überdem die alth. kk und gg schwanken (s. 193. 194.) und die gem. des g. in andern fällen, wo man sie er- warten sollte (z. b. in ligen, legen, sagen sächs. liggen, leggen, seggen) nicht gilt; da endlich pp. das bb. ver- tritt (s. 406); so war vermuthlich schon im gemeinmit- telh. das gefühl für jenen unterschied stumpfer, als in einzelnen mundarten. Wer ihn strenge handhaben will, kann sich im zweifel aus den sächs. fries. und nord. sprachen belehren (vgl. s. 221. 264. 279. 324.) Fehler- haft steht gg nach consonanten, z. b. zirgget, zingge (M. S. 2, 124b 166a) statt k. --
gutturalverbiudungen. 1) anlautende KL. KN. KR. GL. GN. GR-, aus den glossarien zu ersehen; gn. wohl nur in gnaben (serpere?) gneiste (scintilla, f. geneiste? also wie gnade f. genade u. a. m.) von dem sich zuwei- len unentbehrlich machenden vorstehenden ge- mehre- res in der wortbildnngslehre. QU bloß in einigen wör- tern, und schwankt in k über, d. h. zwischen k und folgendem a, i kann u ausfallen, als: queln, quil, qual, qualen oder kil, kal; queit und keit (ait); quam, kam; nicht leicht vor andern, also kein keln, kec, kelle f. queln, quec, quelle etc. zuweilen mischt sich u mit dem folg. voc. und zeugt ein kurzes o, in kom f. quam, kone f. quene, komen (inf.) f. quemen. Fremden wör- tern bleibt ihr qu, als quaschiure (vulnus). Es versteht sich, daß vor u jederzeit k für qu. eintritt: kunft, ko- men (part. goth. qvumaus) -- 2) in- und auslautende. HS. den alth. belegen (s. 197.) läßt sich wenig zufügen (einige derselben sind sogar unbräuchlich geworden): dehsen, dahs (linum frangere) sahsen (saxones) ungejah- sen (in einem ungedr. liede Neitharts, vielleicht unge- lahsen, das noch H. Sachs nöthig braucht) buhs (M. S. 2, 206a) wehsel (vicissitudo) draehsel (tornarius Parc. 62a draechsel aber unrichtig; anders verhält es sich mit reich- sen, geleichsen) einige wörter schwanken auch in das niederd. ss, namentlich gilt durchgängig was, wasses (acer) wie schon alth. huas, huasses (doch daneben noch im 10. 11. 12. jahrh. wahs, wahses fr. belli far. 3020. wahssam) vgl. wasse:masse (schmiede 1020.) Trist. 65b reimen was (acer) : scharsas, schwerlich wahs:scharsahs zu lesen; Maria 210. sehse:wesse (scivit); entschiedner bei Herbort 4d 20b 86d was (fuit):vas (capillus 57c gras (gramen):sas (culter). X. eigentlich nur in frem- den wörtern gültig als pfinxtac (Parc. 52a Nib. 5473.) pfinxtmorgen (Nib. 1197.) in voller form aber pfingest
I. mittelhochdeutſche conſonanten. gutturales.
überdem die alth. kk und gg ſchwanken (ſ. 193. 194.) und die gem. des g. in andern fällen, wo man ſie er- warten ſollte (z. b. in ligen, legen, ſagen ſächſ. liggen, leggen, ſeggen) nicht gilt; da endlich pp. das bb. ver- tritt (ſ. 406); ſo war vermuthlich ſchon im gemeinmit- telh. das gefühl für jenen unterſchied ſtumpfer, als in einzelnen mundarten. Wer ihn ſtrenge handhaben will, kann ſich im zweifel aus den ſächſ. frieſ. und nord. ſprachen belehren (vgl. ſ. 221. 264. 279. 324.) Fehler- haft ſteht gg nach conſonanten, z. b. zirgget, zingge (M. S. 2, 124b 166a) ſtatt k. —
gutturalverbiudungen. 1) anlautende KL. KN. KR. GL. GN. GR-, aus den gloſſarien zu erſehen; gn. wohl nur in gnaben (ſerpere?) gneiſte (ſcintilla, f. geneiſte? alſo wie gnâde f. genâde u. a. m.) von dem ſich zuwei- len unentbehrlich machenden vorſtehenden ge- mehre- res in der wortbildnngslehre. QU bloß in einigen wör- tern, und ſchwankt in k über, d. h. zwiſchen k und folgendem a, i kann u ausfallen, als: quëln, quil, qual, quâlen oder kil, kal; quît und kît (aït); quam, kam; nicht leicht vor andern, alſo kein këln, këc, këlle f. queln, quëc, quëlle etc. zuweilen miſcht ſich u mit dem folg. voc. und zeugt ein kurzes o, in kom f. quam, kone f. quëne, komen (inf.) f. quëmen. Fremden wör- tern bleibt ihr qu, als quaſchiure (vulnus). Es verſteht ſich, daß vor u jederzeit k für qu. eintritt: kunft, ko- men (part. goth. qvumaus) — 2) in- und auslautende. HS. den alth. belegen (ſ. 197.) läßt ſich wenig zufügen (einige derſelben ſind ſogar unbräuchlich geworden): dëhſen, dahs (linum frangere) ſahſen (ſaxones) ungejah- ſen (in einem ungedr. liede Nîtharts, vielleicht unge- lahſen, das noch H. Sachs nöthig braucht) buhs (M. S. 2, 206a) wëhſel (viciſſitudo) dræhſel (tornarius Parc. 62a dræchſel aber unrichtig; anders verhält es ſich mit rîch- ſen, gelîchſen) einige wörter ſchwanken auch in das niederd. ſſ, namentlich gilt durchgängig was, waſſes (acer) wie ſchon alth. huas, huaſſes (doch daneben noch im 10. 11. 12. jahrh. wahs, wahſes fr. belli far. 3020. wahsſam) vgl. waſſe:maſſe (ſchmiede 1020.) Triſt. 65b reimen was (acer) : ſcharſas, ſchwerlich wahs:ſcharſahs zu leſen; Maria 210. ſëhſe:wëſſe (ſcivit); entſchiedner bei Herbort 4d 20b 86d was (fuit):vas (capillus 57c gras (gramen):ſas (culter). X. eigentlich nur in frem- den wörtern gültig als pfinxtac (Parc. 52a Nib. 5473.) pfinxtmorgen (Nib. 1197.) in voller form aber pfingeſt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0468"n="442"/><fwplace="top"type="header">I. <hirendition="#i">mittelhochdeutſche conſonanten. gutturales.</hi></fw><lb/>
überdem die alth. kk und gg ſchwanken (ſ. 193. 194.)<lb/>
und die gem. des g. in andern fällen, wo man ſie er-<lb/>
warten ſollte (z. b. in ligen, legen, ſagen ſächſ. liggen,<lb/>
leggen, ſeggen) nicht gilt; da endlich pp. das bb. ver-<lb/>
tritt (ſ. 406); ſo war vermuthlich ſchon im gemeinmit-<lb/>
telh. das gefühl für jenen unterſchied ſtumpfer, als in<lb/>
einzelnen mundarten. Wer ihn ſtrenge handhaben will,<lb/>
kann ſich im zweifel aus den ſächſ. frieſ. und nord.<lb/>ſprachen belehren (vgl. ſ. 221. 264. 279. 324.) Fehler-<lb/>
haft ſteht gg nach conſonanten, z. b. zirgget, zingge<lb/>
(M. S. 2, 124<hirendition="#sup">b</hi> 166<hirendition="#sup">a</hi>) ſtatt k. —</p><lb/><p><hirendition="#i">gutturalverbiudungen.</hi> 1) anlautende KL. KN. KR.<lb/>
GL. GN. GR-, aus den gloſſarien zu erſehen; <hirendition="#i">gn</hi>. wohl<lb/>
nur in gnaben (ſerpere?) gneiſte (ſcintilla, f. geneiſte?<lb/>
alſo wie gnâde f. genâde u. a. m.) von dem ſich zuwei-<lb/>
len unentbehrlich machenden vorſtehenden ge- mehre-<lb/>
res in der wortbildnngslehre. QU bloß in einigen wör-<lb/>
tern, und ſchwankt in k über, d. h. zwiſchen k und<lb/>
folgendem a, i kann u ausfallen, als: quëln, quil, qual,<lb/>
quâlen oder kil, kal; quît und kît (aït); quam, kam;<lb/>
nicht leicht vor andern, alſo kein këln, këc, këlle f.<lb/>
queln, quëc, quëlle etc. zuweilen miſcht ſich u mit dem<lb/>
folg. voc. und zeugt ein kurzes o, in kom f. quam,<lb/>
kone f. quëne, komen (inf.) f. quëmen. Fremden wör-<lb/>
tern bleibt ihr qu, als quaſchiure (vulnus). Es verſteht<lb/>ſich, daß vor u jederzeit k für qu. eintritt: kunft, ko-<lb/>
men (part. goth. qvumaus) — 2) in- und auslautende.<lb/>
HS. den alth. belegen (ſ. 197.) läßt ſich wenig zufügen<lb/>
(einige derſelben ſind ſogar unbräuchlich geworden):<lb/>
dëhſen, dahs (linum frangere) ſahſen (ſaxones) ungejah-<lb/>ſen (in einem ungedr. liede Nîtharts, vielleicht unge-<lb/>
lahſen, das noch H. Sachs nöthig braucht) buhs (M. S.<lb/>
2, 206<hirendition="#sup">a</hi>) wëhſel (viciſſitudo) dræhſel (tornarius Parc. 62<hirendition="#sup">a</hi><lb/>
dræchſel aber unrichtig; anders verhält es ſich mit rîch-<lb/>ſen, gelîchſen) einige wörter ſchwanken auch in das<lb/>
niederd. ſſ, namentlich gilt durchgängig was, waſſes<lb/>
(acer) wie ſchon alth. huas, huaſſes (doch daneben noch<lb/>
im 10. 11. 12. jahrh. wahs, wahſes fr. belli far. 3020.<lb/>
wahsſam) vgl. waſſe:maſſe (ſchmiede 1020.) Triſt. 65<hirendition="#sup">b</hi><lb/>
reimen was (acer) : ſcharſas, ſchwerlich wahs:ſcharſahs<lb/>
zu leſen; Maria 210. ſëhſe:wëſſe (ſcivit); entſchiedner<lb/>
bei Herbort 4<hirendition="#sup">d</hi> 20<hirendition="#sup">b</hi> 86<hirendition="#sup">d</hi> was (fuit):vas (capillus 57<hirendition="#sup">c</hi><lb/>
gras (gramen):ſas (culter). X. eigentlich nur in frem-<lb/>
den wörtern gültig als pfinxtac (Parc. 52<hirendition="#sup">a</hi> Nib. 5473.)<lb/>
pfinxtmorgen (Nib. 1197.) in voller form aber pfingeſt<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[442/0468]
I. mittelhochdeutſche conſonanten. gutturales.
überdem die alth. kk und gg ſchwanken (ſ. 193. 194.)
und die gem. des g. in andern fällen, wo man ſie er-
warten ſollte (z. b. in ligen, legen, ſagen ſächſ. liggen,
leggen, ſeggen) nicht gilt; da endlich pp. das bb. ver-
tritt (ſ. 406); ſo war vermuthlich ſchon im gemeinmit-
telh. das gefühl für jenen unterſchied ſtumpfer, als in
einzelnen mundarten. Wer ihn ſtrenge handhaben will,
kann ſich im zweifel aus den ſächſ. frieſ. und nord.
ſprachen belehren (vgl. ſ. 221. 264. 279. 324.) Fehler-
haft ſteht gg nach conſonanten, z. b. zirgget, zingge
(M. S. 2, 124b 166a) ſtatt k. —
gutturalverbiudungen. 1) anlautende KL. KN. KR.
GL. GN. GR-, aus den gloſſarien zu erſehen; gn. wohl
nur in gnaben (ſerpere?) gneiſte (ſcintilla, f. geneiſte?
alſo wie gnâde f. genâde u. a. m.) von dem ſich zuwei-
len unentbehrlich machenden vorſtehenden ge- mehre-
res in der wortbildnngslehre. QU bloß in einigen wör-
tern, und ſchwankt in k über, d. h. zwiſchen k und
folgendem a, i kann u ausfallen, als: quëln, quil, qual,
quâlen oder kil, kal; quît und kît (aït); quam, kam;
nicht leicht vor andern, alſo kein këln, këc, këlle f.
queln, quëc, quëlle etc. zuweilen miſcht ſich u mit dem
folg. voc. und zeugt ein kurzes o, in kom f. quam,
kone f. quëne, komen (inf.) f. quëmen. Fremden wör-
tern bleibt ihr qu, als quaſchiure (vulnus). Es verſteht
ſich, daß vor u jederzeit k für qu. eintritt: kunft, ko-
men (part. goth. qvumaus) — 2) in- und auslautende.
HS. den alth. belegen (ſ. 197.) läßt ſich wenig zufügen
(einige derſelben ſind ſogar unbräuchlich geworden):
dëhſen, dahs (linum frangere) ſahſen (ſaxones) ungejah-
ſen (in einem ungedr. liede Nîtharts, vielleicht unge-
lahſen, das noch H. Sachs nöthig braucht) buhs (M. S.
2, 206a) wëhſel (viciſſitudo) dræhſel (tornarius Parc. 62a
dræchſel aber unrichtig; anders verhält es ſich mit rîch-
ſen, gelîchſen) einige wörter ſchwanken auch in das
niederd. ſſ, namentlich gilt durchgängig was, waſſes
(acer) wie ſchon alth. huas, huaſſes (doch daneben noch
im 10. 11. 12. jahrh. wahs, wahſes fr. belli far. 3020.
wahsſam) vgl. waſſe:maſſe (ſchmiede 1020.) Triſt. 65b
reimen was (acer) : ſcharſas, ſchwerlich wahs:ſcharſahs
zu leſen; Maria 210. ſëhſe:wëſſe (ſcivit); entſchiedner
bei Herbort 4d 20b 86d was (fuit):vas (capillus 57c
gras (gramen):ſas (culter). X. eigentlich nur in frem-
den wörtern gültig als pfinxtac (Parc. 52a Nib. 5473.)
pfinxtmorgen (Nib. 1197.) in voller form aber pfingeſt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/468>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.