Der Schmid ging auch wieder zu seiner Schmiede und lebte vergnügt fort, so lang Gott wollte, endlich ward er krank und als er seinen Tod merkte, befahl er, man sollte ihm nur zwei gute, lange, spitze Nägel und einen Hammer mit in den Sarg geben. Das geschah auch. Wie er nun gestorben war und vor die Him- melsthür kam, klopfte er an, aber der Apostel Petrus wollt ihm nicht aufschließen, weil er mit dem Teufel im Bund gelebt hätte. Wie der Schmidt das hörte, dreht er sich um und ging zur Hölle. Der Teufel aber wollt ihn auch nicht einlassen, er begehre ihn nicht in der Hölle, da fange er doch nur Spectakel an. Der Schmidt ward bös und hub an vor dem Höl- lenthor Lärmen zu machen, ein Teufelchen ward neugierig und wollte sehen, was der Schmidt treibe, also machte es ein wenig das Thor auf, guckte heraus, der Schmid aber packte es ge- schwind bei der Nase und nagelte es an dieser mit dem einen Nagel, den er bei sich hatte, an das Höllenthor fest. Das Teufelchen fing an zu kreischen wie ein Krautlöwe, da ward noch ein anderes an das Thor gelockt, das steckte auch den Kopf heraus, aber der Schmid war nicht faul, kriegte es am Ohr und nagelte es mit diesem neben das erste. Da fingen nun beide ein solches entsetzliches Geschrei an, daß der alte Teufel selber gelaufen kam, und wie er die
Der Schmid ging auch wieder zu ſeiner Schmiede und lebte vergnuͤgt fort, ſo lang Gott wollte, endlich ward er krank und als er ſeinen Tod merkte, befahl er, man ſollte ihm nur zwei gute, lange, ſpitze Naͤgel und einen Hammer mit in den Sarg geben. Das geſchah auch. Wie er nun geſtorben war und vor die Him- melsthuͤr kam, klopfte er an, aber der Apoſtel Petrus wollt ihm nicht aufſchließen, weil er mit dem Teufel im Bund gelebt haͤtte. Wie der Schmidt das hoͤrte, dreht er ſich um und ging zur Hoͤlle. Der Teufel aber wollt ihn auch nicht einlaſſen, er begehre ihn nicht in der Hoͤlle, da fange er doch nur Spectakel an. Der Schmidt ward boͤs und hub an vor dem Hoͤl- lenthor Laͤrmen zu machen, ein Teufelchen ward neugierig und wollte ſehen, was der Schmidt treibe, alſo machte es ein wenig das Thor auf, guckte heraus, der Schmid aber packte es ge- ſchwind bei der Naſe und nagelte es an dieſer mit dem einen Nagel, den er bei ſich hatte, an das Hoͤllenthor feſt. Das Teufelchen fing an zu kreiſchen wie ein Krautloͤwe, da ward noch ein anderes an das Thor gelockt, das ſteckte auch den Kopf heraus, aber der Schmid war nicht faul, kriegte es am Ohr und nagelte es mit dieſem neben das erſte. Da fingen nun beide ein ſolches entſetzliches Geſchrei an, daß der alte Teufel ſelber gelaufen kam, und wie er die
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Der Schmid ging auch wieder zu ſeiner
Schmiede und lebte vergnuͤgt fort, ſo lang Gott
wollte, endlich ward er krank und als er ſeinen
Tod merkte, befahl er, man ſollte ihm nur zwei
gute, lange, ſpitze Naͤgel und einen Hammer
mit in den Sarg geben. Das geſchah auch.
Wie er nun geſtorben war und vor die Him-
melsthuͤr kam, klopfte er an, aber der Apoſtel
Petrus wollt ihm nicht aufſchließen, weil er
mit dem Teufel im Bund gelebt haͤtte. Wie
der Schmidt das hoͤrte, dreht er ſich um und
ging zur Hoͤlle. Der Teufel aber wollt ihn
auch nicht einlaſſen, er begehre ihn nicht in der
Hoͤlle, da fange er doch nur Spectakel an. Der
Schmidt ward boͤs und hub an vor dem Hoͤl-
lenthor Laͤrmen zu machen, ein Teufelchen ward
neugierig und wollte ſehen, was der Schmidt
treibe, alſo machte es ein wenig das Thor auf,
guckte heraus, der Schmid aber packte es ge-
ſchwind bei der Naſe und nagelte es an dieſer
mit dem einen Nagel, den er bei ſich hatte, an
das Hoͤllenthor feſt. Das Teufelchen fing an
zu kreiſchen wie ein Krautloͤwe, da ward noch
ein anderes an das Thor gelockt, das ſteckte auch
den Kopf heraus, aber der Schmid war nicht
faul, kriegte es am Ohr und nagelte es mit
dieſem neben das erſte. Da fingen nun beide
ein ſolches entſetzliches Geſchrei an, daß der
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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1812/397>, abgerufen am 24.11.2024.
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