cius) von genuß (usus); nr. 220. goß (infundibulum) von guß (fusio); aber kaum zu scheiden vermag ich die be- deutungen von nr. 223. doß und duß (beide: rauschen des waßers, der wellen, des sturmes, donners, der po- saune, geräusch redender menschen und singender vögel) nr. 227. vloß und vluß (fluß des waßers, blutes etc.) *). Allmählig verblaßte oder gieng unter was früher getrennt und manigfalt da gewesen war, ja, wie ich glaube, in einer uralten, vollständigeren entwickelung der conjuga- tionsformen für die vergangenheit seinen guten grund hatte. Als sich das gefühl für die unterscheidung mehrerer tempora verlor, hörte die abstufung der ablaute auf, et- was wesentliches zu sein, die praeterita schmolzen zu- sammen und in der einen conjugation erhielt sich nur ein ablaut in der andern zwei oder mehrere. Gerade diese ungleichheit des zufälligen spricht dafür, daß es aus etwas wesentlichem entsprungen ist. --
e) größte mannigfaltigkeit der form zeigt sich in der eilften conjugation, wo noch ein dritter ablaut zutritt, der im part. praet. fortdauert, vor zeiten weiter gegan- gen sein mag. Daher auch aus verbis dieser conj. die meisten und verschiedensten wörter gebildet werden mit dem reichsten wechsel der bedeutung, vgl. nr. 314. 325. 560. u. a. m. Der formellen stufe des dritten ablauts sollte nun eine analoge in dem begriff der damit gebildeten wörter entsprechen. Beispiele zur unterstützung führe ich lieber nicht an, um dem vorwurfe kühner abschwei- fung auf unsicherem boden auszuweichen. --
z) für die ansicht einiger sprachforscher, nicht das praesens, sondern das praet. sei als der eigentliche stamm aufzustellen, laßen sich wenigstens aus der deutschen sprache keine haltbaren gründe gewinnen. Sie lehrt viel- mehr, daß in der form das praesens einfach, das prae- teritum manigfalt und abgewichen sei, wie denn nach einer auch auf die starke zurückdeutenden analogie, die reduplicirende und schwache conjugation offenbar äußere mittel, ihr praet. zusammenzusetzen, anwenden. Das mannigfache und zugleich zusammengesetzte ist aber im-
cius) von genuƷ (uſus); nr. 220. gôƷ (infundibulum) von guƷ (fuſio); aber kaum zu ſcheiden vermag ich die be- deutungen von nr. 223. dôƷ und duƷ (beide: rauſchen des waßers, der wellen, des ſturmes, donners, der po- ſaune, geräuſch redender menſchen und ſingender vögel) nr. 227. vlôƷ und vluƷ (fluß des waßers, blutes etc.) *). Allmählig verblaßte oder gieng unter was früher getrennt und manigfalt da geweſen war, ja, wie ich glaube, in einer uralten, vollſtändigeren entwickelung der conjuga- tionsformen für die vergangenheit ſeinen guten grund hatte. Als ſich das gefühl für die unterſcheidung mehrerer tempora verlor, hörte die abſtufung der ablaute auf, et- was weſentliches zu ſein, die praeterita ſchmolzen zu- ſammen und in der einen conjugation erhielt ſich nur ein ablaut in der andern zwei oder mehrere. Gerade dieſe ungleichheit des zufälligen ſpricht dafür, daß es aus etwas weſentlichem entſprungen iſt. —
ε) größte mannigfaltigkeit der form zeigt ſich in der eilften conjugation, wo noch ein dritter ablaut zutritt, der im part. praet. fortdauert, vor zeiten weiter gegan- gen ſein mag. Daher auch aus verbis dieſer conj. die meiſten und verſchiedenſten wörter gebildet werden mit dem reichſten wechſel der bedeutung, vgl. nr. 314. 325. 560. u. a. m. Der formellen ſtufe des dritten ablauts ſollte nun eine analoge in dem begriff der damit gebildeten wörter entſprechen. Beiſpiele zur unterſtützung führe ich lieber nicht an, um dem vorwurfe kühner abſchwei- fung auf unſicherem boden auszuweichen. —
ζ) für die anſicht einiger ſprachforſcher, nicht das praeſens, ſondern das praet. ſei als der eigentliche ſtamm aufzuſtellen, laßen ſich wenigſtens aus der deutſchen ſprache keine haltbaren gründe gewinnen. Sie lehrt viel- mehr, daß in der form das praeſens einfach, das prae- teritum manigfalt und abgewichen ſei, wie denn nach einer auch auf die ſtarke zurückdeutenden analogie, die reduplicirende und ſchwache conjugation offenbar äußere mittel, ihr praet. zuſammenzuſetzen, anwenden. Das mannigfache und zugleich zuſammengeſetzte ist aber im-
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[83/0101]
III. laut u. ablaut. ſchlußbemerkungen.
cius) von genuƷ (uſus); nr. 220. gôƷ (infundibulum) von
guƷ (fuſio); aber kaum zu ſcheiden vermag ich die be-
deutungen von nr. 223. dôƷ und duƷ (beide: rauſchen
des waßers, der wellen, des ſturmes, donners, der po-
ſaune, geräuſch redender menſchen und ſingender vögel)
nr. 227. vlôƷ und vluƷ (fluß des waßers, blutes etc.) *).
Allmählig verblaßte oder gieng unter was früher getrennt
und manigfalt da geweſen war, ja, wie ich glaube, in
einer uralten, vollſtändigeren entwickelung der conjuga-
tionsformen für die vergangenheit ſeinen guten grund
hatte. Als ſich das gefühl für die unterſcheidung mehrerer
tempora verlor, hörte die abſtufung der ablaute auf, et-
was weſentliches zu ſein, die praeterita ſchmolzen zu-
ſammen und in der einen conjugation erhielt ſich nur
ein ablaut in der andern zwei oder mehrere. Gerade
dieſe ungleichheit des zufälligen ſpricht dafür, daß es aus
etwas weſentlichem entſprungen iſt. —
ε) größte mannigfaltigkeit der form zeigt ſich in der
eilften conjugation, wo noch ein dritter ablaut zutritt,
der im part. praet. fortdauert, vor zeiten weiter gegan-
gen ſein mag. Daher auch aus verbis dieſer conj. die
meiſten und verſchiedenſten wörter gebildet werden mit
dem reichſten wechſel der bedeutung, vgl. nr. 314. 325.
560. u. a. m. Der formellen ſtufe des dritten ablauts ſollte
nun eine analoge in dem begriff der damit gebildeten
wörter entſprechen. Beiſpiele zur unterſtützung führe
ich lieber nicht an, um dem vorwurfe kühner abſchwei-
fung auf unſicherem boden auszuweichen. —
ζ) für die anſicht einiger ſprachforſcher, nicht das
praeſens, ſondern das praet. ſei als der eigentliche ſtamm
aufzuſtellen, laßen ſich wenigſtens aus der deutſchen
ſprache keine haltbaren gründe gewinnen. Sie lehrt viel-
mehr, daß in der form das praeſens einfach, das prae-
teritum manigfalt und abgewichen ſei, wie denn nach
einer auch auf die ſtarke zurückdeutenden analogie, die
reduplicirende und ſchwache conjugation offenbar äußere
mittel, ihr praet. zuſammenzuſetzen, anwenden. Das
mannigfache und zugleich zuſammengeſetzte ist aber im-
*) vgl. dôƷ Parc. 91c 98c Wilh. 2, 19a 196a Triſt. 124b Iw.
2d 57b Bit. 80b Ben. 160. Georg 22b Barl. 229. Nib. 3777. 8281.
8285. 9019. — duƷ Parc. 25a 43c MS. 2, 66b 234b Georg 13a 27a
Nib. 3794. Frig. 6a — vlôƷ Parc. 106c Wilh. 2, 193a Barl. 81. 155.
Triſt. 124b 140c troj. 2c 55a — vluƷ Parc. 145b Wilh. 2, 199a
MS. 2, 66b 234b, kommt mhd. vlôƷ f. ratis vor?
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/101>, abgerufen am 21.11.2024.
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