Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite

III. consonantische ableitungen. th.
abirrungen. 3) von verbis auf sjan (ahd. -ison) finde ich
solche subst. nicht gebildet, z. b. kein ricsod (imperium)
haelsod (augurium). 4) beständig wird d geschrieben,
aber vermod (absinthium) welches gegen das vermuthete
ahd. wermod streitet, wie denn auch ahd. wermot stehet.

altn. in dem einzigen arm-odr (penuria) hat sich der
organ. vocal bewahrt, die übrigen haben -adr: baun-adr
(instrumenta); darr-adr (hasta); fagn-adr (gaudium); hern-
adr (militia); jasn-adr (paritas); kostn-adr (sumptus);
lifn-adr (vita); man-adr (mensis); metn-adr (honor);
safn-adr (coetus); skiln-adr (divortium); sparn-adr (par-
simonia); traun-adr (fidelitas) u. a. m. Also statt des goth.
ahd. o hier ein a, das früher a gewesen sein könnte, wie
in der zweiten conj. (1, 924), jetzt aber kurz ist, da es
in u überschwankt: fögn-udr, man-udr, jöfn-udr, söfn-
udr, dörr-udr. Von den org. kurzen -adr, z. b. mark-
adr (nundinae) sind sie schwer zu unterscheiden. Wie
im ags. unorg. n-adr in hernadr, kostnadr, sparnadr,
skilnadr etc. weil sich kein verbum herna, kostna, sparna,
skilna etc. wohl aber fagna, jafna, lifna, metna, safna
nachweisen läßt; mit fagnadr vgl. goth. faheths (s. 252). --

mhd. mangeln (wie ahd. bei O.) fast alle diese mas-
culina, doch man-ot, -odes (mensis) bestehet, sogar mit un-
verdünntem abieitungsvocal, wie es bei vereinzelten bil-
dungen pflegt; manot reimt noch: rot, tot, nicht manet:
anet. Geschwächte endung haben: nutz-et (utilitas) Parc.
23178, das aber erst beßeren beweis fordert (ahd. nuz-
ot? von nuzon O. I. 5, 80.) und lium-et (fama) gen. liu-
medes? troj. 179c 180a Trist. 15398. 15404, das für lium-
ent (ahd. hlium-unt, lium-unt, nhd. leum-und) gesetzt
ist, folglich nicht hierher gehört. --

nhd. mon-at (mensis); zier-at (ornamentum) doch
kenne ich kein ahd. zior-od, vielleicht dachte man sich
zier-rath (wie haus-rath)? einige schreiben zier-art; und
kommen wermuth, wißmuth (das metall) hier in betracht?
vgl. hernach -oti. Die schweizersprache hat viele echte
masc. auf -et bewahrt, wovon die beispiele dial. p. 214 --
216, auch der bedeutung wegen, nachgelesen werden
müßen.

engl. dar-t (hasta) f. dar-th; mon-th. --

b) starke feminina der oth-form
gibt es beinahe nicht, neben so vielen masculinis (wäh-
rend umgekehrt der weise sprachhaushalt reichlichen

III. conſonantiſche ableitungen. þ.
abirrungen. 3) von verbis auf ſjan (ahd. -iſôn) finde ich
ſolche ſubſt. nicht gebildet, z. b. kein ricſôð (imperium)
hælſôð (augurium). 4) beſtändig wird ð geſchrieben,
aber vermôd (abſinthium) welches gegen das vermuthete
ahd. wërmôd ſtreitet, wie denn auch ahd. wërmôt ſtehet.

altn. in dem einzigen arm-ôðr (penuria) hat ſich der
organ. vocal bewahrt, die übrigen haben -aðr: bûn-aðr
(inſtrumenta); darr-aðr (haſta); fagn-aðr (gaudium); hern-
aðr (militia); jaſn-aðr (paritas); koſtn-aðr (ſumptus);
lifn-aðr (vita); mân-aðr (menſis); mëtn-aðr (honor);
ſafn-aðr (coetus); ſkiln-aðr (divortium); ſparn-aðr (par-
ſimonia); trûn-aðr (fidelitas) u. a. m. Alſo ſtatt des goth.
ahd. ô hier ein a, das früher â geweſen ſein könnte, wie
in der zweiten conj. (1, 924), jetzt aber kurz iſt, da es
in u überſchwankt: fögn-uðr, mân-uðr, jöfn-uðr, ſöfn-
uðr, dörr-uðr. Von den org. kurzen -aðr, z. b. mark-
aðr (nundinae) ſind ſie ſchwer zu unterſcheiden. Wie
im agſ. unorg. n-aðr in hernaðr, koſtnaðr, ſparnaðr,
ſkilnaðr etc. weil ſich kein verbum herna, koſtna, ſparna,
ſkilna etc. wohl aber fagna, jafna, lifna, mëtna, ſafna
nachweiſen läßt; mit fagnaðr vgl. goth. fahêþs (ſ. 252). —

mhd. mangeln (wie ahd. bei O.) faſt alle dieſe maſ-
culina, doch mân-ôt, -ôdes (menſis) beſtehet, ſogar mit un-
verdünntem abieitungsvocal, wie es bei vereinzelten bil-
dungen pflegt; mânôt reimt noch: rôt, tôt, nicht mânet:
ânet. Geſchwächte endung haben: nutz-et (utilitas) Parc.
23178, das aber erſt beßeren beweis fordert (ahd. nuz-
ôt? von nuzôn O. I. 5, 80.) und lium-et (fama) gen. liu-
medes? troj. 179c 180a Triſt. 15398. 15404, das für lium-
ent (ahd. hlium-unt, lium-unt, nhd. leum-ùnd) geſetzt
iſt, folglich nicht hierher gehört. —

nhd. mon-àt (menſis); zier-àt (ornamentum) doch
kenne ich kein ahd. zior-ôd, vielleicht dachte man ſich
zier-rath (wie haus-rath)? einige ſchreiben zier-art; und
kommen wermuth, wißmuth (das metall) hier in betracht?
vgl. hernach -ôti. Die ſchweizerſprache hat viele echte
maſc. auf -et bewahrt, wovon die beiſpiele dial. p. 214 —
216, auch der bedeutung wegen, nachgeleſen werden
müßen.

engl. dar-t (haſta) f. dar-th; mon-th. —

β) ſtarke feminina der ôþ-form
gibt es beinahe nicht, neben ſo vielen maſculinis (wäh-
rend umgekehrt der weiſe ſprachhaushalt reichlichen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0273" n="255"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">III. <hi rendition="#i">con&#x017F;onanti&#x017F;che ableitungen.</hi> þ.</hi></fw><lb/>
abirrungen. 3) von verbis auf &#x017F;jan (ahd. -i&#x017F;ôn) finde ich<lb/>
&#x017F;olche &#x017F;ub&#x017F;t. nicht gebildet, z. b. kein ric&#x017F;ôð (imperium)<lb/>
hæl&#x017F;ôð (augurium). 4) be&#x017F;tändig wird ð ge&#x017F;chrieben,<lb/>
aber vermôd (ab&#x017F;inthium) welches gegen das vermuthete<lb/>
ahd. wërmôd &#x017F;treitet, wie denn auch ahd. wërmôt &#x017F;tehet.</p><lb/>
              <p>altn. in dem einzigen arm-ôðr (penuria) hat &#x017F;ich der<lb/>
organ. vocal bewahrt, die übrigen haben -aðr: bûn-aðr<lb/>
(in&#x017F;trumenta); darr-aðr (ha&#x017F;ta); fagn-aðr (gaudium); hern-<lb/>
aðr (militia); ja&#x017F;n-aðr (paritas); ko&#x017F;tn-aðr (&#x017F;umptus);<lb/>
lifn-aðr (vita); mân-aðr (men&#x017F;is); mëtn-aðr (honor);<lb/>
&#x017F;afn-aðr (coetus); &#x017F;kiln-aðr (divortium); &#x017F;parn-aðr (par-<lb/>
&#x017F;imonia); trûn-aðr (fidelitas) u. a. m. Al&#x017F;o &#x017F;tatt des goth.<lb/>
ahd. ô hier ein a, das früher â gewe&#x017F;en &#x017F;ein könnte, wie<lb/>
in der zweiten conj. (1, 924), jetzt aber kurz i&#x017F;t, da es<lb/>
in u über&#x017F;chwankt: fögn-uðr, mân-uðr, jöfn-uðr, &#x017F;öfn-<lb/>
uðr, dörr-uðr. Von den org. kurzen -aðr, z. b. mark-<lb/>
aðr (nundinae) &#x017F;ind &#x017F;ie &#x017F;chwer zu unter&#x017F;cheiden. Wie<lb/>
im ag&#x017F;. unorg. n-aðr in hernaðr, ko&#x017F;tnaðr, &#x017F;parnaðr,<lb/>
&#x017F;kilnaðr etc. weil &#x017F;ich kein verbum herna, ko&#x017F;tna, &#x017F;parna,<lb/>
&#x017F;kilna etc. wohl aber fagna, jafna, lifna, mëtna, &#x017F;afna<lb/>
nachwei&#x017F;en läßt; mit fagnaðr vgl. goth. fahêþs (&#x017F;. 252). &#x2014;</p><lb/>
              <p>mhd. mangeln (wie ahd. bei O.) fa&#x017F;t alle die&#x017F;e ma&#x017F;-<lb/>
culina, doch mân-ôt, -ôdes (men&#x017F;is) be&#x017F;tehet, &#x017F;ogar mit un-<lb/>
verdünntem abieitungsvocal, wie es bei vereinzelten bil-<lb/>
dungen pflegt; mânôt reimt noch: rôt, tôt, nicht mânet:<lb/>
ânet. Ge&#x017F;chwächte endung haben: nutz-et (utilitas) Parc.<lb/>
23178, das aber er&#x017F;t beßeren beweis fordert (ahd. nuz-<lb/>
ôt? von nuzôn O. I. 5, 80.) und lium-et (fama) gen. liu-<lb/>
medes? troj. 179<hi rendition="#sup">c</hi> 180<hi rendition="#sup">a</hi> Tri&#x017F;t. 15398. 15404, das für lium-<lb/>
ent (ahd. hlium-unt, lium-unt, nhd. leum-ùnd) ge&#x017F;etzt<lb/>
i&#x017F;t, folglich nicht hierher gehört. &#x2014;</p><lb/>
              <p>nhd. mon-àt (men&#x017F;is); zier-àt (ornamentum) doch<lb/>
kenne ich kein ahd. zior-ôd, vielleicht dachte man &#x017F;ich<lb/>
zier-rath (wie haus-rath)? einige &#x017F;chreiben zier-art; und<lb/>
kommen wermuth, wißmuth (das metall) hier in betracht?<lb/>
vgl. hernach -ôti. Die &#x017F;chweizer&#x017F;prache hat viele echte<lb/>
ma&#x017F;c. auf <hi rendition="#i">-et</hi> bewahrt, wovon die bei&#x017F;piele dial. p. 214 &#x2014;<lb/>
216, auch der bedeutung wegen, nachgele&#x017F;en werden<lb/>
müßen.</p><lb/>
              <p>engl. dar-t (ha&#x017F;ta) f. dar-th; mon-th. &#x2014;</p><lb/>
              <p><hi rendition="#i">&#x03B2;</hi>) <hi rendition="#i">&#x017F;tarke feminina</hi> der ôþ-form<lb/>
gibt es beinahe nicht, neben &#x017F;o vielen ma&#x017F;culinis (wäh-<lb/>
rend umgekehrt der wei&#x017F;e &#x017F;prachhaushalt reichlichen<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[255/0273] III. conſonantiſche ableitungen. þ. abirrungen. 3) von verbis auf ſjan (ahd. -iſôn) finde ich ſolche ſubſt. nicht gebildet, z. b. kein ricſôð (imperium) hælſôð (augurium). 4) beſtändig wird ð geſchrieben, aber vermôd (abſinthium) welches gegen das vermuthete ahd. wërmôd ſtreitet, wie denn auch ahd. wërmôt ſtehet. altn. in dem einzigen arm-ôðr (penuria) hat ſich der organ. vocal bewahrt, die übrigen haben -aðr: bûn-aðr (inſtrumenta); darr-aðr (haſta); fagn-aðr (gaudium); hern- aðr (militia); jaſn-aðr (paritas); koſtn-aðr (ſumptus); lifn-aðr (vita); mân-aðr (menſis); mëtn-aðr (honor); ſafn-aðr (coetus); ſkiln-aðr (divortium); ſparn-aðr (par- ſimonia); trûn-aðr (fidelitas) u. a. m. Alſo ſtatt des goth. ahd. ô hier ein a, das früher â geweſen ſein könnte, wie in der zweiten conj. (1, 924), jetzt aber kurz iſt, da es in u überſchwankt: fögn-uðr, mân-uðr, jöfn-uðr, ſöfn- uðr, dörr-uðr. Von den org. kurzen -aðr, z. b. mark- aðr (nundinae) ſind ſie ſchwer zu unterſcheiden. Wie im agſ. unorg. n-aðr in hernaðr, koſtnaðr, ſparnaðr, ſkilnaðr etc. weil ſich kein verbum herna, koſtna, ſparna, ſkilna etc. wohl aber fagna, jafna, lifna, mëtna, ſafna nachweiſen läßt; mit fagnaðr vgl. goth. fahêþs (ſ. 252). — mhd. mangeln (wie ahd. bei O.) faſt alle dieſe maſ- culina, doch mân-ôt, -ôdes (menſis) beſtehet, ſogar mit un- verdünntem abieitungsvocal, wie es bei vereinzelten bil- dungen pflegt; mânôt reimt noch: rôt, tôt, nicht mânet: ânet. Geſchwächte endung haben: nutz-et (utilitas) Parc. 23178, das aber erſt beßeren beweis fordert (ahd. nuz- ôt? von nuzôn O. I. 5, 80.) und lium-et (fama) gen. liu- medes? troj. 179c 180a Triſt. 15398. 15404, das für lium- ent (ahd. hlium-unt, lium-unt, nhd. leum-ùnd) geſetzt iſt, folglich nicht hierher gehört. — nhd. mon-àt (menſis); zier-àt (ornamentum) doch kenne ich kein ahd. zior-ôd, vielleicht dachte man ſich zier-rath (wie haus-rath)? einige ſchreiben zier-art; und kommen wermuth, wißmuth (das metall) hier in betracht? vgl. hernach -ôti. Die ſchweizerſprache hat viele echte maſc. auf -et bewahrt, wovon die beiſpiele dial. p. 214 — 216, auch der bedeutung wegen, nachgeleſen werden müßen. engl. dar-t (haſta) f. dar-th; mon-th. — β) ſtarke feminina der ôþ-form gibt es beinahe nicht, neben ſo vielen maſculinis (wäh- rend umgekehrt der weiſe ſprachhaushalt reichlichen

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/273
Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/273>, abgerufen am 22.11.2024.