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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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schickte einen hin, der mußte dem Schneiderlein, als es ausgeschlafen hatte, Dienste anbieten. "Ja antwortete es, eben darum bin ich hergekommen, um dem König Dienste zu leisten." Also ward es wohl empfangen und ihm eine besondere Wohnung eingegeben.

Die Kriegsleut aber waren dem Schneiderlein aufgeseßen und wünschten es wär beim Teufel. "Was soll draus werden, sprachen sie untereinander, wenn wir Zank mit ihm kriegen und er haut zu, so fallen auf jeden Streich siebene. Da kann unser einer nicht bestehen!" Also faßten sie einen Entschluß, gingen alle sammt zum König, baten um Abschied und sprachen: "wir sind nicht gemacht, neben einem solchen starken Mann auszuhalten." Der König war traurig, daß er um des einen Willen alle seine Diener verlieren sollte, wär ihn gern los gewesen und wollte, daß ihn seine Augen nie gesehen hätten. Doch getraute er sich nicht ihm den Abschied zu geben, weil er sich fürchtete, er mögte ihn sammt seinem Volk todt schlagen und sich hernach auf den Thron setzen. Er sann lange hin und her, endlich fand er einen Rath, schickte zu dem Schneiderlein und ließ ihm sagen, weil er nun wohl wüßte, was für ein gewaltiger Kriegsheld er wäre, so wollte er ihm ein Anerbieten machen. Jn einem Walde seines Landes hätte er zwei Riesen, die thäten großen Schaden mit Rauben, Morden, Sengen und Brennen, denen niemand nah kommen dürfte, er mögte bewaffnet seyn, wie er wollte, wo er die tödtete, so wollte er ihm seine Tochter zur Gemahlin und das halbe Königreich zur Ehesteuer geben; auch sollten ihm hundert Reuter zur Hülfe mitziehen.

schickte einen hin, der mußte dem Schneiderlein, als es ausgeschlafen hatte, Dienste anbieten. „Ja antwortete es, eben darum bin ich hergekommen, um dem Koͤnig Dienste zu leisten.“ Also ward es wohl empfangen und ihm eine besondere Wohnung eingegeben.

Die Kriegsleut aber waren dem Schneiderlein aufgeseßen und wuͤnschten es waͤr beim Teufel. „Was soll draus werden, sprachen sie untereinander, wenn wir Zank mit ihm kriegen und er haut zu, so fallen auf jeden Streich siebene. Da kann unser einer nicht bestehen!“ Also faßten sie einen Entschluß, gingen alle sammt zum Koͤnig, baten um Abschied und sprachen: „wir sind nicht gemacht, neben einem solchen starken Mann auszuhalten.“ Der Koͤnig war traurig, daß er um des einen Willen alle seine Diener verlieren sollte, waͤr ihn gern los gewesen und wollte, daß ihn seine Augen nie gesehen haͤtten. Doch getraute er sich nicht ihm den Abschied zu geben, weil er sich fuͤrchtete, er moͤgte ihn sammt seinem Volk todt schlagen und sich hernach auf den Thron setzen. Er sann lange hin und her, endlich fand er einen Rath, schickte zu dem Schneiderlein und ließ ihm sagen, weil er nun wohl wuͤßte, was fuͤr ein gewaltiger Kriegsheld er waͤre, so wollte er ihm ein Anerbieten machen. Jn einem Walde seines Landes haͤtte er zwei Riesen, die thaͤten großen Schaden mit Rauben, Morden, Sengen und Brennen, denen niemand nah kommen duͤrfte, er moͤgte bewaffnet seyn, wie er wollte, wo er die toͤdtete, so wollte er ihm seine Tochter zur Gemahlin und das halbe Koͤnigreich zur Ehesteuer geben; auch sollten ihm hundert Reuter zur Huͤlfe mitziehen.

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[109/0173] schickte einen hin, der mußte dem Schneiderlein, als es ausgeschlafen hatte, Dienste anbieten. „Ja antwortete es, eben darum bin ich hergekommen, um dem Koͤnig Dienste zu leisten.“ Also ward es wohl empfangen und ihm eine besondere Wohnung eingegeben. Die Kriegsleut aber waren dem Schneiderlein aufgeseßen und wuͤnschten es waͤr beim Teufel. „Was soll draus werden, sprachen sie untereinander, wenn wir Zank mit ihm kriegen und er haut zu, so fallen auf jeden Streich siebene. Da kann unser einer nicht bestehen!“ Also faßten sie einen Entschluß, gingen alle sammt zum Koͤnig, baten um Abschied und sprachen: „wir sind nicht gemacht, neben einem solchen starken Mann auszuhalten.“ Der Koͤnig war traurig, daß er um des einen Willen alle seine Diener verlieren sollte, waͤr ihn gern los gewesen und wollte, daß ihn seine Augen nie gesehen haͤtten. Doch getraute er sich nicht ihm den Abschied zu geben, weil er sich fuͤrchtete, er moͤgte ihn sammt seinem Volk todt schlagen und sich hernach auf den Thron setzen. Er sann lange hin und her, endlich fand er einen Rath, schickte zu dem Schneiderlein und ließ ihm sagen, weil er nun wohl wuͤßte, was fuͤr ein gewaltiger Kriegsheld er waͤre, so wollte er ihm ein Anerbieten machen. Jn einem Walde seines Landes haͤtte er zwei Riesen, die thaͤten großen Schaden mit Rauben, Morden, Sengen und Brennen, denen niemand nah kommen duͤrfte, er moͤgte bewaffnet seyn, wie er wollte, wo er die toͤdtete, so wollte er ihm seine Tochter zur Gemahlin und das halbe Koͤnigreich zur Ehesteuer geben; auch sollten ihm hundert Reuter zur Huͤlfe mitziehen.

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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/173>, abgerufen am 24.11.2024.