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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812.

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Namens Joringel, hatten sich zusammen ver-
sprochen. Sie waren in den Brauttagen, und
sie hatten ihr größtes Vergnügen eins am an-
dern. Damit sie nun einsmalen vertraut zu-
sammen reden könnten, gingen sie in den Wald
spaziren. "Hüte dich, sagte Joringel, daß du
nicht so nahe an das Schloß kommst!" Es
war ein schöner Abend, die Sonne schien zwi-
schen den Stämmen der Bäume hell ins dunkle
Grün des Walds, und die Turteltaube sang
kläglich auf den alten Maibuchen.

Jorinde weinte zuweilen, setzte sich hin in
Sonnenschein und klagte. Joringel klagte auch;
sie waren so bestürzt, als wenn sie hätten ster-
ben sollen; sie sahen sich um, waren irre, und
wußten nicht, wohin sie nach Hause gehen soll-
ten. Noch halb stand die Sonne über dem
Berg, und halb war sie unter: Joringel sah
durchs Gebüsch, und sah die alte Mauer des
Schlosses nah bei sich, er erschrack und wurde
todtbang. Jorinde sang:

Mein Vöglein mit dem Ringlein roth
Singt Leide, Leide, Leide;
Es singt dem Täublein seinen Tod,
Singt Leide, Lei -- Zicküth! Zicküth!
Zicküth!

Joringel sah nach Jorinde. Jorinde war in
eine Nachtigall verwandelt, die sang Zicküth!
Zicküth. Eine Nachteule mit glühenden Augen

Namens Joringel, hatten ſich zuſammen ver-
ſprochen. Sie waren in den Brauttagen, und
ſie hatten ihr groͤßtes Vergnuͤgen eins am an-
dern. Damit ſie nun einsmalen vertraut zu-
ſammen reden koͤnnten, gingen ſie in den Wald
ſpaziren. „Huͤte dich, ſagte Joringel, daß du
nicht ſo nahe an das Schloß kommſt!“ Es
war ein ſchoͤner Abend, die Sonne ſchien zwi-
ſchen den Staͤmmen der Baͤume hell ins dunkle
Gruͤn des Walds, und die Turteltaube ſang
klaͤglich auf den alten Maibuchen.

Jorinde weinte zuweilen, ſetzte ſich hin in
Sonnenſchein und klagte. Joringel klagte auch;
ſie waren ſo beſtuͤrzt, als wenn ſie haͤtten ſter-
ben ſollen; ſie ſahen ſich um, waren irre, und
wußten nicht, wohin ſie nach Hauſe gehen ſoll-
ten. Noch halb ſtand die Sonne uͤber dem
Berg, und halb war ſie unter: Joringel ſah
durchs Gebuͤſch, und ſah die alte Mauer des
Schloſſes nah bei ſich, er erſchrack und wurde
todtbang. Jorinde ſang:

Mein Voͤglein mit dem Ringlein roth
Singt Leide, Leide, Leide;
Es ſingt dem Taͤublein ſeinen Tod,
Singt Leide, Lei — Zickuͤth! Zickuͤth!
Zickuͤth!

Joringel ſah nach Jorinde. Jorinde war in
eine Nachtigall verwandelt, die ſang Zickuͤth!
Zickuͤth. Eine Nachteule mit gluͤhenden Augen

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[329/0363] Namens Joringel, hatten ſich zuſammen ver- ſprochen. Sie waren in den Brauttagen, und ſie hatten ihr groͤßtes Vergnuͤgen eins am an- dern. Damit ſie nun einsmalen vertraut zu- ſammen reden koͤnnten, gingen ſie in den Wald ſpaziren. „Huͤte dich, ſagte Joringel, daß du nicht ſo nahe an das Schloß kommſt!“ Es war ein ſchoͤner Abend, die Sonne ſchien zwi- ſchen den Staͤmmen der Baͤume hell ins dunkle Gruͤn des Walds, und die Turteltaube ſang klaͤglich auf den alten Maibuchen. Jorinde weinte zuweilen, ſetzte ſich hin in Sonnenſchein und klagte. Joringel klagte auch; ſie waren ſo beſtuͤrzt, als wenn ſie haͤtten ſter- ben ſollen; ſie ſahen ſich um, waren irre, und wußten nicht, wohin ſie nach Hauſe gehen ſoll- ten. Noch halb ſtand die Sonne uͤber dem Berg, und halb war ſie unter: Joringel ſah durchs Gebuͤſch, und ſah die alte Mauer des Schloſſes nah bei ſich, er erſchrack und wurde todtbang. Jorinde ſang: Mein Voͤglein mit dem Ringlein roth Singt Leide, Leide, Leide; Es ſingt dem Taͤublein ſeinen Tod, Singt Leide, Lei — Zickuͤth! Zickuͤth! Zickuͤth! Joringel ſah nach Jorinde. Jorinde war in eine Nachtigall verwandelt, die ſang Zickuͤth! Zickuͤth. Eine Nachteule mit gluͤhenden Augen

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/363>, abgerufen am 24.11.2024.