lich und faul. Sie hatte aber die häßliche und faule viel lieber, und die andere mußte alle Ar- beit thun und war recht der Aschenputtel im Haus. Einmal war das Mädchen hingegan- gen, Wasser zu holen, und wie es sich bückte den Eimer aus dem Brunnen zu ziehen, bückte es sich zu tief und fiel hinein. Und als es er- wachte und wieder zu sich selber kam, war es auf einer schönen Wiese, da schien die Sonne und waren viel tausend Blumen. Auf der Wiese gieng es fort und kam zu einem Back- ofen, der war voller Brot; das Brot aber rief: "ach! zieh mich 'raus, zieh mich 'raus, sonst verbrenn' ich, ich bin schon längst ausgebacken!" da trat es fleißig herzu und holte alles heraus. Darnach ging es weiter und kam zu einem Baum, der hing voll Aepfel und rief ihm zu: "ach! schüttel mich! schüttel mich! wir Aepfel sind allemiteinander reif!" Da schüttelt' es den Baum, daß die Aepfel fielen, als regenten sie, solang bis keiner mehr oben war, darnach ging es wieder fort. Endlich kam es zu einem klei- nen Haus, daraus guckte eine alte Frau, weil sie aber so große Zähne hatte, ward ihm Angst und es wollte fortlaufen. Die alte Frau aber rief ihm nach: "fürcht dich nicht, liebes Kind, bleib bei mir, wenn du alle Arbeit im Haus ordentlich thun willst, so soll dirs gut gehn: nur mußt du recht darauf Acht geben daß du
lich und faul. Sie hatte aber die haͤßliche und faule viel lieber, und die andere mußte alle Ar- beit thun und war recht der Aſchenputtel im Haus. Einmal war das Maͤdchen hingegan- gen, Waſſer zu holen, und wie es ſich buͤckte den Eimer aus dem Brunnen zu ziehen, buͤckte es ſich zu tief und fiel hinein. Und als es er- wachte und wieder zu ſich ſelber kam, war es auf einer ſchoͤnen Wieſe, da ſchien die Sonne und waren viel tauſend Blumen. Auf der Wieſe gieng es fort und kam zu einem Back- ofen, der war voller Brot; das Brot aber rief: „ach! zieh mich 'raus, zieh mich 'raus, ſonſt verbrenn' ich, ich bin ſchon laͤngſt ausgebacken!“ da trat es fleißig herzu und holte alles heraus. Darnach ging es weiter und kam zu einem Baum, der hing voll Aepfel und rief ihm zu: „ach! ſchuͤttel mich! ſchuͤttel mich! wir Aepfel ſind allemiteinander reif!“ Da ſchuͤttelt' es den Baum, daß die Aepfel fielen, als regenten ſie, ſolang bis keiner mehr oben war, darnach ging es wieder fort. Endlich kam es zu einem klei- nen Haus, daraus guckte eine alte Frau, weil ſie aber ſo große Zaͤhne hatte, ward ihm Angſt und es wollte fortlaufen. Die alte Frau aber rief ihm nach: „fuͤrcht dich nicht, liebes Kind, bleib bei mir, wenn du alle Arbeit im Haus ordentlich thun willſt, ſo ſoll dirs gut gehn: nur mußt du recht darauf Acht geben daß du
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lich und faul. Sie hatte aber die haͤßliche und
faule viel lieber, und die andere mußte alle Ar-
beit thun und war recht der Aſchenputtel im
Haus. Einmal war das Maͤdchen hingegan-
gen, Waſſer zu holen, und wie es ſich buͤckte
den Eimer aus dem Brunnen zu ziehen, buͤckte
es ſich zu tief und fiel hinein. Und als es er-
wachte und wieder zu ſich ſelber kam, war es
auf einer ſchoͤnen Wieſe, da ſchien die Sonne
und waren viel tauſend Blumen. Auf der
Wieſe gieng es fort und kam zu einem Back-
ofen, der war voller Brot; das Brot aber rief:
„ach! zieh mich 'raus, zieh mich 'raus, ſonſt
verbrenn' ich, ich bin ſchon laͤngſt ausgebacken!“
da trat es fleißig herzu und holte alles heraus.
Darnach ging es weiter und kam zu einem
Baum, der hing voll Aepfel und rief ihm zu:
„ach! ſchuͤttel mich! ſchuͤttel mich! wir Aepfel
ſind allemiteinander reif!“ Da ſchuͤttelt' es den
Baum, daß die Aepfel fielen, als regenten ſie,
ſolang bis keiner mehr oben war, darnach ging
es wieder fort. Endlich kam es zu einem klei-
nen Haus, daraus guckte eine alte Frau, weil
ſie aber ſo große Zaͤhne hatte, ward ihm Angſt
und es wollte fortlaufen. Die alte Frau aber
rief ihm nach: „fuͤrcht dich nicht, liebes Kind,
bleib bei mir, wenn du alle Arbeit im Haus
ordentlich thun willſt, ſo ſoll dirs gut gehn:
nur mußt du recht darauf Acht geben daß du
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/141>, abgerufen am 21.11.2024.
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