niemahls hinter eine flexion; zus. setzung kann zuweilen die flexion der ersten wurzel ganz oder theilweise stehen laßen und daran die zweite wurzel fügen, d. h. die flexion kann in der mitte bleiben. g) die zweite componierte wurzel macht immer (wenige entstellte formen ausge- nommen) eine silbe; die ableitung häufig nicht. d) noch andere verschiedenheiten werden unter 5. 6. angegeben.
4) die ableitung ist reinvocalisch, wenn bloß vocale, reinconsonantisch, wenn bloß consonanzen, oder endlich gemischt, wenn beiderlei hinzutreten. Die reinconsonan- tische erscheint unursprünglich, d. h. syncopierte vocale voraussetzend; sie bildet keine silbe, sondern fügt sich zur wurzelsilbe, nicht zur folgenden flexionssilbe, z. b. gib-t-s, gen. gib-t-ais, d. i. gibt-s, gibt-ais. Bei der reinvocali- schen umgedreht apocope eines consonanten anzunehmen, wäre allzukühn. Die reinvocalische und gemischte, so- lange ihr vocal nicht aus allgemeinen gründen wegfällt oder sich mit der flexion mischt, gewähren eine neue silbe.
5) die ableitung kann, vorausgesetzt daß vor dem consonanten der reinconsonantischen ein früherer vocal ausgefallen sei, wesentlich nur vocalisch beginnen, nie consonantisch; sie darf mit einem oder zwei cons. schließen, z. b. -al, -ar; -isk, -ung, nicht den vocal zwischen zwei consonanten haben, daher z. b. -leik, -sam zusammensetzend, nicht ableitend sind; -ling, -lein, -nissi, -sal u. a. zwar ableitend aber zusammenfluß mehrerer ableitungen und dann unorganischer misbrauch.
6) die ableitung bildet höchstens eine silbe, scheinbar mehrsilbige beruhen auf häufung mehrerer, z. b. -ari auf -ar-i. Regeln der verbindung verschiedener ableitungen können vor erörterung aller einzelnen nicht gegeben wer- den. Ueber vier ableitungstriebe vereinigen sich jedoch an keinem worte, es gibt folglich einfache, zweifache, dreifache, vierfache ableitungen, welche man nicht gerade nach ihrer wirklichen ein-, zwei- oder dreisilbigkeit beur- theile. Einfache sind z. b. goth. vep-n, eis-arn; zwei- fache vint-r-us, eis-arn-ein; dreifache alth. pin-uß- ah-i, vok-al-ar-i (goth. fug-l-ar-eis); vierfach drah-is-al- ar-i (nhd. drechsler). Wieder ein unterschied von der zusammensetzung, die unbeschränkter ins mehrfache stei- gen kann.
7) die vocalverhältnisse der ableitung, so groß hier die versunkenheit der heutigen sprachen scheint, sind durchaus nicht gleichgültig. Außer den drei kurzen vo-
III. von der ableitung im allgemeinen.
niemahls hinter eine flexion; zuſ. ſetzung kann zuweilen die flexion der erſten wurzel ganz oder theilweiſe ſtehen laßen und daran die zweite wurzel fügen, d. h. die flexion kann in der mitte bleiben. γ) die zweite componierte wurzel macht immer (wenige entſtellte formen ausge- nommen) eine ſilbe; die ableitung häufig nicht. δ) noch andere verſchiedenheiten werden unter 5. 6. angegeben.
4) die ableitung iſt reinvocaliſch, wenn bloß vocale, reinconſonantiſch, wenn bloß conſonanzen, oder endlich gemiſcht, wenn beiderlei hinzutreten. Die reinconſonan- tiſche erſcheint unurſprünglich, d. h. ſyncopierte vocale vorausſetzend; ſie bildet keine ſilbe, ſondern fügt ſich zur wurzelſilbe, nicht zur folgenden flexionsſilbe, z. b. gib-t-s, gen. gib-t-áis, d. i. gibt-s, gibt-áis. Bei der reinvocali- ſchen umgedreht apocope eines conſonanten anzunehmen, wäre allzukühn. Die reinvocaliſche und gemiſchte, ſo- lange ihr vocal nicht aus allgemeinen gründen wegfällt oder ſich mit der flexion miſcht, gewähren eine neue ſilbe.
5) die ableitung kann, vorausgeſetzt daß vor dem conſonanten der reinconſonantiſchen ein früherer vocal ausgefallen ſei, weſentlich nur vocaliſch beginnen, nie conſonantiſch; ſie darf mit einem oder zwei conſ. ſchließen, z. b. -al, -ar; -iſk, -ung, nicht den vocal zwiſchen zwei conſonanten haben, daher z. b. -leik, -ſam zuſammenſetzend, nicht ableitend ſind; -ling, -lîn, -niſſi, -ſal u. a. zwar ableitend aber zuſammenfluß mehrerer ableitungen und dann unorganiſcher misbrauch.
6) die ableitung bildet höchſtens eine ſilbe, ſcheinbar mehrſilbige beruhen auf häufung mehrerer, z. b. -ari auf -ar-i. Regeln der verbindung verſchiedener ableitungen können vor erörterung aller einzelnen nicht gegeben wer- den. Ueber vier ableitungstriebe vereinigen ſich jedoch an keinem worte, es gibt folglich einfache, zweifache, dreifache, vierfache ableitungen, welche man nicht gerade nach ihrer wirklichen ein-, zwei- oder dreiſilbigkeit beur- theile. Einfache ſind z. b. goth. vêp-n, eiſ-arn; zwei- fache vint-r-us, eiſ-arn-ein; dreifache alth. pin-uƷ- ah-i, vok-al-ar-i (goth. fug-l-ar-eis); vierfach drâh-iſ-al- ar-i (nhd. drechſler). Wieder ein unterſchied von der zuſammenſetzung, die unbeſchränkter ins mehrfache ſtei- gen kann.
7) die vocalverhältniſſe der ableitung, ſo groß hier die verſunkenheit der heutigen ſprachen ſcheint, ſind durchaus nicht gleichgültig. Außer den drei kurzen vo-
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[91/0109]
III. von der ableitung im allgemeinen.
niemahls hinter eine flexion; zuſ. ſetzung kann zuweilen
die flexion der erſten wurzel ganz oder theilweiſe ſtehen
laßen und daran die zweite wurzel fügen, d. h. die flexion
kann in der mitte bleiben. γ) die zweite componierte
wurzel macht immer (wenige entſtellte formen ausge-
nommen) eine ſilbe; die ableitung häufig nicht. δ) noch
andere verſchiedenheiten werden unter 5. 6. angegeben.
4) die ableitung iſt reinvocaliſch, wenn bloß vocale,
reinconſonantiſch, wenn bloß conſonanzen, oder endlich
gemiſcht, wenn beiderlei hinzutreten. Die reinconſonan-
tiſche erſcheint unurſprünglich, d. h. ſyncopierte vocale
vorausſetzend; ſie bildet keine ſilbe, ſondern fügt ſich zur
wurzelſilbe, nicht zur folgenden flexionsſilbe, z. b. gib-t-s,
gen. gib-t-áis, d. i. gibt-s, gibt-áis. Bei der reinvocali-
ſchen umgedreht apocope eines conſonanten anzunehmen,
wäre allzukühn. Die reinvocaliſche und gemiſchte, ſo-
lange ihr vocal nicht aus allgemeinen gründen wegfällt
oder ſich mit der flexion miſcht, gewähren eine neue ſilbe.
5) die ableitung kann, vorausgeſetzt daß vor dem
conſonanten der reinconſonantiſchen ein früherer vocal
ausgefallen ſei, weſentlich nur vocaliſch beginnen, nie
conſonantiſch; ſie darf mit einem oder zwei conſ.
ſchließen, z. b. -al, -ar; -iſk, -ung, nicht den vocal
zwiſchen zwei conſonanten haben, daher z. b. -leik, -ſam
zuſammenſetzend, nicht ableitend ſind; -ling, -lîn, -niſſi,
-ſal u. a. zwar ableitend aber zuſammenfluß mehrerer
ableitungen und dann unorganiſcher misbrauch.
6) die ableitung bildet höchſtens eine ſilbe, ſcheinbar
mehrſilbige beruhen auf häufung mehrerer, z. b. -ari auf
-ar-i. Regeln der verbindung verſchiedener ableitungen
können vor erörterung aller einzelnen nicht gegeben wer-
den. Ueber vier ableitungstriebe vereinigen ſich jedoch
an keinem worte, es gibt folglich einfache, zweifache,
dreifache, vierfache ableitungen, welche man nicht gerade
nach ihrer wirklichen ein-, zwei- oder dreiſilbigkeit beur-
theile. Einfache ſind z. b. goth. vêp-n, eiſ-arn; zwei-
fache vint-r-us, eiſ-arn-ein; dreifache alth. pin-uƷ-
ah-i, vok-al-ar-i (goth. fug-l-ar-eis); vierfach drâh-iſ-al-
ar-i (nhd. drechſler). Wieder ein unterſchied von der
zuſammenſetzung, die unbeſchränkter ins mehrfache ſtei-
gen kann.
7) die vocalverhältniſſe der ableitung, ſo groß hier
die verſunkenheit der heutigen ſprachen ſcheint, ſind
durchaus nicht gleichgültig. Außer den drei kurzen vo-
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/109>, abgerufen am 21.11.2024.
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