unsere Tochter zur Frau geben! So geschah es, und als der Verwalter das hörte, gerieth er in Aerger und sagte: "he, so geschwind gehts nicht, eh ich dir meine Tochter lasse, sollst du mir erst drei Federn vom Vogel Phönix brin- gen."
Der Jüngling machte sich auf den Weg nach dem Vogel Phönix, und an derselben Stelle im Wald begegnete ihm wieder derselbe alte Mann und sprach: geh den ganzen Tag weiter fort, Abends wirst du an einen Baum kommen, darauf zwei Tauben sitzen, die werden dir das weitere sagen! Wie er Abends an den Baum kam, saßen zwei Tauben drauf. Die eine Tau- be sprach: wer da zum Vogel Phönix will, muß gehen den ganzen Tag, so wird er Abends an ein Thor kommen, das ist zugeschlossen. Die andere Taube sprach: unter diesem Baum liegt ein Schlüssel von Gold, der schließt das Thor auf. Da fand er den Schlüssel und schloß das Thor damit auf; hinterm Thor, da saßen zwei Männer, der eine Mann sprach: wer den Vogel Phönix sucht, muß einen großen Weg machen über den hohen Berg, und dann wird er endlich in das Schloß kommen.
Am Abend des dritten Tags langte er end- lich im Schloß an, da saß ein weißes Mamsell- chen, und sprach: was wollt ihr hier? -- Ach, ich will mir gern drei Federn vom Vogel Phönix
unſere Tochter zur Frau geben! So geſchah es, und als der Verwalter das hoͤrte, gerieth er in Aerger und ſagte: „he, ſo geſchwind gehts nicht, eh ich dir meine Tochter laſſe, ſollſt du mir erſt drei Federn vom Vogel Phoͤnix brin- gen.“
Der Juͤngling machte ſich auf den Weg nach dem Vogel Phoͤnix, und an derſelben Stelle im Wald begegnete ihm wieder derſelbe alte Mann und ſprach: geh den ganzen Tag weiter fort, Abends wirſt du an einen Baum kommen, darauf zwei Tauben ſitzen, die werden dir das weitere ſagen! Wie er Abends an den Baum kam, ſaßen zwei Tauben drauf. Die eine Tau- be ſprach: wer da zum Vogel Phoͤnix will, muß gehen den ganzen Tag, ſo wird er Abends an ein Thor kommen, das iſt zugeſchloſſen. Die andere Taube ſprach: unter dieſem Baum liegt ein Schluͤſſel von Gold, der ſchließt das Thor auf. Da fand er den Schluͤſſel und ſchloß das Thor damit auf; hinterm Thor, da ſaßen zwei Maͤnner, der eine Mann ſprach: wer den Vogel Phoͤnix ſucht, muß einen großen Weg machen uͤber den hohen Berg, und dann wird er endlich in das Schloß kommen.
Am Abend des dritten Tags langte er end- lich im Schloß an, da ſaß ein weißes Mamſell- chen, und ſprach: was wollt ihr hier? — Ach, ich will mir gern drei Federn vom Vogel Phoͤnix
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unſere Tochter zur Frau geben! So geſchah
es, und als der Verwalter das hoͤrte, gerieth
er in Aerger und ſagte: „he, ſo geſchwind gehts
nicht, eh ich dir meine Tochter laſſe, ſollſt du
mir erſt drei Federn vom Vogel Phoͤnix brin-
gen.“
Der Juͤngling machte ſich auf den Weg nach
dem Vogel Phoͤnix, und an derſelben Stelle
im Wald begegnete ihm wieder derſelbe alte
Mann und ſprach: geh den ganzen Tag weiter
fort, Abends wirſt du an einen Baum kommen,
darauf zwei Tauben ſitzen, die werden dir das
weitere ſagen! Wie er Abends an den Baum
kam, ſaßen zwei Tauben drauf. Die eine Tau-
be ſprach: wer da zum Vogel Phoͤnix will,
muß gehen den ganzen Tag, ſo wird er Abends
an ein Thor kommen, das iſt zugeſchloſſen.
Die andere Taube ſprach: unter dieſem Baum
liegt ein Schluͤſſel von Gold, der ſchließt das
Thor auf. Da fand er den Schluͤſſel und ſchloß
das Thor damit auf; hinterm Thor, da ſaßen
zwei Maͤnner, der eine Mann ſprach: wer den
Vogel Phoͤnix ſucht, muß einen großen Weg
machen uͤber den hohen Berg, und dann wird
er endlich in das Schloß kommen.
Am Abend des dritten Tags langte er end-
lich im Schloß an, da ſaß ein weißes Mamſell-
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/383>, abgerufen am 24.11.2024.
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