3) die engl. sprache hat fast alle flexion fahren laßen, er- theilt aber dem vorstehenden gen. (ehmahls) weiblicher subst. das -s der männlichen oder neutralen, z. b. flexions property, a compositions mode, beautys rose, suns heat, hells groan, the earths fertility, a midsummernights dream, the worlds creator, the churchs reformation; man pflegt vor dem -s einen apostroph zu setzen, der in den meisten fällen überflüßig scheint. Es sind lose genitive, keine uneigent- liche composita, die aber bei benennungen leicht daraus entspringen können: goats-thorn (bocksdorn) ladys-slip- per (frauenschuh) ladys-thistle (frauendistel) queens-gilli- flower (nachtviole) etc. vgl. oben s. 609. 610. Der un- gebunden vorstehende gen. darf in den nachgesetzten, mit der partikel of umschriebnen verwandelt werden: the property of flexion, a mode of composition, the heat of the sun etc. Tritt eigentliche zusammensetzung ein, so nehmen auch jene romanischen fem. auf -ion kein -s an, das sie im nhd. nicht entbehren können, z. b. ascen- sion-day, provision-house, confession-chair, question-leß (nhd. ascensions-tag, provisions-haus) woraus ich eine be- stätigung meiner ansicht ziehe, daß die engl. -s immer uneigentliche, die nhd. weiblichen -s in der regel eigent- liche composition anzeigen, weil im engl. das -s einen wirklichen casus bildet, im nhd. nicht. --
Anmerkungen: a) die ganze anomalie, da sie sich in sämtlichen dialecten deutscher zunge, ohne wahrschein- liche einwirkung des einen auf den andern, vielmehr bei jedwedem eigenthümlich gestaltet hat, beruht auf einem innern bedürfnis der jüngern sprache überhaupt. Wie thöricht erscheinen daher die versuche unserer zeitge- noßen, dieses -s im nhd. zu vertilgen.
b) der grund war das zu sehr gesunkne flexionsver- mögen des gen. sg. sem. Im hochd. wurde zwar durch bewahrung der weibl. kennzeichen im adj. und pron. die einführung eines unorganischen hilfsmittels für den ungebundnen gen. vermieden und in der composition diente die fortdauer der schwachen flexion den unter- schied der eigentlichen von der uneigentlichen meisten- theils merkbar zu machen. Wiewohl schon im mhd. und früher bei zus. setzung starker fem. zweifel obwalten (s. 610. 614.); schwerfällige feminina zu componieren wurde umgangen. Als aber die geschäftssprache um sich zu greifen anfieng und der composition vielsilbiger, durch die aufnahme fremder wörter vermehrter fem. nicht län- ger auszuweichen war, verfiel die sprache, wie durch
III. unflexiviſches compoſitions-S.
3) die engl. ſprache hat faſt alle flexion fahren laßen, er- theilt aber dem vorſtehenden gen. (ehmahls) weiblicher ſubſt. das -s der männlichen oder neutralen, z. b. flexions property, a compoſitions mode, beautys roſe, ſuns heat, hells groan, the earths fertility, a midſummernights dream, the worlds creator, the churchs reformation; man pflegt vor dem -s einen apoſtroph zu ſetzen, der in den meiſten fällen überflüßig ſcheint. Es ſind loſe genitive, keine uneigent- liche compoſita, die aber bei benennungen leicht daraus entſpringen können: goats-thorn (bocksdorn) ladys-ſlip- per (frauenſchuh) ladys-thiſtle (frauendiſtel) queens-gilli- flower (nachtviole) etc. vgl. oben ſ. 609. 610. Der un- gebunden vorſtehende gen. darf in den nachgeſetzten, mit der partikel of umſchriebnen verwandelt werden: the property of flexion, a mode of compoſition, the heat of the ſun etc. Tritt eigentliche zuſammenſetzung ein, ſo nehmen auch jene romaniſchen fem. auf -ion kein -s an, das ſie im nhd. nicht entbehren können, z. b. aſcen- ſion-day, proviſion-houſe, confeſſion-chair, queſtion-leß (nhd. aſcenſions-tag, proviſions-haus) woraus ich eine be- ſtätigung meiner anſicht ziehe, daß die engl. -s immer uneigentliche, die nhd. weiblichen -s in der regel eigent- liche compoſition anzeigen, weil im engl. das -s einen wirklichen caſus bildet, im nhd. nicht. —
Anmerkungen: α) die ganze anomalie, da ſie ſich in ſämtlichen dialecten deutſcher zunge, ohne wahrſchein- liche einwirkung des einen auf den andern, vielmehr bei jedwedem eigenthümlich geſtaltet hat, beruht auf einem innern bedürfnis der jüngern ſprache überhaupt. Wie thöricht erſcheinen daher die verſuche unſerer zeitge- noßen, dieſes -s im nhd. zu vertilgen.
β) der grund war das zu ſehr geſunkne flexionsver- mögen des gen. ſg. ſem. Im hochd. wurde zwar durch bewahrung der weibl. kennzeichen im adj. und pron. die einführung eines unorganiſchen hilfsmittels für den ungebundnen gen. vermieden und in der compoſition diente die fortdauer der ſchwachen flexion den unter- ſchied der eigentlichen von der uneigentlichen meiſten- theils merkbar zu machen. Wiewohl ſchon im mhd. und früher bei zuſ. ſetzung ſtarker fem. zweifel obwalten (ſ. 610. 614.); ſchwerfällige feminina zu componieren wurde umgangen. Als aber die geſchäftsſprache um ſich zu greifen anfieng und der compoſition vielſilbiger, durch die aufnahme fremder wörter vermehrter fem. nicht län- ger auszuweichen war, verfiel die ſprache, wie durch
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III. unflexiviſches compoſitions-S.
3) die engl. ſprache hat faſt alle flexion fahren laßen, er-
theilt aber dem vorſtehenden gen. (ehmahls) weiblicher ſubſt.
das -s der männlichen oder neutralen, z. b. flexions property,
a compoſitions mode, beautys roſe, ſuns heat, hells groan,
the earths fertility, a midſummernights dream, the worlds
creator, the churchs reformation; man pflegt vor dem
-s einen apoſtroph zu ſetzen, der in den meiſten fällen
überflüßig ſcheint. Es ſind loſe genitive, keine uneigent-
liche compoſita, die aber bei benennungen leicht daraus
entſpringen können: goats-thorn (bocksdorn) ladys-ſlip-
per (frauenſchuh) ladys-thiſtle (frauendiſtel) queens-gilli-
flower (nachtviole) etc. vgl. oben ſ. 609. 610. Der un-
gebunden vorſtehende gen. darf in den nachgeſetzten, mit
der partikel of umſchriebnen verwandelt werden: the
property of flexion, a mode of compoſition, the heat of
the ſun etc. Tritt eigentliche zuſammenſetzung ein,
ſo nehmen auch jene romaniſchen fem. auf -ion kein -s
an, das ſie im nhd. nicht entbehren können, z. b. aſcen-
ſion-day, proviſion-houſe, confeſſion-chair, queſtion-leß
(nhd. aſcenſions-tag, proviſions-haus) woraus ich eine be-
ſtätigung meiner anſicht ziehe, daß die engl. -s immer
uneigentliche, die nhd. weiblichen -s in der regel eigent-
liche compoſition anzeigen, weil im engl. das -s einen
wirklichen caſus bildet, im nhd. nicht. —
Anmerkungen: α) die ganze anomalie, da ſie ſich in
ſämtlichen dialecten deutſcher zunge, ohne wahrſchein-
liche einwirkung des einen auf den andern, vielmehr bei
jedwedem eigenthümlich geſtaltet hat, beruht auf einem
innern bedürfnis der jüngern ſprache überhaupt. Wie
thöricht erſcheinen daher die verſuche unſerer zeitge-
noßen, dieſes -s im nhd. zu vertilgen.
β) der grund war das zu ſehr geſunkne flexionsver-
mögen des gen. ſg. ſem. Im hochd. wurde zwar durch
bewahrung der weibl. kennzeichen im adj. und pron.
die einführung eines unorganiſchen hilfsmittels für den
ungebundnen gen. vermieden und in der compoſition
diente die fortdauer der ſchwachen flexion den unter-
ſchied der eigentlichen von der uneigentlichen meiſten-
theils merkbar zu machen. Wiewohl ſchon im mhd. und
früher bei zuſ. ſetzung ſtarker fem. zweifel obwalten
(ſ. 610. 614.); ſchwerfällige feminina zu componieren
wurde umgangen. Als aber die geſchäftsſprache um ſich
zu greifen anfieng und der compoſition vielſilbiger, durch
die aufnahme fremder wörter vermehrter fem. nicht län-
ger auszuweichen war, verfiel die ſprache, wie durch
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Grimm, Jacob: Deutsche Grammatik. Bd. 2. Göttingen, 1826, S. 944. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_grammatik02_1826/962>, abgerufen am 22.11.2024.
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