Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.Aber er schlug alles aus und bat nur um ein Pferd und Geld zur Reise, weil er in die Welt ziehen wollte. Nun ritt er fort und kam zu einem Teich, da hatten sich drei Fische im Rohr gefangen, die schnappten nach Wasser, und klagten, daß sie so elendig umkommen müßten. Weil er nun ihre Worte verstand und Mitleiden mit ihnen hatte, so stieg er ab und setzte sie wieder ins Wasser. Da riefen die Fische heraus: "wir wollen dirs gedenken und dirs vergelten!" Er ritt weiter, nicht lang so hörte er einen Ameisenkönig zu seinen Füßen sprechen: "wenn der Mensch nur mit seinem großen Thier weg wäre, das zertritt mir so viele von meinen Leuten." Er blickte zur Erde und sah, daß sein Pferd in einen Ameisenhaufen getreten hatte, da lenkte er ab und der Ameisenkönig rief: "wir wollen dirs gedenken und dirs vergelten!" Er ritt weiter und kam in einen Wald, da saßen zwei Raben-Eltern auf dem Nest, warfen ihre Jungen heraus und sprachen: "ihr seyd groß genug und könnt euch selbst ernähren, wir können euch nicht mehr satt machen." Da lagen die Jungen auf der Erde, schlugen mit ihren kleinen Fittichen und schrien: "wie sollen wir uns ernähren, wir können noch nicht fliegen, und etwas suchen, wir müssen Hungers sterben." Er stieg ab, zog den Degen und tödtete sein Pferd und warfs den jungen Raben vor, die kamen herbeigehüpft, sättigten sich und sprachen: "wir wollen dir's gedenken und dir's vergelten!" Nun ging er zu Fuß weiter und als er lange Wege gegangen war, kam er in eine große Stadt. Da ritt einer herum und machte bekannt, wer Gemahl der jungen Königstochter werden Aber er schlug alles aus und bat nur um ein Pferd und Geld zur Reise, weil er in die Welt ziehen wollte. Nun ritt er fort und kam zu einem Teich, da hatten sich drei Fische im Rohr gefangen, die schnappten nach Wasser, und klagten, daß sie so elendig umkommen muͤßten. Weil er nun ihre Worte verstand und Mitleiden mit ihnen hatte, so stieg er ab und setzte sie wieder ins Wasser. Da riefen die Fische heraus: „wir wollen dirs gedenken und dirs vergelten!“ Er ritt weiter, nicht lang so hoͤrte er einen Ameisenkoͤnig zu seinen Fuͤßen sprechen: „wenn der Mensch nur mit seinem großen Thier weg waͤre, das zertritt mir so viele von meinen Leuten.“ Er blickte zur Erde und sah, daß sein Pferd in einen Ameisenhaufen getreten hatte, da lenkte er ab und der Ameisenkoͤnig rief: „wir wollen dirs gedenken und dirs vergelten!“ Er ritt weiter und kam in einen Wald, da saßen zwei Raben-Eltern auf dem Nest, warfen ihre Jungen heraus und sprachen: „ihr seyd groß genug und koͤnnt euch selbst ernaͤhren, wir koͤnnen euch nicht mehr satt machen.“ Da lagen die Jungen auf der Erde, schlugen mit ihren kleinen Fittichen und schrien: „wie sollen wir uns ernaͤhren, wir koͤnnen noch nicht fliegen, und etwas suchen, wir muͤssen Hungers sterben.“ Er stieg ab, zog den Degen und toͤdtete sein Pferd und warfs den jungen Raben vor, die kamen herbeigehuͤpft, saͤttigten sich und sprachen: „wir wollen dir’s gedenken und dir’s vergelten!“ Nun ging er zu Fuß weiter und als er lange Wege gegangen war, kam er in eine große Stadt. Da ritt einer herum und machte bekannt, wer Gemahl der jungen Koͤnigstochter werden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0158" n="94"/> Aber er schlug alles aus und bat nur um ein Pferd und Geld zur Reise, weil er in die Welt ziehen wollte.</p><lb/> <p>Nun ritt er fort und kam zu einem Teich, da hatten sich drei Fische im Rohr gefangen, die schnappten nach Wasser, und klagten, daß sie so elendig umkommen muͤßten. Weil er nun ihre Worte verstand und Mitleiden mit ihnen hatte, so stieg er ab und setzte sie wieder ins Wasser. Da riefen die Fische heraus: „wir wollen dirs gedenken und dirs vergelten!“ Er ritt weiter, nicht lang so hoͤrte er einen Ameisenkoͤnig zu seinen Fuͤßen sprechen: „wenn der Mensch nur mit seinem großen Thier weg waͤre, das zertritt mir so viele von meinen Leuten.“ Er blickte zur Erde und sah, daß sein Pferd in einen Ameisenhaufen getreten hatte, da lenkte er ab und der Ameisenkoͤnig rief: „wir wollen dirs gedenken und dirs vergelten!“ Er ritt weiter und kam in einen Wald, da saßen zwei Raben-Eltern auf dem Nest, warfen ihre Jungen heraus und sprachen: „ihr seyd groß genug und koͤnnt euch selbst ernaͤhren, wir koͤnnen euch nicht mehr satt machen.“ Da lagen die Jungen auf der Erde, schlugen mit ihren kleinen Fittichen und schrien: „wie sollen wir uns ernaͤhren, wir koͤnnen noch nicht fliegen, und etwas suchen, wir muͤssen Hungers sterben.“ Er stieg ab, zog den Degen und toͤdtete sein Pferd und warfs den jungen Raben vor, die kamen herbeigehuͤpft, saͤttigten sich und sprachen: „wir wollen dir’s gedenken und dir’s vergelten!“</p><lb/> <p>Nun ging er zu Fuß weiter und als er lange Wege gegangen war, kam er in eine große Stadt. Da ritt einer herum und machte bekannt, wer Gemahl der jungen Koͤnigstochter werden </p> </div> </body> </text> </TEI> [94/0158]
Aber er schlug alles aus und bat nur um ein Pferd und Geld zur Reise, weil er in die Welt ziehen wollte.
Nun ritt er fort und kam zu einem Teich, da hatten sich drei Fische im Rohr gefangen, die schnappten nach Wasser, und klagten, daß sie so elendig umkommen muͤßten. Weil er nun ihre Worte verstand und Mitleiden mit ihnen hatte, so stieg er ab und setzte sie wieder ins Wasser. Da riefen die Fische heraus: „wir wollen dirs gedenken und dirs vergelten!“ Er ritt weiter, nicht lang so hoͤrte er einen Ameisenkoͤnig zu seinen Fuͤßen sprechen: „wenn der Mensch nur mit seinem großen Thier weg waͤre, das zertritt mir so viele von meinen Leuten.“ Er blickte zur Erde und sah, daß sein Pferd in einen Ameisenhaufen getreten hatte, da lenkte er ab und der Ameisenkoͤnig rief: „wir wollen dirs gedenken und dirs vergelten!“ Er ritt weiter und kam in einen Wald, da saßen zwei Raben-Eltern auf dem Nest, warfen ihre Jungen heraus und sprachen: „ihr seyd groß genug und koͤnnt euch selbst ernaͤhren, wir koͤnnen euch nicht mehr satt machen.“ Da lagen die Jungen auf der Erde, schlugen mit ihren kleinen Fittichen und schrien: „wie sollen wir uns ernaͤhren, wir koͤnnen noch nicht fliegen, und etwas suchen, wir muͤssen Hungers sterben.“ Er stieg ab, zog den Degen und toͤdtete sein Pferd und warfs den jungen Raben vor, die kamen herbeigehuͤpft, saͤttigten sich und sprachen: „wir wollen dir’s gedenken und dir’s vergelten!“
Nun ging er zu Fuß weiter und als er lange Wege gegangen war, kam er in eine große Stadt. Da ritt einer herum und machte bekannt, wer Gemahl der jungen Koͤnigstochter werden
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-06-15T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |