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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812.

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Tage Gold heim, und ward so beliebt wie ei-
ner bei dem König, daß er aus- und eingehen
durfte und im Schloß herumstreichen, wo er
wollte. Einmal stand der Kater in der Küche
des Königs beim Heerd und wärmte sich, da
kam der Kutscher und fluchte: "ich wünsch' der
König mit der Prinzessin wär beim Henker!
ich wollt ins Wirthshaus gehen und einmal
trinken und Karte spielen, da soll ich sie spa-
zieren fahren an den See." Wie der Kater
das hörte, schlich er nach Haus und sagte zu
seinem Herrn: "wenn du willst ein Graf und
reich werden, so komm mit mir hinaus an den
See und bad dich darin." Der Müller wuß-
te nicht, was er dazu sagen sollte, doch folg-
te er dem Kater, ging mit ihm, zog sich splin-
ternackend aus und sprang ins Wasser. Der
Kater aber nahm seine Kleider, trug sie fort
und versteckte sie. Kaum war er damit fertig,
da kam der König dahergefahren; der Kater
fing sogleich an, erbärmlich zu lamentiren:
"ach! allergnädigster König! mein Herr, der
hat sich hier im See gebadet, da ist ein Dieb
gekommen und hat ihm die Kleider gestohlen,
die am Ufer lagen, nun ist der Herr Graf im
Wasser und kann nicht heraus, und wenn er
länger darin bleibt wird er sich verkälten und
sterben." Wie der König das hörte, ließ er
Halt machen und einer von seinen Leuten muß-

Tage Gold heim, und ward ſo beliebt wie ei-
ner bei dem Koͤnig, daß er aus- und eingehen
durfte und im Schloß herumſtreichen, wo er
wollte. Einmal ſtand der Kater in der Kuͤche
des Koͤnigs beim Heerd und waͤrmte ſich, da
kam der Kutſcher und fluchte: „ich wuͤnſch' der
Koͤnig mit der Prinzeſſin waͤr beim Henker!
ich wollt ins Wirthshaus gehen und einmal
trinken und Karte ſpielen, da ſoll ich ſie ſpa-
zieren fahren an den See.“ Wie der Kater
das hoͤrte, ſchlich er nach Haus und ſagte zu
ſeinem Herrn: „wenn du willſt ein Graf und
reich werden, ſo komm mit mir hinaus an den
See und bad dich darin.“ Der Muͤller wuß-
te nicht, was er dazu ſagen ſollte, doch folg-
te er dem Kater, ging mit ihm, zog ſich ſplin-
ternackend aus und ſprang ins Waſſer. Der
Kater aber nahm ſeine Kleider, trug ſie fort
und verſteckte ſie. Kaum war er damit fertig,
da kam der Koͤnig dahergefahren; der Kater
fing ſogleich an, erbaͤrmlich zu lamentiren:
„ach! allergnaͤdigſter Koͤnig! mein Herr, der
hat ſich hier im See gebadet, da iſt ein Dieb
gekommen und hat ihm die Kleider geſtohlen,
die am Ufer lagen, nun iſt der Herr Graf im
Waſſer und kann nicht heraus, und wenn er
laͤnger darin bleibt wird er ſich verkaͤlten und
ſterben.“ Wie der Koͤnig das hoͤrte, ließ er
Halt machen und einer von ſeinen Leuten muß-

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[151/0185] Tage Gold heim, und ward ſo beliebt wie ei- ner bei dem Koͤnig, daß er aus- und eingehen durfte und im Schloß herumſtreichen, wo er wollte. Einmal ſtand der Kater in der Kuͤche des Koͤnigs beim Heerd und waͤrmte ſich, da kam der Kutſcher und fluchte: „ich wuͤnſch' der Koͤnig mit der Prinzeſſin waͤr beim Henker! ich wollt ins Wirthshaus gehen und einmal trinken und Karte ſpielen, da ſoll ich ſie ſpa- zieren fahren an den See.“ Wie der Kater das hoͤrte, ſchlich er nach Haus und ſagte zu ſeinem Herrn: „wenn du willſt ein Graf und reich werden, ſo komm mit mir hinaus an den See und bad dich darin.“ Der Muͤller wuß- te nicht, was er dazu ſagen ſollte, doch folg- te er dem Kater, ging mit ihm, zog ſich ſplin- ternackend aus und ſprang ins Waſſer. Der Kater aber nahm ſeine Kleider, trug ſie fort und verſteckte ſie. Kaum war er damit fertig, da kam der Koͤnig dahergefahren; der Kater fing ſogleich an, erbaͤrmlich zu lamentiren: „ach! allergnaͤdigſter Koͤnig! mein Herr, der hat ſich hier im See gebadet, da iſt ein Dieb gekommen und hat ihm die Kleider geſtohlen, die am Ufer lagen, nun iſt der Herr Graf im Waſſer und kann nicht heraus, und wenn er laͤnger darin bleibt wird er ſich verkaͤlten und ſterben.“ Wie der Koͤnig das hoͤrte, ließ er Halt machen und einer von ſeinen Leuten muß-

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/185>, abgerufen am 21.11.2024.