Anmerkungen: a) die einstimmung den 1. sg. und des ganzen thl. praes. mit den kurzsilbigen erster conj. macht übergänge begreiflich. Einzelne verba, ursprüng- lich zweiter conj. geminieren den cons. nach weise der ersten, behalten aber vor -a, -ast, -adh, so wie im praet., formen der dritten bei: einige laßen die erste conj. weiter eingreifen, und zuweilen gelten doppelfor- men nach beiden. Statt leofjan (vivere) I. leofige II. leofast III. leofadh; pl. leofjadh findet sich libban, I. libbe II. leofast III. leofadh; pl. libbadh; praet. leofode (nicht lifde, noch weniger libbode) imp. leofa, pl. lib- badh. Ungefähr so verhalten sich hycgan, fyligean, secgan, tellan zu hogjan, folgjan, sagjan, taljan, nur ist bald erste, bald zweite conj. überwiegend, z. b. es stehet gern I. hyege II. hogast, im praet. gleich üblich hygde oder hogode; secgan behält aber aus zweiter bloß den imp. sg. saga (Cädm. 21, Beov. 31.); tellan hat im praes. lieber talige, talast, taladh als telle, telest, teledh, im praet. lieber tealde als talode. habban (habere) macht nach zweiter: II. hafast III. hafadh (neben häfst, häfdh) sg. imp. hafa Beov. 51. (schwerlich habe) alles andere nach erster: habbe (habeo) pl. habbadh; praet. häsde; part. häbbende, praet. häfd. -- b) es kann im einzel- nen zweifelhaft seyn, ob das dem -an vorhergehende g, ig erweiterung des -i (s. 907.) oder die bildungsendung -ig war; z. b. famgjan, verigean stammt zwar vom adj. famig, verig, aber syngjan könnte von synnig (culpabi- lis) oder syn (culpa) geleitet werden, wie das alth. sun- teon von suntea (neuh. sündigen von sündig?). Viel- leicht haben die ableitungen vom adj. jene erweiterun-
Anmerkungen: α) die einſtimmung den 1. ſg. und des ganzen þl. praeſ. mit den kurzſilbigen erſter conj. macht übergänge begreiflich. Einzelne verba, urſprüng- lich zweiter conj. geminieren den conſ. nach weiſe der erſten, behalten aber vor -a, -aſt, -adh, ſo wie im praet., formen der dritten bei: einige laßen die erſte conj. weiter eingreifen, und zuweilen gelten doppelfor- men nach beiden. Statt lëofjan (vivere) I. lëofige II. lëofaſt III. lëofadh; pl. lëofjadh findet ſich libban, I. libbe II. lëofaſt III. lëofadh; pl. libbadh; praet. lëofode (nicht lifde, noch weniger libbode) imp. lëofa, pl. lib- badh. Ungefähr ſo verhalten ſich hycgan, fyligëan, ſecgan, tellan zu hogjan, folgjan, ſagjan, taljan, nur iſt bald erſte, bald zweite conj. überwiegend, z. b. es ſtehet gern I. hyege II. hogaſt, im praet. gleich üblich hygde oder hogode; ſecgan behält aber aus zweiter bloß den imp. ſg. ſaga (Cädm. 21, Beov. 31.); tellan hat im praeſ. lieber talige, talaſt, taladh als telle, telëſt, telëdh, im praet. lieber tëalde als talode. habban (habere) macht nach zweiter: II. hafaſt III. hafadh (neben häfſt, häfdh) ſg. imp. hafa Beov. 51. (ſchwerlich habe) alles andere nach erſter: habbe (habeo) pl. habbadh; praet. häſde; part. häbbende, praet. häfd. — β) es kann im einzel- nen zweifelhaft ſeyn, ob das dem -an vorhergehende g, ig erweiterung des -i (ſ. 907.) oder die bildungsendung -ig war; z. b. fàmgjan, vêrigëan ſtammt zwar vom adj. fâmig, vêrig, aber ſyngjan könnte von ſynnig (culpabi- lis) oder ſyn (culpa) geleitet werden, wie das alth. ſun- tëôn von ſuntëa (neuh. ſündigen von ſündig?). Viel- leicht haben die ableitungen vom adj. jene erweiterun-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0934"n="908"/><fwplace="top"type="header">II. <hirendition="#i">angelſ. zweite ſchwache conjugation.</hi></fw><lb/>
-n, -r: madheljan (loqui) ſvëóteljan, ſvûteljan (mani-<lb/>
feſtare) micljan (magnificare) ſëgljan (navigare); brytn-<lb/>
jan (diſpenſare) ſamnjan (congregare) tâcnjan (ſignare)<lb/>
geeâcnjan (concipere) þëgnjan, þênjan (miniſtrare) ge-<lb/>
rëgnjan, gerênjan (ornare); geniderjan (humiliare)<lb/>ſvidhrjan (praevalere) hlëódhrjan (perſonare) vuldrjan<lb/>
(glorificare) — 3) mit -v, -ſ, -g (ſtatt -av, -iſ, -ig):<lb/>
nëarvjan (arctari) frätvjan (ornare) læſvjan (paſcere);<lb/>ſcadvjan (umbrare); fælſjan (expiare) ſvinſjan (modulari)<lb/>
irſjan (iraſci) blëtſjan, blëdſjan, blëſſjan (benedicere)<lb/>
blîdſjan (laetari) gîtſjan (cupere) rîcſjan (regnare) egſjan<lb/>
(terreri); fâmgjan (ſpumare) myngjan (reminiſci) ſyngjan<lb/>
(peccare) vêrgjan, vêrigëan (laſſeſcere) blôdgjan (ſangui-<lb/>
nare) etc. — 4) ableitungen von adj. mit <hirendition="#i">-ſum:</hi> geſib-<lb/>ſumjan (reconciliari) gehŷrſumjan (obedire) etc.</p><lb/><p><hirendition="#i">Anmerkungen: α</hi>) die einſtimmung den 1. ſg. und<lb/>
des ganzen þl. praeſ. mit den kurzſilbigen erſter conj.<lb/>
macht übergänge begreiflich. Einzelne verba, urſprüng-<lb/>
lich zweiter conj. geminieren den conſ. nach weiſe der<lb/>
erſten, behalten aber vor -a, -aſt, -adh, ſo wie im<lb/>
praet., formen der dritten bei: einige laßen die erſte<lb/>
conj. weiter eingreifen, und zuweilen gelten doppelfor-<lb/>
men nach beiden. Statt <hirendition="#i">lëofjan</hi> (vivere) I. lëofige II.<lb/>
lëofaſt III. lëofadh; pl. lëofjadh findet ſich <hirendition="#i">libban</hi>, I.<lb/>
libbe II. lëofaſt III. lëofadh; pl. libbadh; praet. lëofode<lb/>
(nicht lifde, noch weniger libbode) imp. lëofa, pl. lib-<lb/>
badh. Ungefähr ſo verhalten ſich <hirendition="#i">hycgan, fyligëan,<lb/>ſecgan, tellan</hi> zu <hirendition="#i">hogjan, folgjan, ſagjan, taljan</hi>, nur<lb/>
iſt bald erſte, bald zweite conj. überwiegend, z. b. es<lb/>ſtehet gern I. hyege II. hogaſt, im praet. gleich üblich<lb/>
hygde oder hogode; ſecgan behält aber aus zweiter bloß<lb/>
den imp. ſg. <hirendition="#i">ſaga</hi> (Cädm. 21, Beov. 31.); tellan hat im<lb/>
praeſ. lieber talige, talaſt, taladh als telle, telëſt, telëdh,<lb/>
im praet. lieber tëalde als talode. <hirendition="#i">habban</hi> (habere) macht<lb/>
nach zweiter: II. hafaſt III. hafadh (neben häfſt, häfdh)<lb/>ſg. imp. <hirendition="#i">hafa</hi> Beov. 51. (ſchwerlich habe) alles andere<lb/>
nach erſter: habbe (habeo) pl. habbadh; praet. häſde;<lb/>
part. häbbende, praet. häfd. —<hirendition="#i">β</hi>) es kann im einzel-<lb/>
nen zweifelhaft ſeyn, ob das dem -an vorhergehende <hirendition="#i">g,<lb/>
ig</hi> erweiterung des -i (ſ. 907.) oder die bildungsendung<lb/>
-ig war; z. b. fàmgjan, vêrigëan ſtammt zwar vom adj.<lb/>
fâmig, vêrig, aber ſyngjan könnte von ſynnig (culpabi-<lb/>
lis) oder ſyn (culpa) geleitet werden, wie das alth. ſun-<lb/>
tëôn von ſuntëa (neuh. ſündigen von ſündig?). Viel-<lb/>
leicht haben die ableitungen vom adj. jene erweiterun-<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[908/0934]
II. angelſ. zweite ſchwache conjugation.
-n, -r: madheljan (loqui) ſvëóteljan, ſvûteljan (mani-
feſtare) micljan (magnificare) ſëgljan (navigare); brytn-
jan (diſpenſare) ſamnjan (congregare) tâcnjan (ſignare)
geeâcnjan (concipere) þëgnjan, þênjan (miniſtrare) ge-
rëgnjan, gerênjan (ornare); geniderjan (humiliare)
ſvidhrjan (praevalere) hlëódhrjan (perſonare) vuldrjan
(glorificare) — 3) mit -v, -ſ, -g (ſtatt -av, -iſ, -ig):
nëarvjan (arctari) frätvjan (ornare) læſvjan (paſcere);
ſcadvjan (umbrare); fælſjan (expiare) ſvinſjan (modulari)
irſjan (iraſci) blëtſjan, blëdſjan, blëſſjan (benedicere)
blîdſjan (laetari) gîtſjan (cupere) rîcſjan (regnare) egſjan
(terreri); fâmgjan (ſpumare) myngjan (reminiſci) ſyngjan
(peccare) vêrgjan, vêrigëan (laſſeſcere) blôdgjan (ſangui-
nare) etc. — 4) ableitungen von adj. mit -ſum: geſib-
ſumjan (reconciliari) gehŷrſumjan (obedire) etc.
Anmerkungen: α) die einſtimmung den 1. ſg. und
des ganzen þl. praeſ. mit den kurzſilbigen erſter conj.
macht übergänge begreiflich. Einzelne verba, urſprüng-
lich zweiter conj. geminieren den conſ. nach weiſe der
erſten, behalten aber vor -a, -aſt, -adh, ſo wie im
praet., formen der dritten bei: einige laßen die erſte
conj. weiter eingreifen, und zuweilen gelten doppelfor-
men nach beiden. Statt lëofjan (vivere) I. lëofige II.
lëofaſt III. lëofadh; pl. lëofjadh findet ſich libban, I.
libbe II. lëofaſt III. lëofadh; pl. libbadh; praet. lëofode
(nicht lifde, noch weniger libbode) imp. lëofa, pl. lib-
badh. Ungefähr ſo verhalten ſich hycgan, fyligëan,
ſecgan, tellan zu hogjan, folgjan, ſagjan, taljan, nur
iſt bald erſte, bald zweite conj. überwiegend, z. b. es
ſtehet gern I. hyege II. hogaſt, im praet. gleich üblich
hygde oder hogode; ſecgan behält aber aus zweiter bloß
den imp. ſg. ſaga (Cädm. 21, Beov. 31.); tellan hat im
praeſ. lieber talige, talaſt, taladh als telle, telëſt, telëdh,
im praet. lieber tëalde als talode. habban (habere) macht
nach zweiter: II. hafaſt III. hafadh (neben häfſt, häfdh)
ſg. imp. hafa Beov. 51. (ſchwerlich habe) alles andere
nach erſter: habbe (habeo) pl. habbadh; praet. häſde;
part. häbbende, praet. häfd. — β) es kann im einzel-
nen zweifelhaft ſeyn, ob das dem -an vorhergehende g,
ig erweiterung des -i (ſ. 907.) oder die bildungsendung
-ig war; z. b. fàmgjan, vêrigëan ſtammt zwar vom adj.
fâmig, vêrig, aber ſyngjan könnte von ſynnig (culpabi-
lis) oder ſyn (culpa) geleitet werden, wie das alth. ſun-
tëôn von ſuntëa (neuh. ſündigen von ſündig?). Viel-
leicht haben die ableitungen vom adj. jene erweiterun-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822, S. 908. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik01_1822/934>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.