tisch aele, ärme, taege, hälme, lüchse) bilden, während die analogen: darm, schlag, qualm, mund, schlund, fuchs der vierten decl. folgen. Selbst die mehrsilbigen bildungen -el, -en, -er, sobald der umlaut ihren wur- zelvocal treffen kann, unterliegen ihm und fallen in die vierte decl. (ausg. morgen, pl. morgen, nicht mörgen). 3) umlautsfähige wörter, deren pl. ungebräuchlich ist, entscheiden sich für keine von beiden decl. z. b. bann, dank, sand, haß, haft, harm, amboß, trost, rost, rost, hort, stolz, tod, zorn, raum, mauth, graus (horror) staub, bau, thau etc. Einige sind durch veränderung des geschlechts dem zweifel über um -oder nichtum- laut entgangen, z. b. die jetzigen neutra: los, lob etc., oder femin. locke, maene (juba) etc. 4) einige sind theilweise oder ganz in die schwache form ausgewichen. Die letztere art gebe ich unten bei der schw. decl. an. Bloß den pl. machen schwach, mit bleibendem starken sing., folgende: se, seen; dorn, dornen; mast, masten; bolz, bolzen; stachel, stacheln; einige schwanken, z. b. gau, thron im pl. bald -e, bald -en. 5) dagegen treten weit mehrere, org. schwache, in die starke form über; ihr verzeichnis bei der schw. decl. 6) wegfall des casus -e. a) des siummen wie im mit- telh durchgehends nach liquidis. Nur sind wegen be- schränkung des stummen e die fälle nicht mehr die- selben. Da nämlich (s. 518.) kil und stil jetzt zu keil, steil (geschrieben kiel, stiel) werden, erscheint in ihren flexionen kein stummer vocal, sondern ein bloß ton- loser, der nicht weggeworfen wird. Dagegen tritt in allen mehrsilbigen kürzung ein, sowohl in denen mit organisch langer wurzel (engel, reigen, finger) als mit org. kurzer, unorg. verlängerter (esel, regen, eber). Vergleicht man hier das neuh. mit dem mittelh. so declinieren in beiden perioden wörter wie engel, reigen, finger völlig übereins, wörter wie keil und eber:
(mhd.) kil
pl. kil
eber
pl. eber-e
kil-s
kil
eber-es
eber-e
kil
kil-n
eber-e
eber-en
kil
kil
eber
eber-e
(nhd.) keil
pl. keil-e
eber
pl. eber
keil-es
keil-e
eber-s
eber
keil-e
keil-en
eber
eber-n
keil
keil-e
eber
eber
II. neuhochd. ſubſt. ſtarkes maſc. erſte decl.
tiſch æle, ärme, tæge, hälme, lüchſe) bilden, während die analogen: darm, ſchlag, qualm, mund, ſchlund, fuchs der vierten decl. folgen. Selbſt die mehrſilbigen bildungen -el, -en, -er, ſobald der umlaut ihren wur- zelvocal treffen kann, unterliegen ihm und fallen in die vierte decl. (ausg. morgen, pl. morgen, nicht mörgen). 3) umlautsfähige wörter, deren pl. ungebräuchlich iſt, entſcheiden ſich für keine von beiden decl. z. b. bann, dank, ſand, haß, haft, harm, ambôß, trôſt, rôſt, roſt, hort, ſtolz, tôd, zorn, rûm, mûth, graus (horror) ſtaub, bau, thau etc. Einige ſind durch veränderung des geſchlechts dem zweifel über um -oder nichtum- laut entgangen, z. b. die jetzigen neutra: lôs, lôb etc., oder femin. locke, mæne (juba) etc. 4) einige ſind theilweiſe oder ganz in die ſchwache form ausgewichen. Die letztere art gebe ich unten bei der ſchw. decl. an. Bloß den pl. machen ſchwach, mit bleibendem ſtarken ſing., folgende: ſê, ſêen; dorn, dornen; maſt, maſten; bolz, bolzen; ſtachel, ſtacheln; einige ſchwanken, z. b. gau, thrôn im pl. bald -e, bald -en. 5) dagegen treten weit mehrere, org. ſchwache, in die ſtarke form über; ihr verzeichnis bei der ſchw. decl. 6) wegfall des caſus -e. α) des ſiummen wie im mit- telh durchgehends nach liquidis. Nur ſind wegen be- ſchränkung des ſtummen e die fälle nicht mehr die- ſelben. Da nämlich (ſ. 518.) kil und ſtil jetzt zu kîl, ſtîl (geſchrieben kiel, ſtiel) werden, erſcheint in ihren flexionen kein ſtummer vocal, ſondern ein bloß ton- loſer, der nicht weggeworfen wird. Dagegen tritt in allen mehrſilbigen kürzung ein, ſowohl in denen mit organiſch langer wurzel (engel, reigen, finger) als mit org. kurzer, unorg. verlängerter (êſel, rêgen, êber). Vergleicht man hier das neuh. mit dem mittelh. ſo declinieren in beiden perioden wörter wie engel, reigen, finger völlig übereins, wörter wie kîl und êber:
(mhd.) kil
pl. kil
ëber
pl. ëber-e
kil-s
kil
ëber-es
ëber-e
kil
kil-n
ëber-e
ëber-en
kil
kil
ëber
ëber-e
(nhd.) kîl
pl. kîl-e
êber
pl. êber
kîl-es
kîl-e
êber-s
êber
kîl-e
kîl-en
êber
êber-n
kîl
kîl-e
êber
êber
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tiſch æle, ärme, tæge, hälme, lüchſe) bilden, während
die analogen: darm, ſchlag, qualm, mund, ſchlund,
fuchs der vierten decl. folgen. Selbſt die mehrſilbigen
bildungen -el, -en, -er, ſobald der umlaut ihren wur-
zelvocal treffen kann, unterliegen ihm und fallen in
die vierte decl. (ausg. morgen, pl. morgen, nicht mörgen).
3) umlautsfähige wörter, deren pl. ungebräuchlich iſt,
entſcheiden ſich für keine von beiden decl. z. b. bann,
dank, ſand, haß, haft, harm, ambôß, trôſt, rôſt, roſt,
hort, ſtolz, tôd, zorn, rûm, mûth, graus (horror)
ſtaub, bau, thau etc. Einige ſind durch veränderung
des geſchlechts dem zweifel über um -oder nichtum-
laut entgangen, z. b. die jetzigen neutra: lôs, lôb etc.,
oder femin. locke, mæne (juba) etc.
4) einige ſind theilweiſe oder ganz in die ſchwache form
ausgewichen. Die letztere art gebe ich unten bei der
ſchw. decl. an. Bloß den pl. machen ſchwach, mit
bleibendem ſtarken ſing., folgende: ſê, ſêen; dorn,
dornen; maſt, maſten; bolz, bolzen; ſtachel, ſtacheln;
einige ſchwanken, z. b. gau, thrôn im pl. bald -e,
bald -en.
5) dagegen treten weit mehrere, org. ſchwache, in die
ſtarke form über; ihr verzeichnis bei der ſchw. decl.
6) wegfall des caſus -e. α) des ſiummen wie im mit-
telh durchgehends nach liquidis. Nur ſind wegen be-
ſchränkung des ſtummen e die fälle nicht mehr die-
ſelben. Da nämlich (ſ. 518.) kil und ſtil jetzt zu kîl,
ſtîl (geſchrieben kiel, ſtiel) werden, erſcheint in ihren
flexionen kein ſtummer vocal, ſondern ein bloß ton-
loſer, der nicht weggeworfen wird. Dagegen tritt
in allen mehrſilbigen kürzung ein, ſowohl in denen
mit organiſch langer wurzel (engel, reigen, finger)
als mit org. kurzer, unorg. verlängerter (êſel, rêgen,
êber). Vergleicht man hier das neuh. mit dem mittelh.
ſo declinieren in beiden perioden wörter wie engel,
reigen, finger völlig übereins, wörter wie kîl und êber:
(mhd.) kil pl. kil ëber pl. ëber-e
kil-s kil ëber-es ëber-e
kil kil-n ëber-e ëber-en
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(nhd.) kîl pl. kîl-e êber pl. êber
kîl-es kîl-e êber-s êber
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 696. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/722>, abgerufen am 22.11.2024.
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