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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812.

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Am andern Tage saß die Königstochter an
der Tafel, da hörte sie etwas die Marmortreppe
heraufkommen, plitsch, platsch! plitsch, platsch!
bald darauf klopfte es auch an der Thüre und
rief: "Königstochter, jüngste, mach mir auf!"
Sie lief hin und machte die Thüre auf, da war
es der Frosch, an den sie nicht mehr gedacht hatte;
ganz erschrocken warf sie die Thüre hastig zu
und setzte sich wieder an die Tafel. Der König
aber sah, daß ihr das Herz klopfte, und sagte:
"warum fürchtest du dich?" -- "Da drau-
ßen ist ein garstiger Frosch, sagte sie, der hat
mir meine goldne Kugel aus dem Wasser ge-
holt, ich versprach ihm dafür, er sollte mein
Geselle werden, ich glaubte aber nimmermehr,
daß er aus seinem Wasser heraus könnte, nun
ist er draußen vor der Thür und will herein."
Indem klopfte es zum zweitenmal und rief:

"Königstochter, jüngste,
mach mir auf,
weiß du nicht was gestern
du zu mir gesagt
bei dem kühlen Brunnenwasser?
Königstochter, jüngste,
mach mir auf."

Der König sagte: "was du versprochen hast,
mußt du halten, geh und mach dem Frosch die
Thüre auf." Sie gehorchte und der Frosch hüpfte
herein, und ihr auf dem Fuße immer nach, bis

A 2

Am andern Tage ſaß die Koͤnigstochter an
der Tafel, da hoͤrte ſie etwas die Marmortreppe
heraufkommen, plitſch, platſch! plitſch, platſch!
bald darauf klopfte es auch an der Thuͤre und
rief: „Koͤnigstochter, juͤngſte, mach mir auf!“
Sie lief hin und machte die Thuͤre auf, da war
es der Froſch, an den ſie nicht mehr gedacht hatte;
ganz erſchrocken warf ſie die Thuͤre haſtig zu
und ſetzte ſich wieder an die Tafel. Der Koͤnig
aber ſah, daß ihr das Herz klopfte, und ſagte:
„warum fuͤrchteſt du dich?“ — „Da drau-
ßen iſt ein garſtiger Froſch, ſagte ſie, der hat
mir meine goldne Kugel aus dem Waſſer ge-
holt, ich verſprach ihm dafuͤr, er ſollte mein
Geſelle werden, ich glaubte aber nimmermehr,
daß er aus ſeinem Waſſer heraus koͤnnte, nun
iſt er draußen vor der Thuͤr und will herein.“
Indem klopfte es zum zweitenmal und rief:

„Koͤnigstochter, juͤngſte,
mach mir auf,
weiß du nicht was geſtern
du zu mir geſagt
bei dem kuͤhlen Brunnenwaſſer?
Koͤnigstochter, juͤngſte,
mach mir auf.“

Der Koͤnig ſagte: „was du verſprochen haſt,
mußt du halten, geh und mach dem Froſch die
Thuͤre auf. Sie gehorchte und der Froſch huͤpfte
herein, und ihr auf dem Fuße immer nach, bis

A 2
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[3/0037] Am andern Tage ſaß die Koͤnigstochter an der Tafel, da hoͤrte ſie etwas die Marmortreppe heraufkommen, plitſch, platſch! plitſch, platſch! bald darauf klopfte es auch an der Thuͤre und rief: „Koͤnigstochter, juͤngſte, mach mir auf!“ Sie lief hin und machte die Thuͤre auf, da war es der Froſch, an den ſie nicht mehr gedacht hatte; ganz erſchrocken warf ſie die Thuͤre haſtig zu und ſetzte ſich wieder an die Tafel. Der Koͤnig aber ſah, daß ihr das Herz klopfte, und ſagte: „warum fuͤrchteſt du dich?“ — „Da drau- ßen iſt ein garſtiger Froſch, ſagte ſie, der hat mir meine goldne Kugel aus dem Waſſer ge- holt, ich verſprach ihm dafuͤr, er ſollte mein Geſelle werden, ich glaubte aber nimmermehr, daß er aus ſeinem Waſſer heraus koͤnnte, nun iſt er draußen vor der Thuͤr und will herein.“ Indem klopfte es zum zweitenmal und rief: „Koͤnigstochter, juͤngſte, mach mir auf, weiß du nicht was geſtern du zu mir geſagt bei dem kuͤhlen Brunnenwaſſer? Koͤnigstochter, juͤngſte, mach mir auf.“ Der Koͤnig ſagte: „was du verſprochen haſt, mußt du halten, geh und mach dem Froſch die Thuͤre auf.“ Sie gehorchte und der Froſch huͤpfte herein, und ihr auf dem Fuße immer nach, bis A 2

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/37>, abgerufen am 24.11.2024.