Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

männchen versprochen, und das komme in acht
Tagen und hole sie ab. Sie sprachen aber, er
solle gutes Muths seyn, das Männchen wollten
sie schon anführen. Darnach als der Tag kam,
kleideten sie eine Kuhhirtstochter mit ihren Klei-
dern an, setzten sie in ihre Stube und befahlen
ihr: "wenn jemand kommt, und will dich ab-
holen, so gehst du mit!" sie selber aber gingen
alle aus dem Hause fort. Kaum waren sie
weg, so kam ein Fuchs in das Schloß, und
sagte zu dem Mädchen: "setz dich auf meinen
rauhen Schwanz, Hurleburlebutz! hinaus in
den Wald!" Das Mädchen setzte sich dem
Fuchs auf den Schwanz, und so trug er es
hinaus in den Wald; wie sie aber auf einen
schönen grünen Platz kamen, wo die Sonne
recht hell und warm schien, sagte der Fuchs:
"steig ab und laus mich!" Das Mädchen ge-
horchte, der Fuchs legte seinen Kopf auf ihren
Schooß und ward gelaust; bei der Arbeit sprach
das Mädchen: "gestern um die Zeit wars doch
schöner in dem Wald!" -- "Wie bist du in
den Wald gekommen?" fragte der Fuchs. --
"Ei, da hab ich mit meinem Vater die Kühe
gehütet." -- "Also bist du nicht die Prinzessin!
setz dich auf meinen rauhen Schwanz, Hurle-
burlebutz! zurück in das Schloß!" Da trug
sie der Fuchs zurück und sagte zum König: "du
hast mich betrogen, das ist eine Kuhhirtstoch-

maͤnnchen verſprochen, und das komme in acht
Tagen und hole ſie ab. Sie ſprachen aber, er
ſolle gutes Muths ſeyn, das Maͤnnchen wollten
ſie ſchon anfuͤhren. Darnach als der Tag kam,
kleideten ſie eine Kuhhirtstochter mit ihren Klei-
dern an, ſetzten ſie in ihre Stube und befahlen
ihr: „wenn jemand kommt, und will dich ab-
holen, ſo gehſt du mit!“ ſie ſelber aber gingen
alle aus dem Hauſe fort. Kaum waren ſie
weg, ſo kam ein Fuchs in das Schloß, und
ſagte zu dem Maͤdchen: „ſetz dich auf meinen
rauhen Schwanz, Hurleburlebutz! hinaus in
den Wald!“ Das Maͤdchen ſetzte ſich dem
Fuchs auf den Schwanz, und ſo trug er es
hinaus in den Wald; wie ſie aber auf einen
ſchoͤnen gruͤnen Platz kamen, wo die Sonne
recht hell und warm ſchien, ſagte der Fuchs:
„ſteig ab und laus mich!“ Das Maͤdchen ge-
horchte, der Fuchs legte ſeinen Kopf auf ihren
Schooß und ward gelauſt; bei der Arbeit ſprach
das Maͤdchen: „geſtern um die Zeit wars doch
ſchoͤner in dem Wald!“ — „Wie biſt du in
den Wald gekommen?“ fragte der Fuchs. —
„Ei, da hab ich mit meinem Vater die Kuͤhe
gehuͤtet.“ — „Alſo biſt du nicht die Prinzeſſin!
ſetz dich auf meinen rauhen Schwanz, Hurle-
burlebutz! zuruͤck in das Schloß!“ Da trug
ſie der Fuchs zuruͤck und ſagte zum Koͤnig: „du
haſt mich betrogen, das iſt eine Kuhhirtstoch-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0351" n="317"/>
ma&#x0364;nnchen ver&#x017F;prochen, und das komme in acht<lb/>
Tagen und hole &#x017F;ie ab. Sie &#x017F;prachen aber, er<lb/>
&#x017F;olle gutes Muths &#x017F;eyn, das Ma&#x0364;nnchen wollten<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;chon anfu&#x0364;hren. Darnach als der Tag kam,<lb/>
kleideten &#x017F;ie eine Kuhhirtstochter mit ihren Klei-<lb/>
dern an, &#x017F;etzten &#x017F;ie in ihre Stube und befahlen<lb/>
ihr: &#x201E;wenn jemand kommt, und will dich ab-<lb/>
holen, &#x017F;o geh&#x017F;t du mit!&#x201C; &#x017F;ie &#x017F;elber aber gingen<lb/>
alle aus dem Hau&#x017F;e fort. Kaum waren &#x017F;ie<lb/>
weg, &#x017F;o kam ein Fuchs in das Schloß, und<lb/>
&#x017F;agte zu dem Ma&#x0364;dchen: &#x201E;&#x017F;etz dich auf meinen<lb/>
rauhen Schwanz, Hurleburlebutz! hinaus in<lb/>
den Wald!&#x201C; Das Ma&#x0364;dchen &#x017F;etzte &#x017F;ich dem<lb/>
Fuchs auf den Schwanz, und &#x017F;o trug er es<lb/>
hinaus in den Wald; wie &#x017F;ie aber auf einen<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;nen gru&#x0364;nen Platz kamen, wo die Sonne<lb/>
recht hell und warm &#x017F;chien, &#x017F;agte der Fuchs:<lb/>
&#x201E;&#x017F;teig ab und laus mich!&#x201C; Das Ma&#x0364;dchen ge-<lb/>
horchte, der Fuchs legte &#x017F;einen Kopf auf ihren<lb/>
Schooß und ward gelau&#x017F;t; bei der Arbeit &#x017F;prach<lb/>
das Ma&#x0364;dchen: &#x201E;ge&#x017F;tern um die Zeit wars doch<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;ner in dem Wald!&#x201C; &#x2014; &#x201E;Wie bi&#x017F;t du in<lb/>
den Wald gekommen?&#x201C; fragte der Fuchs. &#x2014;<lb/>
&#x201E;Ei, da hab ich mit meinem Vater die Ku&#x0364;he<lb/>
gehu&#x0364;tet.&#x201C; &#x2014; &#x201E;Al&#x017F;o bi&#x017F;t du nicht die Prinze&#x017F;&#x017F;in!<lb/>
&#x017F;etz dich auf meinen rauhen Schwanz, Hurle-<lb/>
burlebutz! zuru&#x0364;ck in das Schloß!&#x201C; Da trug<lb/>
&#x017F;ie der Fuchs zuru&#x0364;ck und &#x017F;agte zum Ko&#x0364;nig: &#x201E;du<lb/>
ha&#x017F;t mich betrogen, das i&#x017F;t eine Kuhhirtstoch-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[317/0351] maͤnnchen verſprochen, und das komme in acht Tagen und hole ſie ab. Sie ſprachen aber, er ſolle gutes Muths ſeyn, das Maͤnnchen wollten ſie ſchon anfuͤhren. Darnach als der Tag kam, kleideten ſie eine Kuhhirtstochter mit ihren Klei- dern an, ſetzten ſie in ihre Stube und befahlen ihr: „wenn jemand kommt, und will dich ab- holen, ſo gehſt du mit!“ ſie ſelber aber gingen alle aus dem Hauſe fort. Kaum waren ſie weg, ſo kam ein Fuchs in das Schloß, und ſagte zu dem Maͤdchen: „ſetz dich auf meinen rauhen Schwanz, Hurleburlebutz! hinaus in den Wald!“ Das Maͤdchen ſetzte ſich dem Fuchs auf den Schwanz, und ſo trug er es hinaus in den Wald; wie ſie aber auf einen ſchoͤnen gruͤnen Platz kamen, wo die Sonne recht hell und warm ſchien, ſagte der Fuchs: „ſteig ab und laus mich!“ Das Maͤdchen ge- horchte, der Fuchs legte ſeinen Kopf auf ihren Schooß und ward gelauſt; bei der Arbeit ſprach das Maͤdchen: „geſtern um die Zeit wars doch ſchoͤner in dem Wald!“ — „Wie biſt du in den Wald gekommen?“ fragte der Fuchs. — „Ei, da hab ich mit meinem Vater die Kuͤhe gehuͤtet.“ — „Alſo biſt du nicht die Prinzeſſin! ſetz dich auf meinen rauhen Schwanz, Hurle- burlebutz! zuruͤck in das Schloß!“ Da trug ſie der Fuchs zuruͤck und ſagte zum Koͤnig: „du haſt mich betrogen, das iſt eine Kuhhirtstoch-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/351
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/351>, abgerufen am 24.11.2024.