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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.

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III. ableitung. schlußbemerkungen.
aufhebt, zeigt unterschledne ableitungsvocale. Wir schrei-
ben nhd. vöglein, mhd. lieber vogellein. Oefter erfolgt
im ahd. masc. -ar-ari (zouparari, fluobarari s. 125.), wel-
ches andere mundarten meiden, mit bloßem -i, statt mit
-ari ableitend, goth. blostreis (ahd. pluostarari) alts. tim-
bari, timberi (ahd. zimparari). Nhd. zwar zauberer, zim-
merer, aber zauberin (s. 320.) zauberisch (s. 377.). Das
doppelte n im ahd. vuntannissa, pouhhannissa ist s. 322.
erläutert.

b) die reinvocalische ableitung -i, -ei kann zu jedwe-
der consonantischen hinzutreten, ausgenommen zu den
goth. verbalen auf -ns. Nomina zweiter decl. können
hinter ihrer consonant. ableitung die vocalische gar nicht
entbehren. Zwischen wurzel und zweiter ableitung er-
scheint das -i bloß bei -ari (her-j-ari), -unga (her-j-unga),
-od (gabaur-j-othus), vielleicht -oht (vgl. tallioht?). In
der zweiten schw. conj. stoßen zwei reinvocalische ablei-
tungen zusammen (her-j-on = her-j-o-an?)

g) ableitungen mit zwei consonanten (s. 317 -- 385.)
leiden selten eine weitere consonantische hinter sich, z. b.
man kann nie sagen chuninginnisc. Ausnahme machen
die masc. auf -ing, denen sich -inna, -ari, -isc anfügt
(chuninginna, zehaningari, chuningisc) denkbar auch -ili
(chuningili, königlein?); -inch, womit nothwendig -ili
verbunden wird (s. 347.); -und, womit sich -ari, -unga
binden (hliumundari, verleumder, verleumdung, hliumun-
dunga?); -and, womit -ida (arendida); -isc, womit -nissi
(menniscnissa, aeviscnisse); oht womit -ig (s. 383.); -iss,
welchem noch -ari und -ida folgen dürfen (ratissari, ein-
ussida). Warum sollten die masc. -olf, -ard nicht das
adjectivische -isc vertragen? es fehlt nur an beispielen.

d) ableitungen mit einem cons. fügen sich leichter zu
andern consonantischen (mit einem oder zwei cons.), so
weit es die unter 6 vorgetragnen grundsätze verstatten.
Unmöglich wäre ein adj. scamagein, mahteigisc; statthaft
aber sind eweineic, manniscein. Man wird keinem -niss-
unga begegnen, denn es gibt keine verba auf -nisson.
Vom verbo selidon geleitet scheint selidunga statthaft, wie
houpitunga (enthauptung). Vor -ari, -unga, -od, -nissa,
-ing, -isc zumahl dürfen mannigfalte einfache ableitungen
stehen (-alari, -arari, -anari, -ilari, -inari, -isari, -azari,
-idari, -ahari; -alunga, -arunga, -amunga, -anunga,
-ilunga, -inunga, -isunga, -azunga; -alod, -arod, -anod,
-ilod, -inod, -isod; -alnissa, -arnissa, -annissa, -ilnissa,

C c

III. ableitung. ſchlußbemerkungen.
aufhebt, zeigt unterſchledne ableitungsvocale. Wir ſchrei-
ben nhd. vöglein, mhd. lieber vogellîn. Oefter erfolgt
im ahd. maſc. -ar-ari (zouparari, fluobarari ſ. 125.), wel-
ches andere mundarten meiden, mit bloßem -i, ſtatt mit
-ari ableitend, goth. blôſtreis (ahd. pluoſtarari) altſ. tim-
bari, timberi (ahd. zimparari). Nhd. zwar zauberer, zim-
merer, aber zauberin (ſ. 320.) zauberiſch (ſ. 377.). Das
doppelte n im ahd. vuntanniſſa, pouhhanniſſa iſt ſ. 322.
erläutert.

β) die reinvocaliſche ableitung -i, -î kann zu jedwe-
der conſonantiſchen hinzutreten, ausgenommen zu den
goth. verbalen auf -ns. Nomina zweiter decl. können
hinter ihrer conſonant. ableitung die vocaliſche gar nicht
entbehren. Zwiſchen wurzel und zweiter ableitung er-
ſcheint das -i bloß bei -ari (her-j-ari), -unga (her-j-unga),
-òd (gabaúr-j-ôþus), vielleicht -oht (vgl. tallioht?). In
der zweiten ſchw. conj. ſtoßen zwei reinvocaliſche ablei-
tungen zuſammen (her-j-ôn = her-j-ô-an?)

γ) ableitungen mit zwei conſonanten (ſ. 317 — 385.)
leiden ſelten eine weitere conſonantiſche hinter ſich, z. b.
man kann nie ſagen chuninginniſc. Ausnahme machen
die maſc. auf -ing, denen ſich -inna, -ari, -iſc anfügt
(chuninginna, zëhaningari, chuningiſc) denkbar auch -ili
(chuningili, königlein?); -inch, womit nothwendig -ili
verbunden wird (ſ. 347.); -und, womit ſich -ari, -unga
binden (hliumundari, verleumder, verleumdung, hliumun-
dunga?); -and, womit -ida (arendida); -iſc, womit -niſſi
(menniſcniſſa, æviſcniſſe); oht womit -ig (ſ. 383.); -iſſ,
welchem noch -ari und -ida folgen dürfen (râtiſſari, ein-
uſſida). Warum ſollten die maſc. -olf, -ard nicht das
adjectiviſche -iſc vertragen? es fehlt nur an beiſpielen.

δ) ableitungen mit einem conſ. fügen ſich leichter zu
andern conſonantiſchen (mit einem oder zwei conſ.), ſo
weit es die unter 6 vorgetragnen grundſätze verſtatten.
Unmöglich wäre ein adj. ſcamagîn, mahtîgiſc; ſtatthaft
aber ſind êwînîc, manniſcîn. Man wird keinem -niſſ-
unga begegnen, denn es gibt keine verba auf -niſſôn.
Vom verbo ſelidôn geleitet ſcheint ſelidunga ſtatthaft, wie
houpitunga (enthauptung). Vor -ari, -unga, -ôd, -niſſa,
-ing, -iſc zumahl dürfen mannigfalte einfache ableitungen
ſtehen (-alari, -arari, -anari, -ilari, -inari, -iſari, -azari,
-idari, -ahari; -alunga, -arunga, -amunga, -anunga,
-ilunga, -inunga, -iſunga, -azunga; -alôd, -arôd, -anôd,
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[401/0419] III. ableitung. ſchlußbemerkungen. aufhebt, zeigt unterſchledne ableitungsvocale. Wir ſchrei- ben nhd. vöglein, mhd. lieber vogellîn. Oefter erfolgt im ahd. maſc. -ar-ari (zouparari, fluobarari ſ. 125.), wel- ches andere mundarten meiden, mit bloßem -i, ſtatt mit -ari ableitend, goth. blôſtreis (ahd. pluoſtarari) altſ. tim- bari, timberi (ahd. zimparari). Nhd. zwar zauberer, zim- merer, aber zauberin (ſ. 320.) zauberiſch (ſ. 377.). Das doppelte n im ahd. vuntanniſſa, pouhhanniſſa iſt ſ. 322. erläutert. β) die reinvocaliſche ableitung -i, -î kann zu jedwe- der conſonantiſchen hinzutreten, ausgenommen zu den goth. verbalen auf -ns. Nomina zweiter decl. können hinter ihrer conſonant. ableitung die vocaliſche gar nicht entbehren. Zwiſchen wurzel und zweiter ableitung er- ſcheint das -i bloß bei -ari (her-j-ari), -unga (her-j-unga), -òd (gabaúr-j-ôþus), vielleicht -oht (vgl. tallioht?). In der zweiten ſchw. conj. ſtoßen zwei reinvocaliſche ablei- tungen zuſammen (her-j-ôn = her-j-ô-an?) γ) ableitungen mit zwei conſonanten (ſ. 317 — 385.) leiden ſelten eine weitere conſonantiſche hinter ſich, z. b. man kann nie ſagen chuninginniſc. Ausnahme machen die maſc. auf -ing, denen ſich -inna, -ari, -iſc anfügt (chuninginna, zëhaningari, chuningiſc) denkbar auch -ili (chuningili, königlein?); -inch, womit nothwendig -ili verbunden wird (ſ. 347.); -und, womit ſich -ari, -unga binden (hliumundari, verleumder, verleumdung, hliumun- dunga?); -and, womit -ida (arendida); -iſc, womit -niſſi (menniſcniſſa, æviſcniſſe); oht womit -ig (ſ. 383.); -iſſ, welchem noch -ari und -ida folgen dürfen (râtiſſari, ein- uſſida). Warum ſollten die maſc. -olf, -ard nicht das adjectiviſche -iſc vertragen? es fehlt nur an beiſpielen. δ) ableitungen mit einem conſ. fügen ſich leichter zu andern conſonantiſchen (mit einem oder zwei conſ.), ſo weit es die unter 6 vorgetragnen grundſätze verſtatten. Unmöglich wäre ein adj. ſcamagîn, mahtîgiſc; ſtatthaft aber ſind êwînîc, manniſcîn. Man wird keinem -niſſ- unga begegnen, denn es gibt keine verba auf -niſſôn. Vom verbo ſelidôn geleitet ſcheint ſelidunga ſtatthaft, wie houpitunga (enthauptung). Vor -ari, -unga, -ôd, -niſſa, -ing, -iſc zumahl dürfen mannigfalte einfache ableitungen ſtehen (-alari, -arari, -anari, -ilari, -inari, -iſari, -azari, -idari, -ahari; -alunga, -arunga, -amunga, -anunga, -ilunga, -inunga, -iſunga, -azunga; -alôd, -arôd, -anôd, -ilôd, -inôd, -iſôd; -alniſſa, -arniſſa, -anniſſa, -ilniſſa, C c

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/419>, abgerufen am 22.11.2024.