11.2024.