Da sagt das Mädchen, so will ich mein Wasserkrügelchen zerbrechen, und zerbrach sein Wasserkrügelchen; da sagt das Brünnlein:
"Mädchen was zerbrichst du dein Was- serkrügelchen?"
"Soll ich mein Wasserkrügelchen nicht zerbrechen?
Läuschen hat sich verbrennt, Flöhchen weint, Thürchen knarrt, Besenchen kehrt, Wägelchen rennt, Mistchen brennt, Bäumchen schüttelt sich."
Ei! sagte das Brünnchen, so will ich an- fangen zu fließen, und fing so entsetzlich an zu fließen, daß alles ertrunken ist, das Mädchen, das Bäumchen, das Mistchen, das Wägelchen, das Besenchen, das Thürchen, das Flöhchen, und das Läuschen, alles miteinander.
30. Mädchen ohne Hände.
Ein Müller, der so arm war, daß er nichts weiter hatte, als seine Mühle und einen gro- ßen Apfelbaum dahinter, ging in den Wald Holz holen. Da trat ihn ein alter Mann an,
Waͤgelchen rennt, Miſtchen brennt.
Da ſagt das Maͤdchen, ſo will ich mein Waſſerkruͤgelchen zerbrechen, und zerbrach ſein Waſſerkruͤgelchen; da ſagt das Bruͤnnlein:
„Maͤdchen was zerbrichſt du dein Waſ- ſerkruͤgelchen?“
„Soll ich mein Waſſerkruͤgelchen nicht zerbrechen?
Ei! ſagte das Bruͤnnchen, ſo will ich an- fangen zu fließen, und fing ſo entſetzlich an zu fließen, daß alles ertrunken iſt, das Maͤdchen, das Baͤumchen, das Miſtchen, das Waͤgelchen, das Beſenchen, das Thuͤrchen, das Floͤhchen, und das Laͤuschen, alles miteinander.
30. Maͤdchen ohne Haͤnde.
Ein Muͤller, der ſo arm war, daß er nichts weiter hatte, als ſeine Muͤhle und einen gro- ßen Apfelbaum dahinter, ging in den Wald Holz holen. Da trat ihn ein alter Mann an,
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Waͤgelchen rennt,
Miſtchen brennt.
Da ſagt das Maͤdchen, ſo will ich mein
Waſſerkruͤgelchen zerbrechen, und zerbrach ſein
Waſſerkruͤgelchen; da ſagt das Bruͤnnlein:
„Maͤdchen was zerbrichſt du dein Waſ-
ſerkruͤgelchen?“
„Soll ich mein Waſſerkruͤgelchen nicht zerbrechen?
Laͤuschen hat ſich verbrennt,
Floͤhchen weint,
Thuͤrchen knarrt,
Beſenchen kehrt,
Waͤgelchen rennt,
Miſtchen brennt,
Baͤumchen ſchuͤttelt ſich.“
Ei! ſagte das Bruͤnnchen, ſo will ich an-
fangen zu fließen, und fing ſo entſetzlich an zu
fließen, daß alles ertrunken iſt, das Maͤdchen,
das Baͤumchen, das Miſtchen, das Waͤgelchen,
das Beſenchen, das Thuͤrchen, das Floͤhchen,
und das Laͤuschen, alles miteinander.
30.
Maͤdchen ohne Haͤnde.
Ein Muͤller, der ſo arm war, daß er nichts
weiter hatte, als ſeine Muͤhle und einen gro-
ßen Apfelbaum dahinter, ging in den Wald
Holz holen. Da trat ihn ein alter Mann an,
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/166>, abgerufen am 21.11.2024.
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