den inlaut sch. Andere bss. setzen wohl tsch f. sch, als tschionataulander, und selbst Parc. 122b tschanpfanzaun.
in- und auslautende lingualverbindungen. Von SCH gilt das so eben beim anlaut gesagte, während die gl. her- rad. visch, eßisch, raetische etc. schreiben, hat der s. gall. Parc. und cöln. Wigal. oft noch visc, tisc, viscaere etc. Die wichtigsten beisp. sind: asche (cinis) asche (piscis) waschen- walt (vosagus) waschen (lavare). naschen (ligurire) chli- basche (genus cibi? slav. chleb, panis). carrasche (vehi- culum) hasche (securis) haruasch (thorax) pfasch (via an- gusta) tasche (pera) quaschiure (vulnus) munsalvaesche (Parc. 140a) dreschen, erleschen, pfneschen (fremere) visch. tisch. wisch. frisch. risch (vegetus) mischen. hischen (singultire) endungen -isch, -ische; frosch (rana) rösche (asper) lösche (corium rubicundum) nusche (sibula) züschen (a. Tit. 156.) fleisch freischen (fando audire) heischen (postulare) rauschen (stridere) tiusch (st. diutisch) kiusche (castus) gebinsche (fragor) getiusche (sallacia). Von cons. leidet sch fast nur liq. vor sich, vgl. falsch (falsus) clin- schor (n. pr.) wünschen (optare) mensche (homo) hei- densch (gentilis) hersch (M. S. 1, 117a) toersch (stultus) vorschen (inquirere), doch auch f. in hofsch st, hovesch; es sind meist syncopierte oder fremde wörter. Das sch in den fremden wörtern verdient besondere aufmerksam- keit; gleich dem anlautenden gründet es sich theils auf sc (tasche, tasca; flasche, flasca; hasche, ascia) *) theils auf ein bloßes s. vgl. harnasch, harnese, harnes; pfasch, passus, pas; wasche (vosagus) falsch, fals, faux und clinschor (wie stets im Parc.) ist richtiger als clinsor (M. S. 2, 6a. b.) ganz verwerflich aber clingesor oder clingeßor; die rom. quelle kann clensor gehabt haben (ens wandelt sich in ins, wie census in cins, vgl. oben s. 388. 395.). Da die verwandlungen des s in sch steigen (neuh. lauschen, herr- schen, wirsch; alth. losan, herrison, wirs etc.) so scheint mir daraus die dem neuh. sch gleiche aussprache des mittelh. sch (oder sc) zu folgen **). -- TSCH. sehr sel- ten, vgl. getschen:stetschen (M. S. 2, 190b) bisweilen in fremden wörtern statt sch, ala muntsalvatsche (a. Tit. 12.) quatschiure und quetschen. -- SP. nur in: haspel (troch.
*) Zuweilen auf j vgl. onwe (anjou) schoie (joie).
**) Umgedreht wird, aber selten, sch zu s, vgl. erlaste (f. er- laschte): glaste Barl. 321. Wilh. 3, 230b 410b; eisten (f. eischten): leisten Maria 218. fris (st. frisch) : gewis Wilh. 3, 83a.
I. mittelhochdeutſche conſonanten. linguales.
den inlaut ſch. Andere bſſ. ſetzen wohl tſch f. ſch, als tſchionàtûlander, und ſelbſt Parc. 122b tſchanpfanzûn.
in- und auslautende lingualverbindungen. Von SCH gilt das ſo eben beim anlaut geſagte, während die gl. her- rad. viſch, eƷƷiſch, rætiſche etc. ſchreiben, hat der ſ. gall. Parc. und cöln. Wigal. oft noch viſc, tiſc, viſcære etc. Die wichtigſten beiſp. ſind: aſche (cinis) aſche (piſcis) wâſchen- walt (voſagus) waſchen (lavare). naſchen (ligurire) chlì- baſche (genus cibi? ſlav. chleb, panis). carraſche (vehi- culum) haſche (ſecuris) haruaſch (thorax) pfaſch (via an- guſta) taſche (pera) quaſchiure (vulnus) munſalvæſche (Parc. 140a) drëſchen, erlëſchen, pfnëſchen (fremere) viſch. tiſch. wiſch. friſch. riſch (vegetus) miſchen. hiſchen (ſingultire) endungen -iſch, -iſche; froſch (rana) röſche (aſper) löſche (corium rubicundum) nuſche (ſibula) züſchen (a. Tit. 156.) fleiſch freiſchen (fando audire) heiſchen (poſtulare) rûſchen (ſtridere) tiuſch (ſt. diutiſch) kiuſche (caſtus) gebinſche (fragor) getiuſche (ſallacia). Von conſ. leidet ſch faſt nur liq. vor ſich, vgl. falſch (falſus) clin- ſchôr (n. pr.) wünſchen (optare) menſche (homo) hei- denſch (gentilis) herſch (M. S. 1, 117a) tœrſch (ſtultus) vorſchen (inquirere), doch auch f. in hofſch ſt, hoveſch; es ſind meiſt ſyncopierte oder fremde wörter. Das ſch in den fremden wörtern verdient beſondere aufmerkſam- keit; gleich dem anlautenden gründet es ſich theils auf ſc (taſche, taſca; flaſche, flaſca; haſche, aſcia) *) theils auf ein bloßes ſ. vgl. harnaſch, harneſe, harnes; pfaſch, paſſus, pas; wâſche (voſagus) falſch, fals, faux und clinſchôr (wie ſtets im Parc.) iſt richtiger als clinſôr (M. S. 2, 6a. b.) ganz verwerflich aber clingeſor oder clingeƷor; die rom. quelle kann clenſor gehabt haben (ens wandelt ſich in ins, wie cenſus in cins, vgl. oben ſ. 388. 395.). Da die verwandlungen des ſ in ſch ſteigen (neuh. lauſchen, herr- ſchen, wirſch; alth. loſan, hërriſôn, wirs etc.) ſo ſcheint mir daraus die dem neuh. ſch gleiche ausſprache des mittelh. ſch (oder ſc) zu folgen **). — TSCH. ſehr ſel- ten, vgl. getſchen:ſtetſchen (M. S. 2, 190b) bisweilen in fremden wörtern ſtatt ſch, ala muntſalvatſche (a. Tit. 12.) quatſchiure und quetſchen. — SP. nur in: haſpel (troch.
*) Zuweilen auf j vgl. onwe (anjou) ſchoie (joie).
**) Umgedreht wird, aber ſelten, ſch zu ſ, vgl. erlaſte (f. er- laſchte): glaſte Barl. 321. Wilh. 3, 230b 410b; eiſten (f. eiſchten): leiſten Maria 218. fris (ſt. friſch) : gewis Wilh. 3, 83a.
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I. mittelhochdeutſche conſonanten. linguales.
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tſchionàtûlander, und ſelbſt Parc. 122b tſchanpfanzûn.
in- und auslautende lingualverbindungen. Von SCH
gilt das ſo eben beim anlaut geſagte, während die gl. her-
rad. viſch, eƷƷiſch, rætiſche etc. ſchreiben, hat der ſ. gall.
Parc. und cöln. Wigal. oft noch viſc, tiſc, viſcære etc. Die
wichtigſten beiſp. ſind: aſche (cinis) aſche (piſcis) wâſchen-
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(Parc. 140a) drëſchen, erlëſchen, pfnëſchen (fremere) viſch.
tiſch. wiſch. friſch. riſch (vegetus) miſchen. hiſchen
(ſingultire) endungen -iſch, -iſche; froſch (rana) röſche
(aſper) löſche (corium rubicundum) nuſche (ſibula) züſchen
(a. Tit. 156.) fleiſch freiſchen (fando audire) heiſchen
(poſtulare) rûſchen (ſtridere) tiuſch (ſt. diutiſch) kiuſche
(caſtus) gebinſche (fragor) getiuſche (ſallacia). Von conſ.
leidet ſch faſt nur liq. vor ſich, vgl. falſch (falſus) clin-
ſchôr (n. pr.) wünſchen (optare) menſche (homo) hei-
denſch (gentilis) herſch (M. S. 1, 117a) tœrſch (ſtultus)
vorſchen (inquirere), doch auch f. in hofſch ſt, hoveſch;
es ſind meiſt ſyncopierte oder fremde wörter. Das ſch
in den fremden wörtern verdient beſondere aufmerkſam-
keit; gleich dem anlautenden gründet es ſich theils auf
ſc (taſche, taſca; flaſche, flaſca; haſche, aſcia) *) theils
auf ein bloßes ſ. vgl. harnaſch, harneſe, harnes; pfaſch,
paſſus, pas; wâſche (voſagus) falſch, fals, faux und clinſchôr
(wie ſtets im Parc.) iſt richtiger als clinſôr (M. S. 2, 6a. b.)
ganz verwerflich aber clingeſor oder clingeƷor; die rom.
quelle kann clenſor gehabt haben (ens wandelt ſich in
ins, wie cenſus in cins, vgl. oben ſ. 388. 395.). Da die
verwandlungen des ſ in ſch ſteigen (neuh. lauſchen, herr-
ſchen, wirſch; alth. loſan, hërriſôn, wirs etc.) ſo ſcheint
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*) Zuweilen auf j vgl. onwe (anjou) ſchoie (joie).
**) Umgedreht wird, aber ſelten, ſch zu ſ, vgl. erlaſte (f. er-
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Wilh. 3, 83a.
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/447>, abgerufen am 22.11.2024.
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