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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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III. consonantische ableitungen. NG.
(inopinato, immonito); nead-inga (aegre); rad-inga (su-
bito); or-sceatt-inga (gratis); semn-inga (repente); woge-
gen theils dieselben, theils noch einige andere auf -unga,
-lunga endigen: eall-unga; eav-unga (palam); un-ceap-unga
(gratis) Cädm. 31. sonst or-ceap-unga (gratuito); far-unga;
gegn-unga (certe); grund-lunga (funditus); hand-lunga (co-
minus); healf-unga (dimidiatim); svig-nnga (cum silentio);
ven-unga (forte); auch Beov. 50. an-unga; 213. gen-unga
(gegn-unga) gefunden wird *). Das ags. -a verhält sich in die-
sen adv. zu dem alts. -o wie in andern fällen mehr, z. b. das
alts. schw. masc. endigt auf -o, das ags. auf -a, aber auch der
alts. gen. pl. auf -o (? -o), der ags. auf -a (? -a). Kann man
nun in dem -ungo, -unga einen gen. pl. weibl. subst. auf
-ung sehen? Rask muthmaßt es von dem ags. -unga
(p. 88.) und freilich steht der gen. sg. -es so häufig ad-
verbial; selbst das nhd. -lings scheint dafür zu sprechen.
Die eine schwierigkeit, daß der alts. gen. pl. -ungono,
nicht -ungo flectiert, ließe sich beseitigen, da auch aus
andern gründen jenes unorg., dieses echte form scheint
(1, 817, nr. 40.), die sich gerade im adv erhalten haben
könnte. Zudem folgen die ags. fem. auf -ung der vier-
ten decl., nicht der ersten, bilden also wirklich den gen.
pl. -unga. Allein ich weiß nicht mit der conjectur zu
vereinigen, daß gerade ahd. und ags. subst. der ing-form,
welche bei den adv. die älteste scheint, mangeln, wollte
man aber wenigstens im ags. dem -unga höheres alter
vor dem -inga beilegen, daß sich zwar ein subst. ceapung
(negotium) irsung (iracundia) u. a. nachweisen, jedoch
schwerlich ein subst. eallung, anung u. a. gedenken laßen.
Endlich ist, das ahd. -ingun weder ein gen. pl. (die ver-
kürzung des -ono in on tritt zu spät ein, als daß hier
in den adv. ingon f. ingono genommen werden dürfte,
(vgl. 1, 617. g.), noch aus dem vorhin bemerkten grunde
ein dat. pl. Darin aber, daß sich -lingun, -linga aus
-ingun, -inga entwickelt, weisen diese adv. nicht auf fe-
minina, bei welchen das nie geschieht, sondern auf masc.
Wären sie überreste ganz verschwundner casus-formen
von masc. auf -ing? blintilingun: instar coecutientis? (vgl.
altn. blindeingr); nomina müßen als grundlage zugegeben
werden, weil gleichbedeutiges -ing mit der praep. in, an,
on construiert vorkommt (vorhin s. 358.), sind es also ad-
jectiva? Wiederum kann das ahd. -ingun kein dat. pl.

*) engl. weiß ich, was hierher gehörte, nur dark-ling (im
dunkeln).

III. conſonantiſche ableitungen. NG.
(inopinato, immonito); neád-inga (aegre); rað-inga (ſu-
bito); or-ſcëatt-inga (gratis); ſemn-inga (repente); woge-
gen theils dieſelben, theils noch einige andere auf -unga,
-lunga endigen: ëall-unga; eáv-unga (palam); un-ceáp-unga
(gratis) Cädm. 31. ſonſt or-ceáp-unga (gratuito); far-unga;
gegn-unga (certe); grund-lunga (funditus); hand-lunga (co-
minus); hëalf-unga (dimidiatim); ſvig-nnga (cum ſilentio);
ven-unga (forte); auch Beov. 50. ân-unga; 213. gên-unga
(gegn-unga) gefunden wird *). Das agſ. -a verhält ſich in die-
ſen adv. zu dem altſ. -o wie in andern fällen mehr, z. b. das
altſ. ſchw. maſc. endigt auf -o, das agſ. auf -a, aber auch der
altſ. gen. pl. auf -o (? -ô), der agſ. auf -a (? -â). Kann man
nun in dem -ungo, -unga einen gen. pl. weibl. ſubſt. auf
-ung ſehen? Raſk muthmaßt es von dem agſ. -unga
(p. 88.) und freilich ſteht der gen. ſg. -es ſo häufig ad-
verbial; ſelbſt das nhd. -lings ſcheint dafür zu ſprechen.
Die eine ſchwierigkeit, daß der altſ. gen. pl. -ungono,
nicht -ungo flectiert, ließe ſich beſeitigen, da auch aus
andern gründen jenes unorg., dieſes echte form ſcheint
(1, 817, nr. 40.), die ſich gerade im adv erhalten haben
könnte. Zudem folgen die agſ. fem. auf -ung der vier-
ten decl., nicht der erſten, bilden alſo wirklich den gen.
pl. -unga. Allein ich weiß nicht mit der conjectur zu
vereinigen, daß gerade ahd. und agſ. ſubſt. der ing-form,
welche bei den adv. die älteſte ſcheint, mangeln, wollte
man aber wenigſtens im agſ. dem -unga höheres alter
vor dem -inga beilegen, daß ſich zwar ein ſubſt. ceápung
(negotium) irſung (iracundia) u. a. nachweiſen, jedoch
ſchwerlich ein ſubſt. ëallung, ânung u. a. gedenken laßen.
Endlich iſt, das ahd. -ingun weder ein gen. pl. (die ver-
kürzung des -ônô in ôn tritt zu ſpät ein, als daß hier
in den adv. ingôn f. ingônô genommen werden dürfte,
(vgl. 1, 617. γ.), noch aus dem vorhin bemerkten grunde
ein dat. pl. Darin aber, daß ſich -lingun, -linga aus
-ingun, -inga entwickelt, weiſen dieſe adv. nicht auf fe-
minina, bei welchen das nie geſchieht, ſondern auf maſc.
Wären ſie überreſte ganz verſchwundner caſus-formen
von maſc. auf -ing? blintilingun: inſtar coecutientis? (vgl.
altn. blindîngr); nomina müßen als grundlage zugegeben
werden, weil gleichbedeutiges -ing mit der praep. in, an,
on conſtruiert vorkommt (vorhin ſ. 358.), ſind es alſo ad-
jectiva? Wiederum kann das ahd. -ingun kein dat. pl.

*) engl. weiß ich, was hierher gehörte, nur dark-ling (im
dunkeln).
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[358/0376] III. conſonantiſche ableitungen. NG. (inopinato, immonito); neád-inga (aegre); rað-inga (ſu- bito); or-ſcëatt-inga (gratis); ſemn-inga (repente); woge- gen theils dieſelben, theils noch einige andere auf -unga, -lunga endigen: ëall-unga; eáv-unga (palam); un-ceáp-unga (gratis) Cädm. 31. ſonſt or-ceáp-unga (gratuito); far-unga; gegn-unga (certe); grund-lunga (funditus); hand-lunga (co- minus); hëalf-unga (dimidiatim); ſvig-nnga (cum ſilentio); ven-unga (forte); auch Beov. 50. ân-unga; 213. gên-unga (gegn-unga) gefunden wird *). Das agſ. -a verhält ſich in die- ſen adv. zu dem altſ. -o wie in andern fällen mehr, z. b. das altſ. ſchw. maſc. endigt auf -o, das agſ. auf -a, aber auch der altſ. gen. pl. auf -o (? -ô), der agſ. auf -a (? -â). Kann man nun in dem -ungo, -unga einen gen. pl. weibl. ſubſt. auf -ung ſehen? Raſk muthmaßt es von dem agſ. -unga (p. 88.) und freilich ſteht der gen. ſg. -es ſo häufig ad- verbial; ſelbſt das nhd. -lings ſcheint dafür zu ſprechen. Die eine ſchwierigkeit, daß der altſ. gen. pl. -ungono, nicht -ungo flectiert, ließe ſich beſeitigen, da auch aus andern gründen jenes unorg., dieſes echte form ſcheint (1, 817, nr. 40.), die ſich gerade im adv erhalten haben könnte. Zudem folgen die agſ. fem. auf -ung der vier- ten decl., nicht der erſten, bilden alſo wirklich den gen. pl. -unga. Allein ich weiß nicht mit der conjectur zu vereinigen, daß gerade ahd. und agſ. ſubſt. der ing-form, welche bei den adv. die älteſte ſcheint, mangeln, wollte man aber wenigſtens im agſ. dem -unga höheres alter vor dem -inga beilegen, daß ſich zwar ein ſubſt. ceápung (negotium) irſung (iracundia) u. a. nachweiſen, jedoch ſchwerlich ein ſubſt. ëallung, ânung u. a. gedenken laßen. Endlich iſt, das ahd. -ingun weder ein gen. pl. (die ver- kürzung des -ônô in ôn tritt zu ſpät ein, als daß hier in den adv. ingôn f. ingônô genommen werden dürfte, (vgl. 1, 617. γ.), noch aus dem vorhin bemerkten grunde ein dat. pl. Darin aber, daß ſich -lingun, -linga aus -ingun, -inga entwickelt, weiſen dieſe adv. nicht auf fe- minina, bei welchen das nie geſchieht, ſondern auf maſc. Wären ſie überreſte ganz verſchwundner caſus-formen von maſc. auf -ing? blintilingun: inſtar coecutientis? (vgl. altn. blindîngr); nomina müßen als grundlage zugegeben werden, weil gleichbedeutiges -ing mit der praep. in, an, on conſtruiert vorkommt (vorhin ſ. 358.), ſind es alſo ad- jectiva? Wiederum kann das ahd. -ingun kein dat. pl. *) engl. weiß ich, was hierher gehörte, nur dark-ling (im dunkeln).

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/376>, abgerufen am 24.11.2024.