Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 1. Göttingen, 1822.II. anomalien der mittelhochd. conjugation. wate Flore 16b 25b troj. 175b 180b am. 7a sprate Reinfr.166a naten Wilh. 2, 88b muoten:luoten Barl. 375. ruo- ten:muoten Reinfr. 211a]. Der conj. ist in beiden fällen dem ind. gleich und lautet entw. blaete oder blate; inf. und praes. können auch gekürzt werden, gewöhnlich mit umlaut blaen, draen, maen, saen; blaet, waet; blaent, waent (Parc. 53b 39a Wilh. 2, 13a 68b Wilh. 1, 98a Trist. 58c 88c) bluen, muen (M. S. 2, 109a Georg 57a) seltner rückumlautend (wat:gat Georg 38a muon:tuon Wilh. 3, 163b); das part. praet. lautet meistens um (genaet, gedraet, gewaet Parc. 4b 39a 54b erbluet Wilh. 2, 160a). Verwerflich ist die schreibung bleien, weien oder seigen, meigen, neigen (M. S. 2, 13a troj. 10b 19b 116a) d. h. nie auf ächte ei in zweien, heien, zeigen, veigen reimend. -- g) schwache verba mit h nach langem wurzelvoc. (beispiele s. 438.) stoßen das h nicht im praet. aus, vgl. smaehete:wae- hete Wilh. 2, 3a, draehete (fragravit) baehete (torruit) schiuhete etc. inf. und praes. laßen manchmahl die kürzung zu, z. b. versman M. S. 1, 49b baen:draen (torquere Parc. 101c). -- d) mischungen: schiuwen f. schiuhen oben s. 404; Heinr. r. meisen reimt 1228. 1457. ziuhet:muehet f. muejet; sprewete, wewete f. sprete, wete = spraete, waete bei Herb. 15a 107a; dieser dich- ter setzt 110d ruejeten (remigabant) 105a das part. ge- ruoret (s. 435. note) M. S. 2, 150b steht ruodern. -- 8) schwache verba mit der bildung -ew stoßen das e nach l, r und kurzem voc. nothwendig aus, als: sel- wen. velwen, gerwen, verwen; nach t darf es blei- ben oder ausfallen, z. b. verwitewen, verwitwen Nib. 8860. Praet. salte, valte, garte, varte; für garte häu- fige belege, die andern sind mir nicht vorgekommen, aber kaum zu bezweifeln; verwitwen macht verwit- wete, schwerlich verwitte [schatte f. schatete ist hin- kende vergleichung, seit es nicht mehr schatewen sondern schaten heißt]. 9) bringen, brahte, brahten; conj. braehte, braehten; part. braht (nicht gebraht); denken, dahte, dahten; daehte; gedaht; dunken (:trunken troj. 74b) dauhte, dauhten; diuhte; gedauht; würken (beßer als wirken, im reim nur auf lürken in der schmiede) worhte, worhten; wörhte; geworht; vürhten, vorhte (goth. faurhta, alth. vorahta) vorhten; vörhte; gevorht. Der conj. umlaut entspricht der zweiten anom. II. anomalien der mittelhochd. conjugation. wâte Flore 16b 25b troj. 175b 180b am. 7a ſprâte Reinfr.166a nâten Wilh. 2, 88b muoten:luoten Barl. 375. ruo- ten:muoten Reinfr. 211a]. Der conj. iſt in beiden fällen dem ind. gleich und lautet entw. blæte oder blâte; inf. und praeſ. können auch gekürzt werden, gewöhnlich mit umlaut blæn, dræn, mæn, ſæn; blæt, wæt; blænt, wænt (Parc. 53b 39a Wilh. 2, 13a 68b Wilh. 1, 98a Triſt. 58c 88c) bluen, muen (M. S. 2, 109a Georg 57a) ſeltner rückumlautend (wât:gât Georg 38a muon:tuon Wilh. 3, 163b); das part. praet. lautet meiſtens um (genæt, gedræt, gewæt Parc. 4b 39a 54b erbluet Wilh. 2, 160a). Verwerflich iſt die ſchreibung bleien, weien oder ſeigen, meigen, neigen (M. S. 2, 13a troj. 10b 19b 116a) d. h. nie auf ächte ei in zweien, heien, zeigen, veigen reimend. — γ) ſchwache verba mit h nach langem wurzelvoc. (beiſpiele ſ. 438.) ſtoßen das h nicht im praet. aus, vgl. ſmæhete:wæ- hete Wilh. 2, 3a, dræhete (fragravit) bæhete (torruit) ſchiuhete etc. inf. und praeſ. laßen manchmahl die kürzung zu, z. b. verſmân M. S. 1, 49b bæn:dræn (torquere Parc. 101c). — δ) miſchungen: ſchiuwen f. ſchiuhen oben ſ. 404; Heinr. r. mîſen reimt 1228. 1457. ziuhet:muehet f. muejet; ſprêwete, wêwete f. ſprête, wête = ſpræte, wæte bei Herb. 15a 107a; dieſer dich- ter ſetzt 110d ruejeten (remigabant) 105a das part. ge- ruoret (ſ. 435. note) M. S. 2, 150b ſteht ruodern. — 8) ſchwache verba mit der bildung -ew ſtoßen das e nach l, r und kurzem voc. nothwendig aus, als: ſel- wen. velwen, gerwen, verwen; nach t darf es blei- ben oder ausfallen, z. b. verwitewen, verwitwen Nib. 8860. Praet. ſalte, valte, garte, varte; für garte häu- fige belege, die andern ſind mir nicht vorgekommen, aber kaum zu bezweifeln; verwitwen macht verwit- wete, ſchwerlich verwitte [ſchatte f. ſchatete iſt hin- kende vergleichung, ſeit es nicht mehr ſchatewen ſondern ſchaten heißt]. 9) bringen, brâhte, brâhten; conj. bræhte, bræhten; part. brâht (nicht gebrâht); denken, dâhte, dâhten; dæhte; gedâht; dunken (:trunken troj. 74b) dûhte, dûhten; diuhte; gedûht; würken (beßer als wirken, im reim nur auf lürken in der ſchmiede) worhte, worhten; wörhte; geworht; vürhten, vorhte (goth. faúrhta, alth. vorahta) vorhten; vörhte; gevorht. Der conj. umlaut entſpricht der zweiten anom. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <list> <item><pb facs="#f0995" n="969"/><fw place="top" type="header">II. <hi rendition="#i">anomalien der mittelhochd. conjugation.</hi></fw><lb/> wâte Flore 16<hi rendition="#sup">b</hi> 25<hi rendition="#sup">b</hi> troj. 175<hi rendition="#sup">b</hi> 180<hi rendition="#sup">b</hi> am. 7<hi rendition="#sup">a</hi> ſprâte Reinfr.<lb/> 166<hi rendition="#sup">a</hi> nâten Wilh. 2, 88<hi rendition="#sup">b</hi> muoten:luoten Barl. 375. ruo-<lb/> ten:muoten Reinfr. 211<hi rendition="#sup">a</hi>]. Der conj. iſt in beiden<lb/> fällen dem ind. gleich und lautet entw. blæte oder<lb/> blâte; inf. und praeſ. können auch gekürzt werden,<lb/> gewöhnlich mit umlaut blæn, dræn, mæn, ſæn; blæt,<lb/> wæt; blænt, wænt (Parc. 53<hi rendition="#sup">b</hi> 39<hi rendition="#sup">a</hi> Wilh. 2, 13<hi rendition="#sup">a</hi> 68<hi rendition="#sup">b</hi><lb/> Wilh. 1, 98<hi rendition="#sup">a</hi> Triſt. 58<hi rendition="#sup">c</hi> 88<hi rendition="#sup">c</hi>) bluen, muen (M. S. 2, 109<hi rendition="#sup">a</hi><lb/> Georg 57<hi rendition="#sup">a</hi>) ſeltner rückumlautend (wât:gât Georg 38<hi rendition="#sup">a</hi><lb/> muon:tuon Wilh. 3, 163<hi rendition="#sup">b</hi>); das part. praet. lautet<lb/> meiſtens um (genæt, gedræt, gewæt Parc. 4<hi rendition="#sup">b</hi> 39<hi rendition="#sup">a</hi> 54<hi rendition="#sup">b</hi><lb/> erbluet Wilh. 2, 160<hi rendition="#sup">a</hi>). Verwerflich iſt die ſchreibung<lb/> bleien, weien oder ſeigen, meigen, neigen (M. S. 2,<lb/> 13<hi rendition="#sup">a</hi> troj. 10<hi rendition="#sup">b</hi> 19<hi rendition="#sup">b</hi> 116<hi rendition="#sup">a</hi>) d. h. nie auf ächte ei in<lb/> zweien, heien, zeigen, veigen reimend. — <hi rendition="#i">γ</hi>) ſchwache<lb/> verba mit h nach langem wurzelvoc. (beiſpiele ſ. 438.)<lb/> ſtoßen das h nicht im praet. aus, vgl. ſmæhete:wæ-<lb/> hete Wilh. 2, 3<hi rendition="#sup">a</hi>, dræhete (fragravit) bæhete (torruit)<lb/> ſchiuhete etc. inf. und praeſ. laßen manchmahl die<lb/> kürzung zu, z. b. verſmân M. S. 1, 49<hi rendition="#sup">b</hi> bæn:dræn<lb/> (torquere Parc. 101<hi rendition="#sup">c</hi>). — <hi rendition="#i">δ</hi>) miſchungen: ſchiuwen f.<lb/> ſchiuhen oben ſ. 404; Heinr. r. mîſen reimt 1228. 1457.<lb/> ziuhet:muehet f. muejet; ſprêwete, wêwete f. ſprête,<lb/> wête = ſpræte, wæte bei Herb. 15<hi rendition="#sup">a</hi> 107<hi rendition="#sup">a</hi>; dieſer dich-<lb/> ter ſetzt 110<hi rendition="#sup">d</hi> ruejeten (remigabant) 105<hi rendition="#sup">a</hi> das part. ge-<lb/> ruoret (ſ. 435. note) M. S. 2, 150<hi rendition="#sup">b</hi> ſteht ruodern. —</item><lb/> <item>8) ſchwache verba <hi rendition="#i">mit der bildung -ew</hi> ſtoßen das e<lb/> nach l, r und kurzem voc. nothwendig aus, als: ſel-<lb/> wen. velwen, gerwen, verwen; nach t darf es blei-<lb/> ben oder ausfallen, z. b. verwitewen, verwitwen Nib.<lb/> 8860. Praet. ſalte, valte, garte, varte; für garte häu-<lb/> fige belege, die andern ſind mir nicht vorgekommen,<lb/> aber kaum zu bezweifeln; verwitwen macht verwit-<lb/> wete, ſchwerlich verwitte [ſchatte f. ſchatete iſt hin-<lb/> kende vergleichung, ſeit es nicht mehr ſchatewen<lb/> ſondern ſchaten heißt].</item><lb/> <item>9) bringen, <hi rendition="#i">brâhte</hi>, brâhten; conj. bræhte, bræhten;<lb/> part. brâht (nicht gebrâht); denken, <hi rendition="#i">dâhte</hi>, dâhten;<lb/> dæhte; gedâht; dunken (:trunken troj. 74<hi rendition="#sup">b</hi>) <hi rendition="#i">dûhte</hi>,<lb/> dûhten; diuhte; gedûht; würken (beßer als wirken,<lb/> im reim nur auf lürken in der ſchmiede) <hi rendition="#i">worhte</hi>,<lb/> worhten; wörhte; geworht; vürhten, <hi rendition="#i">vorhte</hi> (goth.<lb/> faúrhta, alth. vorahta) vorhten; vörhte; gevorht. Der<lb/> conj. umlaut entſpricht der zweiten anom.</item><lb/> </list> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [969/0995]
II. anomalien der mittelhochd. conjugation.
wâte Flore 16b 25b troj. 175b 180b am. 7a ſprâte Reinfr.
166a nâten Wilh. 2, 88b muoten:luoten Barl. 375. ruo-
ten:muoten Reinfr. 211a]. Der conj. iſt in beiden
fällen dem ind. gleich und lautet entw. blæte oder
blâte; inf. und praeſ. können auch gekürzt werden,
gewöhnlich mit umlaut blæn, dræn, mæn, ſæn; blæt,
wæt; blænt, wænt (Parc. 53b 39a Wilh. 2, 13a 68b
Wilh. 1, 98a Triſt. 58c 88c) bluen, muen (M. S. 2, 109a
Georg 57a) ſeltner rückumlautend (wât:gât Georg 38a
muon:tuon Wilh. 3, 163b); das part. praet. lautet
meiſtens um (genæt, gedræt, gewæt Parc. 4b 39a 54b
erbluet Wilh. 2, 160a). Verwerflich iſt die ſchreibung
bleien, weien oder ſeigen, meigen, neigen (M. S. 2,
13a troj. 10b 19b 116a) d. h. nie auf ächte ei in
zweien, heien, zeigen, veigen reimend. — γ) ſchwache
verba mit h nach langem wurzelvoc. (beiſpiele ſ. 438.)
ſtoßen das h nicht im praet. aus, vgl. ſmæhete:wæ-
hete Wilh. 2, 3a, dræhete (fragravit) bæhete (torruit)
ſchiuhete etc. inf. und praeſ. laßen manchmahl die
kürzung zu, z. b. verſmân M. S. 1, 49b bæn:dræn
(torquere Parc. 101c). — δ) miſchungen: ſchiuwen f.
ſchiuhen oben ſ. 404; Heinr. r. mîſen reimt 1228. 1457.
ziuhet:muehet f. muejet; ſprêwete, wêwete f. ſprête,
wête = ſpræte, wæte bei Herb. 15a 107a; dieſer dich-
ter ſetzt 110d ruejeten (remigabant) 105a das part. ge-
ruoret (ſ. 435. note) M. S. 2, 150b ſteht ruodern. —
8) ſchwache verba mit der bildung -ew ſtoßen das e
nach l, r und kurzem voc. nothwendig aus, als: ſel-
wen. velwen, gerwen, verwen; nach t darf es blei-
ben oder ausfallen, z. b. verwitewen, verwitwen Nib.
8860. Praet. ſalte, valte, garte, varte; für garte häu-
fige belege, die andern ſind mir nicht vorgekommen,
aber kaum zu bezweifeln; verwitwen macht verwit-
wete, ſchwerlich verwitte [ſchatte f. ſchatete iſt hin-
kende vergleichung, ſeit es nicht mehr ſchatewen
ſondern ſchaten heißt].
9) bringen, brâhte, brâhten; conj. bræhte, bræhten;
part. brâht (nicht gebrâht); denken, dâhte, dâhten;
dæhte; gedâht; dunken (:trunken troj. 74b) dûhte,
dûhten; diuhte; gedûht; würken (beßer als wirken,
im reim nur auf lürken in der ſchmiede) worhte,
worhten; wörhte; geworht; vürhten, vorhte (goth.
faúrhta, alth. vorahta) vorhten; vörhte; gevorht. Der
conj. umlaut entſpricht der zweiten anom.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |