hen, bat ihn aber mit vielen Thränen, er sollte ihr vorher nur erlauben, von ihrem Vater Ab- schied zu nehmen. Erst schlug ers ab, allein sie weinte immer mehr und fiel ihm zu Fuß, bis daß ers zuließ; kaum aber kam sie zu ih- rem Vater, so wachte er und jedermann auf, und er wurde wieder gefangen gesetzt.
Der König sprach: "meine Tochter be- kommst du nun einmal nicht, es sey denn, daß du mir binnen acht Tagen den Berg ab- trägst, der mir vor meinem Fenster die Aus- sicht nimmt." Dieser Berg war aber so groß, so groß, daß ihn die ganze Welt nicht hätte abtragen können. Wie er nun sieben ganzer Tage fortarbeitete und doch sah, wie wenig zu Stande kam, so fiel er in großen Kummer, aber am Abend des siebenten Tages kam der Fuchs und sprach: "leg dich nur hin schlafen, ich will die Arbeit für dich thun." Und wie er des andern Morgens erwachte, war der Berg fort, und fröhlich ging er zum König und sagte ihm, daß nun der Berg abgetragen wäre, er sollte ihm nun die Prinzessin geben. Da mußte es der König wohl thun, und die beiden zogen fort, der Fuchs aber kam und sagte: "nun müssen wir sie alle drei haben, die Prin- zessin, das Pferd und den Vogel." -- "Ja, wenn du das machen könntest, sagte der Jüng- ling, das soll dir aber schwer werden." --
hen, bat ihn aber mit vielen Thraͤnen, er ſollte ihr vorher nur erlauben, von ihrem Vater Ab- ſchied zu nehmen. Erſt ſchlug ers ab, allein ſie weinte immer mehr und fiel ihm zu Fuß, bis daß ers zuließ; kaum aber kam ſie zu ih- rem Vater, ſo wachte er und jedermann auf, und er wurde wieder gefangen geſetzt.
Der Koͤnig ſprach: „meine Tochter be- kommſt du nun einmal nicht, es ſey denn, daß du mir binnen acht Tagen den Berg ab- traͤgſt, der mir vor meinem Fenſter die Aus- ſicht nimmt.“ Dieſer Berg war aber ſo groß, ſo groß, daß ihn die ganze Welt nicht haͤtte abtragen koͤnnen. Wie er nun ſieben ganzer Tage fortarbeitete und doch ſah, wie wenig zu Stande kam, ſo fiel er in großen Kummer, aber am Abend des ſiebenten Tages kam der Fuchs und ſprach: „leg dich nur hin ſchlafen, ich will die Arbeit fuͤr dich thun.“ Und wie er des andern Morgens erwachte, war der Berg fort, und froͤhlich ging er zum Koͤnig und ſagte ihm, daß nun der Berg abgetragen waͤre, er ſollte ihm nun die Prinzeſſin geben. Da mußte es der Koͤnig wohl thun, und die beiden zogen fort, der Fuchs aber kam und ſagte: „nun muͤſſen wir ſie alle drei haben, die Prin- zeſſin, das Pferd und den Vogel.“ — „Ja, wenn du das machen koͤnnteſt, ſagte der Juͤng- ling, das ſoll dir aber ſchwer werden.“ —
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hen, bat ihn aber mit vielen Thraͤnen, er ſollte
ihr vorher nur erlauben, von ihrem Vater Ab-
ſchied zu nehmen. Erſt ſchlug ers ab, allein
ſie weinte immer mehr und fiel ihm zu Fuß,
bis daß ers zuließ; kaum aber kam ſie zu ih-
rem Vater, ſo wachte er und jedermann auf,
und er wurde wieder gefangen geſetzt.
Der Koͤnig ſprach: „meine Tochter be-
kommſt du nun einmal nicht, es ſey denn, daß
du mir binnen acht Tagen den Berg ab-
traͤgſt, der mir vor meinem Fenſter die Aus-
ſicht nimmt.“ Dieſer Berg war aber ſo groß,
ſo groß, daß ihn die ganze Welt nicht haͤtte
abtragen koͤnnen. Wie er nun ſieben ganzer
Tage fortarbeitete und doch ſah, wie wenig zu
Stande kam, ſo fiel er in großen Kummer,
aber am Abend des ſiebenten Tages kam der
Fuchs und ſprach: „leg dich nur hin ſchlafen,
ich will die Arbeit fuͤr dich thun.“ Und wie
er des andern Morgens erwachte, war der
Berg fort, und froͤhlich ging er zum Koͤnig und
ſagte ihm, daß nun der Berg abgetragen waͤre,
er ſollte ihm nun die Prinzeſſin geben. Da
mußte es der Koͤnig wohl thun, und die beiden
zogen fort, der Fuchs aber kam und ſagte:
„nun muͤſſen wir ſie alle drei haben, die Prin-
zeſſin, das Pferd und den Vogel.“ — „Ja,
wenn du das machen koͤnnteſt, ſagte der Juͤng-
ling, das ſoll dir aber ſchwer werden.“ —
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/300>, abgerufen am 22.11.2024.
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