den aus ag, wie die zuletzt genannten praet. tha, va, fra, la, ma, vermuthl. auch la (aequor) vgl. mit lögr; andere aus av, wie a (ovis) fa- (paulo) ha (foenum) stra; andere aus eih, wie a (habet) ra (caprea) fa (splen- dor) ta (vgl. oben s. 90.); andere aus ah, wie a (flu- men) sma, spa; andere aus auh, wie ha-; aus an, wie a (in) andere haben ein organ. a, wie na (prope) pa, bla, gra etc., einige bleiben ungewiß, endlich schei- nen einige aus dem bloßen kurzen a allmählig verlän- gert worden zu seyn, wie ja, sa, tha; sva vertritt bei- des, das goth. sva und sve. --
(EE) e; so häufig die altn. mundart a braucht, so selten e, welches weder dem goth. noch alth. e ent- spricht, wohl aber meistens dem sächsischen. Man un- terscheide folgende fälle:
1) e ist unorgan. zusammenziehung und dem (ersten) alth. ia gleich. Hierher gehören vornämlich die ab- laute gret, let, blet, het, bles, lek, fell, geck, feck, heck, helt; selbst die aussprache läßt noch den vor- schlag eines leisen i hören, griet, liet, mit dem ac- cent auf e, also griet, weshalb auch Rask §. 17. je vor einfacher, jä vor doppelter consonanz zu sprechen lehrt, dem alth. ia, ie gerade entgegengesetzt, wel- ches den vordern vocal betont, ia, ie (oben s. 104. note. s. 105.) Wie diese ablaute sind noch einzelne, wiewohl wenige fälle zu beurtheilen, als: her (heic) bref (epistola).
2) auslautend steht e theils für das organische iu, als: tre (arbor) kne (genu) -- theils für eih, eig, als: fe (goth. faihu) se (goth. saihva) hne-(neben hneig, goth. hnaig, angels. hnah) se (neben seig, angels. sah); theils für ei, als: se (sim) und gar das kurze i, als ne (non). Zweifelhaft sind mir re (aequitas) spe (lu- dibrium) und ve (sacra, für veih?) welches letztere ohne dehnzeichen bei Biörn und Rask vorkommt, Die aussprache aller dieser auslaute mag ebenfalls ie seyn, wie sich auch spie neben spe geschrieben findet.
3) vor tt, welches aus ht entspringt, wandelt sich das kurze e in e, als: frett (responsum) lettr (levis) rettr (jus) sett (senio) slettr (planus) *) nicht aber vor an- derm tt, z. b. settr (compositus) brettr (curvus) etc.
*) Sollte nicht auch vettr (alth. wiht, goth. vaihts) stehen? Biörn hat vettugi und vaettr.
I. altnordiſche vocale.
den aus ag, wie die zuletzt genannten praet. þâ, vâ, frâ, lâ, mâ, vermuthl. auch lâ (aequor) vgl. mit lögr; andere aus av, wie â (ovis) fâ- (paulo) hâ (foenum) ſtrâ; andere aus eih, wie â (habet) râ (caprea) fâ (ſplen- dor) tâ (vgl. oben ſ. 90.); andere aus ah, wie â (flu- men) ſmâ, ſpâ; andere aus auh, wie hâ-; aus an, wie â (in) andere haben ein organ. â, wie nâ (prope) pâ, blâ, grâ etc., einige bleiben ungewiß, endlich ſchei- nen einige aus dem bloßen kurzen a allmählig verlän- gert worden zu ſeyn, wie jâ, ſâ, þâ; ſvâ vertritt bei- des, das goth. ſva und ſvê. —
(EE) ê; ſo häufig die altn. mundart â braucht, ſo ſelten ê, welches weder dem goth. noch alth. ê ent- ſpricht, wohl aber meiſtens dem ſächſiſchen. Man un- terſcheide folgende fälle:
1) ê iſt unorgan. zuſammenziehung und dem (erſten) alth. ia gleich. Hierher gehören vornämlich die ab- laute grêt, lêt, blêt, hêt, blês, lêk, fêll, gêck, fêck, hêck, hêlt; ſelbſt die ausſprache läßt noch den vor- ſchlag eines leiſen i hören, griet, liet, mit dem ac- cent auf e, alſo griét, weshalb auch Raſk §. 17. je vor einfacher, jä vor doppelter conſonanz zu ſprechen lehrt, dem alth. ia, ie gerade entgegengeſetzt, wel- ches den vordern vocal betont, ía, íe (oben ſ. 104. note. ſ. 105.) Wie dieſe ablaute ſind noch einzelne, wiewohl wenige fälle zu beurtheilen, als: hêr (hîc) brêf (epiſtola).
2) auslautend ſteht ê theils für das organiſche iu, als: trê (arbor) knê (genu) — theils für eih, eig, als: fê (goth. faíhu) ſê (goth. ſaíhva) hnê-(neben hneig, goth. hnáig, angelſ. hnâh) ſê (neben ſeig, angelſ. ſâh); theils für î, als: ſê (ſim) und gar das kurze i, als nê (non). Zweifelhaft ſind mir rê (aequitas) ſpê (lu- dibrium) und vê (ſacra, für vîh?) welches letztere ohne dehnzeichen bei Biörn und Raſk vorkommt, Die ausſprache aller dieſer auslaute mag ebenfalls ié ſeyn, wie ſich auch ſpie neben ſpê geſchrieben findet.
3) vor tt, welches aus ht entſpringt, wandelt ſich das kurze ë in ê, als: frêtt (reſponſum) lêttr (levis) rêttr (jus) ſêtt (ſenio) ſlêttr (planus) *) nicht aber vor an- derm tt, z. b. ſettr (compoſitus) brettr (curvus) etc.
*) Sollte nicht auch vêttr (alth. wiht, goth. vaíhts) ſtehen? Biörn hat vettugi und vættr.
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I. altnordiſche vocale.
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andere aus av, wie â (ovis) fâ- (paulo) hâ (foenum)
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dor) tâ (vgl. oben ſ. 90.); andere aus ah, wie â (flu-
men) ſmâ, ſpâ; andere aus auh, wie hâ-; aus an, wie
â (in) andere haben ein organ. â, wie nâ (prope) pâ,
blâ, grâ etc., einige bleiben ungewiß, endlich ſchei-
nen einige aus dem bloßen kurzen a allmählig verlän-
gert worden zu ſeyn, wie jâ, ſâ, þâ; ſvâ vertritt bei-
des, das goth. ſva und ſvê. —
(EE) ê; ſo häufig die altn. mundart â braucht, ſo
ſelten ê, welches weder dem goth. noch alth. ê ent-
ſpricht, wohl aber meiſtens dem ſächſiſchen. Man un-
terſcheide folgende fälle:
1) ê iſt unorgan. zuſammenziehung und dem (erſten)
alth. ia gleich. Hierher gehören vornämlich die ab-
laute grêt, lêt, blêt, hêt, blês, lêk, fêll, gêck, fêck,
hêck, hêlt; ſelbſt die ausſprache läßt noch den vor-
ſchlag eines leiſen i hören, griet, liet, mit dem ac-
cent auf e, alſo griét, weshalb auch Raſk §. 17. je
vor einfacher, jä vor doppelter conſonanz zu ſprechen
lehrt, dem alth. ia, ie gerade entgegengeſetzt, wel-
ches den vordern vocal betont, ía, íe (oben ſ. 104.
note. ſ. 105.) Wie dieſe ablaute ſind noch einzelne,
wiewohl wenige fälle zu beurtheilen, als: hêr (hîc)
brêf (epiſtola).
2) auslautend ſteht ê theils für das organiſche iu, als:
trê (arbor) knê (genu) — theils für eih, eig, als: fê
(goth. faíhu) ſê (goth. ſaíhva) hnê-(neben hneig,
goth. hnáig, angelſ. hnâh) ſê (neben ſeig, angelſ. ſâh);
theils für î, als: ſê (ſim) und gar das kurze i, als
nê (non). Zweifelhaft ſind mir rê (aequitas) ſpê (lu-
dibrium) und vê (ſacra, für vîh?) welches letztere
ohne dehnzeichen bei Biörn und Raſk vorkommt,
Die ausſprache aller dieſer auslaute mag ebenfalls ié
ſeyn, wie ſich auch ſpie neben ſpê geſchrieben findet.
3) vor tt, welches aus ht entſpringt, wandelt ſich das
kurze ë in ê, als: frêtt (reſponſum) lêttr (levis) rêttr
(jus) ſêtt (ſenio) ſlêttr (planus) *) nicht aber vor an-
derm tt, z. b. ſettr (compoſitus) brettr (curvus) etc.
*) Sollte nicht auch vêttr (alth. wiht, goth. vaíhts) ſtehen?
Biörn hat vettugi und vættr.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/314>, abgerufen am 22.11.2024.
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