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Grimm, Herman: Das Kind. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 275–356. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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in der Hand getragen hat, nicht verwelkt, aber weich und abgemattet.

Therese, sagte sie, du gehst mit mir. Albert kauft ein Gut hier in der Nähe, und du gehst mit mir. Er hat es mir schon versprechen müssen. Nicht wahr, du bleibst bei mir? -- Ja, Kind, antwortete Therese und sprach mit gedämpfter Stimme; das trieb Emma die vollen Thränen in die Augen. Ach, Therese, rief sie traurig, wenn ich denken soll, daß ich dich nur einen Augenblick nicht habe, dann sterbe ich vor Sehnsucht. -- Kind, du wirst nicht sterben. -- Ja gewiß, du schwörst mir, daß du bei mir bleiben willst. -- Ja, wenn du willst. -- Warum fragst du, ob ich will? sage ich es nicht? Bist du traurig? bist du mir böse, Therese? Habe ich etwas Unrechtes gethan? Siehst du, er ist so gut, so einsam; er hat keine Geschwister mehr und kaum eine Heimath. Ach, er ist so gut, Therese! -- Gewiß, Kind, er ist so gut, und ich gehe mit dir, und nun schlaf ein, damit du morgen nicht schlecht aussiehst.

Emma blieb aber bei ihr sitzen. Plötzlich sprang sie auf, fing an zu schieben und zu rücken und ruhte nicht eher, als bis ihr Bett neben dem Theresens stand. Sie legte sich hinein und hielt ihrer Schwester Hand in der ihrigen; so schliefen sie ein.

Eine Woche verging. Das Leben ward ein wenig einförmiger, da die beiden Verlobten sich mehr angehörten, als den Uebrigen, und Therese mit dem Vater

in der Hand getragen hat, nicht verwelkt, aber weich und abgemattet.

Therese, sagte sie, du gehst mit mir. Albert kauft ein Gut hier in der Nähe, und du gehst mit mir. Er hat es mir schon versprechen müssen. Nicht wahr, du bleibst bei mir? — Ja, Kind, antwortete Therese und sprach mit gedämpfter Stimme; das trieb Emma die vollen Thränen in die Augen. Ach, Therese, rief sie traurig, wenn ich denken soll, daß ich dich nur einen Augenblick nicht habe, dann sterbe ich vor Sehnsucht. — Kind, du wirst nicht sterben. — Ja gewiß, du schwörst mir, daß du bei mir bleiben willst. — Ja, wenn du willst. — Warum fragst du, ob ich will? sage ich es nicht? Bist du traurig? bist du mir böse, Therese? Habe ich etwas Unrechtes gethan? Siehst du, er ist so gut, so einsam; er hat keine Geschwister mehr und kaum eine Heimath. Ach, er ist so gut, Therese! — Gewiß, Kind, er ist so gut, und ich gehe mit dir, und nun schlaf ein, damit du morgen nicht schlecht aussiehst.

Emma blieb aber bei ihr sitzen. Plötzlich sprang sie auf, fing an zu schieben und zu rücken und ruhte nicht eher, als bis ihr Bett neben dem Theresens stand. Sie legte sich hinein und hielt ihrer Schwester Hand in der ihrigen; so schliefen sie ein.

Eine Woche verging. Das Leben ward ein wenig einförmiger, da die beiden Verlobten sich mehr angehörten, als den Uebrigen, und Therese mit dem Vater

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T10:24:04Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T10:24:04Z)

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Zitationshilfe: Grimm, Herman: Das Kind. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 6. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 275–356. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_kind_1910/18>, abgerufen am 21.11.2024.