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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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sie ein Stück Weges gefahren waren, begegneten sie zwei Fußgängern, einer Stecknadel und einer Nähnadel. Die riefen halt! halt! und sagten, es würde gleich stichdunkel werden, da könnten sie keinen Schritt weiter, dabei wär es so schmutzig auf der Straße, ob sie nicht ein wenig einsitzen könnten; sie wären auf der Schneiderherberge vor dem Thor gewesen und hätten sich beim Bier verspätet. Das Hähnchen, da es magere Leute waren, die nicht viel Platz einnahmen, ließ sie beide einsteigen, doch mußten sie versprechen, ihm und seinem Hühnchen nicht auf die Füße zu treten. Spät Abends kamen sie zu einem Wirthshaus, und, weil sie die Nacht nicht weiter fahren wollten, die Ente auch nicht gut zu Fuß war und von einer Seite auf die andere fiel, kehrten sie ein. Der Wirth machte anfangs viel Einwendungen, sein Haus sey schon voll, gedachte auch wohl, es möchte keine vornehme Herrschaft seyn, endlich aber, da sie süße Reden führten, er solle das Ei haben, welches das Hühnchen unterwegs gelegt hatte, auch die Ente behalten, die alle Tage eins lege, so gab er nach. Nun ließen sie sich wieder frisch auftragen und lebten in Saus und Braus. Früh Morgens, als es erst dämmerte und noch alles schlief, weckte Hähnchen das Hühnchen, holte das Ei, pickte es auf und sie verzehrten es zusammen; die Schalen aber warfen sie auf den Feuerheerd. Dann gingen sie zu der Nähnadel, die noch schlief, packten sie beim Kopf und steckte sie in das Sesselkissen des Wirths, die Stecknadel aber in sein Handtuch, darauf flogen sie, mir nichts dir nichts, über die Heide davon. Die Ente, die unter freiem Himmel schlafen wollte und im Hof geblieben war, hörte sie fortschnurren, machte

sie ein Stuͤck Weges gefahren waren, begegneten sie zwei Fußgaͤngern, einer Stecknadel und einer Naͤhnadel. Die riefen halt! halt! und sagten, es wuͤrde gleich stichdunkel werden, da koͤnnten sie keinen Schritt weiter, dabei waͤr es so schmutzig auf der Straße, ob sie nicht ein wenig einsitzen koͤnnten; sie waͤren auf der Schneiderherberge vor dem Thor gewesen und haͤtten sich beim Bier verspaͤtet. Das Haͤhnchen, da es magere Leute waren, die nicht viel Platz einnahmen, ließ sie beide einsteigen, doch mußten sie versprechen, ihm und seinem Huͤhnchen nicht auf die Fuͤße zu treten. Spaͤt Abends kamen sie zu einem Wirthshaus, und, weil sie die Nacht nicht weiter fahren wollten, die Ente auch nicht gut zu Fuß war und von einer Seite auf die andere fiel, kehrten sie ein. Der Wirth machte anfangs viel Einwendungen, sein Haus sey schon voll, gedachte auch wohl, es moͤchte keine vornehme Herrschaft seyn, endlich aber, da sie suͤße Reden fuͤhrten, er solle das Ei haben, welches das Huͤhnchen unterwegs gelegt hatte, auch die Ente behalten, die alle Tage eins lege, so gab er nach. Nun ließen sie sich wieder frisch auftragen und lebten in Saus und Braus. Fruͤh Morgens, als es erst daͤmmerte und noch alles schlief, weckte Haͤhnchen das Huͤhnchen, holte das Ei, pickte es auf und sie verzehrten es zusammen; die Schalen aber warfen sie auf den Feuerheerd. Dann gingen sie zu der Naͤhnadel, die noch schlief, packten sie beim Kopf und steckte sie in das Sesselkissen des Wirths, die Stecknadel aber in sein Handtuch, darauf flogen sie, mir nichts dir nichts, uͤber die Heide davon. Die Ente, die unter freiem Himmel schlafen wollte und im Hof geblieben war, hoͤrte sie fortschnurren, machte

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[56/0120] sie ein Stuͤck Weges gefahren waren, begegneten sie zwei Fußgaͤngern, einer Stecknadel und einer Naͤhnadel. Die riefen halt! halt! und sagten, es wuͤrde gleich stichdunkel werden, da koͤnnten sie keinen Schritt weiter, dabei waͤr es so schmutzig auf der Straße, ob sie nicht ein wenig einsitzen koͤnnten; sie waͤren auf der Schneiderherberge vor dem Thor gewesen und haͤtten sich beim Bier verspaͤtet. Das Haͤhnchen, da es magere Leute waren, die nicht viel Platz einnahmen, ließ sie beide einsteigen, doch mußten sie versprechen, ihm und seinem Huͤhnchen nicht auf die Fuͤße zu treten. Spaͤt Abends kamen sie zu einem Wirthshaus, und, weil sie die Nacht nicht weiter fahren wollten, die Ente auch nicht gut zu Fuß war und von einer Seite auf die andere fiel, kehrten sie ein. Der Wirth machte anfangs viel Einwendungen, sein Haus sey schon voll, gedachte auch wohl, es moͤchte keine vornehme Herrschaft seyn, endlich aber, da sie suͤße Reden fuͤhrten, er solle das Ei haben, welches das Huͤhnchen unterwegs gelegt hatte, auch die Ente behalten, die alle Tage eins lege, so gab er nach. Nun ließen sie sich wieder frisch auftragen und lebten in Saus und Braus. Fruͤh Morgens, als es erst daͤmmerte und noch alles schlief, weckte Haͤhnchen das Huͤhnchen, holte das Ei, pickte es auf und sie verzehrten es zusammen; die Schalen aber warfen sie auf den Feuerheerd. Dann gingen sie zu der Naͤhnadel, die noch schlief, packten sie beim Kopf und steckte sie in das Sesselkissen des Wirths, die Stecknadel aber in sein Handtuch, darauf flogen sie, mir nichts dir nichts, uͤber die Heide davon. Die Ente, die unter freiem Himmel schlafen wollte und im Hof geblieben war, hoͤrte sie fortschnurren, machte

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Anmerkungen zur Transkription:

Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/120>, abgerufen am 24.11.2024.