Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826.III. partikelcomp. -- untr. part. mit verb. pon? zu folgern aus pikimpot (funera, funestus) bi-kim-bitha (funesta) ker. 127? und dem goth. kumbjan ver- wandt?; pi-lakjan (reponere, beilegen) ker. 50; pi-windan (condere, etwa die fahne zus. winden) ker. 50. hrab. 967b; pi-tuon (obturare, claudere, nhd. beithun) mons. 349. T. 78. O. III. 12, 73. be-tuon N. 39, 10. 43, 2. 68, 16. Boeth. 135 Cap. 156. und hiernach ist das lat. retexit, redactus bei pi-toat, pi-tan ker. 32. 240. 241. nicht miszuwerste- hen; pi-vahan (concludere) mons. 337. Ags. be-hleidan (tegere); be-hydan (custodire); be-deolfan; be-myldan (humare) von molde; be-laucan Beov. 86; etc. aber kein be-don im ahd. sinn. Mhd. be-slahen (concludere) Parc. 10b Iw. 9a; besließen Nib.; be-staten Bert. 291; be- velhen bloß allgemein commendare und be-tuon kommt gar nicht mehr vor. Nhd. be-graben; be-statten; be- schließen, verstärkt bei-schließen, wie bei-legen, bei-thun. Man sieht, daß gewöhnlich das zweite wort dieser zus. setzung den hauptbegriff hergibt, daß er aber zuweilen auch halb in der partikel liegt, namentlich in pi-tuon oder pi-selahan, seitdem das einfache nicht mehr für condere, sepelire gebraucht wurde (wie goth. filhan, neben ga- filhan, us-filhan). -- 5) hieran grenzt die privative be- deutung der partikel, was beigethan wird, wird auch beiseite, weggethan, folglich entzogen. Nachstehende com- posita enthalten zwar wiederum den begriff der berau- bung größtentheils im zweiten wort, doch muß er halb in der partikel gesucht werden, oft ist auch die accusativ- construction in eine dativische übergegangen, und die bedeutung bald transitiv, bald intransitiv: goth. bi-leithan, alicui (relinquere aliquem, einem weggehen, entweichen) starkes verbum, versch. von dem mhd. schwachen be- leiten (comitari); bi-niman, alicui (auferre aliquem) Matth. 27, 64., niman allein drückt schon capere, rapere aus, regiert aber den acc. Ahd. bi-laßan alicui aliquid (remit- tere) O. V. 11, 22. N. 38, 13. vgl. goth. af-letan; pi-lao- san aliquem alicujus (privare) hrab. 960a; pi-niman (au- ferre) ker. 93. (praejudicare, derogare) mons. 374. 378. aus welchen glossen die construction unersichtlich ist, O. sagt bi-niman (eripere, tollere alicui aliquem): inan tode binam (morti eum eripuit) IV. 3, 31. (inan) then unmahtin binami (eum eriperet infirmitatibus)*); bi-rahanen (spoliare) so *) in welchem sinn heißt ambro (schwelger, räuber) pi-noman
ker. 11. und pi-sangan ibid.? insofern er benommen (geraubt) hat? das synonymum lehrt auf jedem fall die gl. mons. 412. piroman in III. partikelcomp. — untr. part. mit verb. pôn? zu folgern aus pikimpôt (funera, funeſtus) bi-kim-bitha (funeſta) ker. 127? und dem goth. kumbjan ver- wandt?; pi-lakjan (reponere, beilegen) ker. 50; pi-windan (condere, etwa die fahne zuſ. winden) ker. 50. hrab. 967b; pi-tuon (obturare, claudere, nhd. beithun) monſ. 349. T. 78. O. III. 12, 73. be-tuon N. 39, 10. 43, 2. 68, 16. Boeth. 135 Cap. 156. und hiernach iſt das lat. retexit, redactus bei pi-toat, pi-tân ker. 32. 240. 241. nicht miszuwerſte- hen; pi-vâhan (concludere) monſ. 337. Agſ. be-hlîdan (tegere); be-hŷdan (cuſtodire); be-dëolfan; be-myldan (humare) von molde; be-lûcan Beov. 86; etc. aber kein be-dôn im ahd. ſinn. Mhd. be-ſlahen (concludere) Parc. 10b Iw. 9a; beſlieƷen Nib.; be-ſtaten Bert. 291; be- vëlhen bloß allgemein commendare und be-tuon kommt gar nicht mehr vor. Nhd. be-graben; be-ſtatten; be- ſchließen, verſtärkt bei-ſchließen, wie bei-legen, bei-thun. Man ſieht, daß gewöhnlich das zweite wort dieſer zuſ. ſetzung den hauptbegriff hergibt, daß er aber zuweilen auch halb in der partikel liegt, namentlich in pi-tuon oder pi-ſëlahan, ſeitdem das einfache nicht mehr für condere, ſepelire gebraucht wurde (wie goth. filhan, neben ga- filhan, us-filhan). — 5) hieran grenzt die privative be- deutung der partikel, was beigethan wird, wird auch beiſeite, weggethan, folglich entzogen. Nachſtehende com- poſita enthalten zwar wiederum den begriff der berau- bung größtentheils im zweiten wort, doch muß er halb in der partikel geſucht werden, oft iſt auch die accuſativ- conſtruction in eine dativiſche übergegangen, und die bedeutung bald tranſitiv, bald intranſitiv: goth. bi-leiþan, alicui (relinquere aliquem, einem weggehen, entweichen) ſtarkes verbum, verſch. von dem mhd. ſchwachen be- leiten (comitari); bi-niman, alicui (auferre aliquem) Matth. 27, 64., niman allein drückt ſchon capere, rapere aus, regiert aber den acc. Ahd. bi-lâƷan alicui aliquid (remit- tere) O. V. 11, 22. N. 38, 13. vgl. goth. af-lêtan; pi-lao- ſan aliquem alicujus (privare) hrab. 960a; pi-niman (au- ferre) ker. 93. (praejudicare, derogare) monſ. 374. 378. aus welchen gloſſen die conſtruction unerſichtlich iſt, O. ſagt bi-niman (eripere, tollere alicui aliquem): inan tôde binam (morti eum eripuit) IV. 3, 31. (inan) thên unmahtin binâmi (eum eriperet infirmitatibus)*); bi-rahanen (ſpoliare) ſo *) in welchem ſinn heißt ambro (ſchwelger, räuber) pi-noman
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III. partikelcomp. — untr. part. mit verb.
pôn? zu folgern aus pikimpôt (funera, funeſtus) bi-kim-
bitha (funeſta) ker. 127? und dem goth. kumbjan ver-
wandt?; pi-lakjan (reponere, beilegen) ker. 50; pi-windan
(condere, etwa die fahne zuſ. winden) ker. 50. hrab. 967b;
pi-tuon (obturare, claudere, nhd. beithun) monſ. 349. T.
78. O. III. 12, 73. be-tuon N. 39, 10. 43, 2. 68, 16. Boeth.
135 Cap. 156. und hiernach iſt das lat. retexit, redactus
bei pi-toat, pi-tân ker. 32. 240. 241. nicht miszuwerſte-
hen; pi-vâhan (concludere) monſ. 337. Agſ. be-hlîdan
(tegere); be-hŷdan (cuſtodire); be-dëolfan; be-myldan
(humare) von molde; be-lûcan Beov. 86; etc. aber
kein be-dôn im ahd. ſinn. Mhd. be-ſlahen (concludere)
Parc. 10b Iw. 9a; beſlieƷen Nib.; be-ſtaten Bert. 291; be-
vëlhen bloß allgemein commendare und be-tuon kommt
gar nicht mehr vor. Nhd. be-graben; be-ſtatten; be-
ſchließen, verſtärkt bei-ſchließen, wie bei-legen, bei-thun.
Man ſieht, daß gewöhnlich das zweite wort dieſer zuſ.
ſetzung den hauptbegriff hergibt, daß er aber zuweilen
auch halb in der partikel liegt, namentlich in pi-tuon oder
pi-ſëlahan, ſeitdem das einfache nicht mehr für condere,
ſepelire gebraucht wurde (wie goth. filhan, neben ga-
filhan, us-filhan). — 5) hieran grenzt die privative be-
deutung der partikel, was beigethan wird, wird auch
beiſeite, weggethan, folglich entzogen. Nachſtehende com-
poſita enthalten zwar wiederum den begriff der berau-
bung größtentheils im zweiten wort, doch muß er halb
in der partikel geſucht werden, oft iſt auch die accuſativ-
conſtruction in eine dativiſche übergegangen, und die
bedeutung bald tranſitiv, bald intranſitiv: goth. bi-leiþan,
alicui (relinquere aliquem, einem weggehen, entweichen)
ſtarkes verbum, verſch. von dem mhd. ſchwachen be-
leiten (comitari); bi-niman, alicui (auferre aliquem) Matth.
27, 64., niman allein drückt ſchon capere, rapere aus,
regiert aber den acc. Ahd. bi-lâƷan alicui aliquid (remit-
tere) O. V. 11, 22. N. 38, 13. vgl. goth. af-lêtan; pi-lao-
ſan aliquem alicujus (privare) hrab. 960a; pi-niman (au-
ferre) ker. 93. (praejudicare, derogare) monſ. 374. 378. aus
welchen gloſſen die conſtruction unerſichtlich iſt, O. ſagt
bi-niman (eripere, tollere alicui aliquem): inan tôde binam
(morti eum eripuit) IV. 3, 31. (inan) thên unmahtin binâmi
(eum eriperet infirmitatibus) *); bi-rahanen (ſpoliare) ſo
*) in welchem ſinn heißt ambro (ſchwelger, räuber) pi-noman
ker. 11. und pi-ſangan ibid.? inſofern er benommen (geraubt) hat?
das ſynonymum lehrt auf jedem fall die gl. monſ. 412. piroman in
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