chen form (vgl. s. 538.); das goth. -o, ahd. -a von hairto, herza verfliegt bei dieser operation (hauh-hairts, hoh- herzer) und kann erst in der schwachen decl. des neu gebildeten adj. wieder zum vorschein kommen (thata hauh- hairto, daß hohherza), wie alle andern starken oder schwachen flexionen, in denen sich subst. und adj. begeg- nen, nach den umständen erscheinen.
b) die sprache fügt aber auch bisweilen ein ableitendes -i dazu, weshalb die ahd. adj. lanc-muoti, war-worti (war-wurti), preit-herzi, hueiß-henti, wo sie sich in die- sen oder andern beispielen zeigen, untadelhaft sind. Ja es ist nicht unglaublich, daß aus solchem -i die nhd. ab- leitungen -ig in vollblütig, warmblütig, weißhändig, hochherzig, langmüthig, kleinmüthig, wahnwitzig entstan- den sind, deren umlaut dann etwas anders als s. 308. aus- gelegt werden müste.
c) im zweifel entscheidet die flexion zwischen subst. und adj., z. b. lanc-part bleibt subst. und hat den nom. pl. lancparta, nicht lancparte, aber das mhd. val-vahs (flavicomus) ist adj. und hat dem plur. fem. valvahse Nib. 2307. Hier kann nach zeit und mundart bald das eine, bald das andere üblich sein, z. b. bar-fuoß steht gewöhn- lich adjectivisch (Parc. 61c).
d) organische adj. der ig-form scheinen hauptsächlich aus subst. zu erwachsen, die selbst schon zus. gesetzt wa- ren, z. b. aus ags. heah-cräft (architectura) mhd. hoch- vart sind heahcräftig, hochvertec bloße ableitungen, folg- lich zu unterscheiden von den unter b. angeführten nhd. vollblütig etc., die kein voll-blut voraussetzen.
e) wo das compos. schwache form liebt, z. b. im goth. ala-tharba, laus-handja läßt sich schwer zwischen subst. und adj. entscheiden; für letzteres etwa bei deutlicher fähigkeit, sich durch alle drei geschlechter zu bewegen.
7) den fällen 6, a. b. liegt kein schon componiertes subst. zu grunde; soll es hervorgebracht werden, so muß die ableitung -i mitwirken (s. 649.). Aus goth. hauhhairts wird hauhhairtei, aus ahd. lancmuot oder lancmuoti wird lancmuotei.
8) umgekehrt verwandeln sich zus. gesetzte adj. in subst. Dahin rechne ich a) die eigennamen hartmuot, wahs-muot (nach analogie von hadafuns, reginhart s. 581.); hier ist das selbst erst aus dem subst. muot entsprungene adj. -muot wieder subst. geworden. b) die unorg. nhd.
III. adj. eigentl. comp. — adj. mit adj.
chen form (vgl. ſ. 538.); das goth. -ô, ahd. -a von haírtô, hërza verfliegt bei dieſer operation (haúh-haírts, hôh- hërzêr) und kann erſt in der ſchwachen decl. des neu gebildeten adj. wieder zum vorſchein kommen (þata haúh- haírtô, daƷ hôhhërza), wie alle andern ſtarken oder ſchwachen flexionen, in denen ſich ſubſt. und adj. begeg- nen, nach den umſtänden erſcheinen.
b) die ſprache fügt aber auch bisweilen ein ableitendes -i dazu, weshalb die ahd. adj. lanc-muoti, wâr-worti (wâr-wurti), preit-hërzi, huîƷ-henti, wo ſie ſich in die- ſen oder andern beiſpielen zeigen, untadelhaft ſind. Ja es iſt nicht unglaublich, daß aus ſolchem -i die nhd. ab- leitungen -ig in vollblütig, warmblütig, weißhändig, hochherzig, langmüthig, kleinmüthig, wahnwitzig entſtan- den ſind, deren umlaut dann etwas anders als ſ. 308. aus- gelegt werden müſte.
c) im zweifel entſcheidet die flexion zwiſchen ſubſt. und adj., z. b. lanc-part bleibt ſubſt. und hat den nom. pl. lancpartâ, nicht lancpartê, aber das mhd. val-vahs (flavicomus) iſt adj. und hat dem plur. fem. valvahſe Nib. 2307. Hier kann nach zeit und mundart bald das eine, bald das andere üblich ſein, z. b. bar-fuoƷ ſteht gewöhn- lich adjectiviſch (Parc. 61c).
d) organiſche adj. der ig-form ſcheinen hauptſächlich aus ſubſt. zu erwachſen, die ſelbſt ſchon zuſ. geſetzt wa- ren, z. b. aus agſ. heáh-cräft (architectura) mhd. hôch- vart ſind heáhcräftig, hôchvertec bloße ableitungen, folg- lich zu unterſcheiden von den unter b. angeführten nhd. vollblütig etc., die kein voll-blut vorausſetzen.
e) wo das compoſ. ſchwache form liebt, z. b. im goth. ala-þarba, láus-handja läßt ſich ſchwer zwiſchen ſubſt. und adj. entſcheiden; für letzteres etwa bei deutlicher fähigkeit, ſich durch alle drei geſchlechter zu bewegen.
7) den fällen 6, a. b. liegt kein ſchon componiertes ſubſt. zu grunde; ſoll es hervorgebracht werden, ſo muß die ableitung -i mitwirken (ſ. 649.). Aus goth. háuhhaírts wird háuhhaírtei, aus ahd. lancmuot oder lancmuoti wird lancmuotî.
8) umgekehrt verwandeln ſich zuſ. geſetzte adj. in ſubſt. Dahin rechne ich α) die eigennamen hartmuot, wahs-muot (nach analogie von hadafuns, reginhart ſ. 581.); hier iſt das ſelbſt erſt aus dem ſubſt. muot entſprungene adj. -muot wieder ſubſt. geworden. β) die unorg. nhd.
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[667/0685]
III. adj. eigentl. comp. — adj. mit adj.
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hërza verfliegt bei dieſer operation (haúh-haírts, hôh-
hërzêr) und kann erſt in der ſchwachen decl. des neu
gebildeten adj. wieder zum vorſchein kommen (þata haúh-
haírtô, daƷ hôhhërza), wie alle andern ſtarken oder
ſchwachen flexionen, in denen ſich ſubſt. und adj. begeg-
nen, nach den umſtänden erſcheinen.
b) die ſprache fügt aber auch bisweilen ein ableitendes
-i dazu, weshalb die ahd. adj. lanc-muoti, wâr-worti
(wâr-wurti), preit-hërzi, huîƷ-henti, wo ſie ſich in die-
ſen oder andern beiſpielen zeigen, untadelhaft ſind. Ja
es iſt nicht unglaublich, daß aus ſolchem -i die nhd. ab-
leitungen -ig in vollblütig, warmblütig, weißhändig,
hochherzig, langmüthig, kleinmüthig, wahnwitzig entſtan-
den ſind, deren umlaut dann etwas anders als ſ. 308. aus-
gelegt werden müſte.
c) im zweifel entſcheidet die flexion zwiſchen ſubſt.
und adj., z. b. lanc-part bleibt ſubſt. und hat den nom.
pl. lancpartâ, nicht lancpartê, aber das mhd. val-vahs
(flavicomus) iſt adj. und hat dem plur. fem. valvahſe Nib.
2307. Hier kann nach zeit und mundart bald das eine,
bald das andere üblich ſein, z. b. bar-fuoƷ ſteht gewöhn-
lich adjectiviſch (Parc. 61c).
d) organiſche adj. der ig-form ſcheinen hauptſächlich
aus ſubſt. zu erwachſen, die ſelbſt ſchon zuſ. geſetzt wa-
ren, z. b. aus agſ. heáh-cräft (architectura) mhd. hôch-
vart ſind heáhcräftig, hôchvertec bloße ableitungen, folg-
lich zu unterſcheiden von den unter b. angeführten nhd.
vollblütig etc., die kein voll-blut vorausſetzen.
e) wo das compoſ. ſchwache form liebt, z. b. im goth.
ala-þarba, láus-handja läßt ſich ſchwer zwiſchen ſubſt.
und adj. entſcheiden; für letzteres etwa bei deutlicher
fähigkeit, ſich durch alle drei geſchlechter zu bewegen.
7) den fällen 6, a. b. liegt kein ſchon componiertes
ſubſt. zu grunde; ſoll es hervorgebracht werden, ſo muß
die ableitung -i mitwirken (ſ. 649.). Aus goth. háuhhaírts
wird háuhhaírtei, aus ahd. lancmuot oder lancmuoti wird
lancmuotî.
8) umgekehrt verwandeln ſich zuſ. geſetzte adj. in
ſubſt. Dahin rechne ich α) die eigennamen hartmuot,
wahs-muot (nach analogie von hadafuns, reginhart ſ. 581.);
hier iſt das ſelbſt erſt aus dem ſubſt. muot entſprungene
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 667. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/685>, abgerufen am 22.11.2024.
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