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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812.

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sten Früchte, aber wenn sie reif waren, wurden
sie in einer Nacht alle geholt, und kein Mensch
wußte, wer es gethan hatte. Der König aber
hatte drei Söhne, davon ward der jüngste für
einfältig gehalten, und hieß der Dummling;
da befahl er dem ältesten, er solle ein Jahr
lang alle Nacht unter dem Birnbaum wachen,
damit der Dieb einmal entdeckt werde. Der
that das auch und wachte alle Nacht, der Baum
blühte und war ganz voll von Früchten, und
wie sie anfingen reif zu werden, wachte er noch
fleißiger, und endlich waren sie ganz reif und
sollten am andern Tage abgebrochen werden;
in der letzten Nacht aber überfiel ihn ein Schlaf,
und er schlief ein, und wie er aufwachte, wa-
ren alle Früchte fort, und nur die Blätter noch
übrig. Da befahl der König dem zweiten Sohn
ein Jahr zu wachen, dem ging es nicht besser,
als dem ersten; in der letzten Nacht konnte er
sich des Schlafes gar nicht erwehren, und am
Morgen waren die Birnen alle abgebrochen.
Endlich befahl der König dem Dummling ein
Jahr zu wachen, darüber lachten alle, die an
des Königs Hof waren. Der Dummling aber
wachte, und in der letzten Nacht wehrt' er sich
den Schlaf ab, da sah er, wie eine weiße Tau-
be geflogen kam, eine Birne nach der andern
abpickte und fort trug. Und als sie mit der
letzten fortflog, stand der Dummling auf und

ſten Fruͤchte, aber wenn ſie reif waren, wurden
ſie in einer Nacht alle geholt, und kein Menſch
wußte, wer es gethan hatte. Der Koͤnig aber
hatte drei Soͤhne, davon ward der juͤngſte fuͤr
einfaͤltig gehalten, und hieß der Dummling;
da befahl er dem aͤlteſten, er ſolle ein Jahr
lang alle Nacht unter dem Birnbaum wachen,
damit der Dieb einmal entdeckt werde. Der
that das auch und wachte alle Nacht, der Baum
bluͤhte und war ganz voll von Fruͤchten, und
wie ſie anfingen reif zu werden, wachte er noch
fleißiger, und endlich waren ſie ganz reif und
ſollten am andern Tage abgebrochen werden;
in der letzten Nacht aber uͤberfiel ihn ein Schlaf,
und er ſchlief ein, und wie er aufwachte, wa-
ren alle Fruͤchte fort, und nur die Blaͤtter noch
uͤbrig. Da befahl der Koͤnig dem zweiten Sohn
ein Jahr zu wachen, dem ging es nicht beſſer,
als dem erſten; in der letzten Nacht konnte er
ſich des Schlafes gar nicht erwehren, und am
Morgen waren die Birnen alle abgebrochen.
Endlich befahl der Koͤnig dem Dummling ein
Jahr zu wachen, daruͤber lachten alle, die an
des Koͤnigs Hof waren. Der Dummling aber
wachte, und in der letzten Nacht wehrt' er ſich
den Schlaf ab, da ſah er, wie eine weiße Tau-
be geflogen kam, eine Birne nach der andern
abpickte und fort trug. Und als ſie mit der
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[295/0329] ſten Fruͤchte, aber wenn ſie reif waren, wurden ſie in einer Nacht alle geholt, und kein Menſch wußte, wer es gethan hatte. Der Koͤnig aber hatte drei Soͤhne, davon ward der juͤngſte fuͤr einfaͤltig gehalten, und hieß der Dummling; da befahl er dem aͤlteſten, er ſolle ein Jahr lang alle Nacht unter dem Birnbaum wachen, damit der Dieb einmal entdeckt werde. Der that das auch und wachte alle Nacht, der Baum bluͤhte und war ganz voll von Fruͤchten, und wie ſie anfingen reif zu werden, wachte er noch fleißiger, und endlich waren ſie ganz reif und ſollten am andern Tage abgebrochen werden; in der letzten Nacht aber uͤberfiel ihn ein Schlaf, und er ſchlief ein, und wie er aufwachte, wa- ren alle Fruͤchte fort, und nur die Blaͤtter noch uͤbrig. Da befahl der Koͤnig dem zweiten Sohn ein Jahr zu wachen, dem ging es nicht beſſer, als dem erſten; in der letzten Nacht konnte er ſich des Schlafes gar nicht erwehren, und am Morgen waren die Birnen alle abgebrochen. Endlich befahl der Koͤnig dem Dummling ein Jahr zu wachen, daruͤber lachten alle, die an des Koͤnigs Hof waren. Der Dummling aber wachte, und in der letzten Nacht wehrt' er ſich den Schlaf ab, da ſah er, wie eine weiße Tau- be geflogen kam, eine Birne nach der andern abpickte und fort trug. Und als ſie mit der letzten fortflog, ſtand der Dummling auf und

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/329>, abgerufen am 24.11.2024.