Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.zerbrechen, und zerbrach sein Wasserkrügelchen; da sagt das Brünnlein: "Mädchen, was zerbrichst du dein Wasserkrügelchen?" --
"Soll ich mein Wasserkrügelchen nicht zerbrechen? Läuschen hat sich verbrennt,
Flöhchen weint, Thürchen knarrt, Besenchen kehrt, Wägelchen rennt, Mistchen brennt, Bäumchen schüttelt sich." "Ei! sagte das Brünnchen, so will ich anfangen zu fließen," und fing so entsetzlich an zu fließen, daß alles ertrunken ist, das Mädchen, das Bäumchen, das Mistchen, das Wägelchen, das Besenchen, das Thürchen, das Flöhchen und das Läuschen, alles miteinander. 31.
Das Mädchen ohne Hände. Es war ein Müller nach und nach in Armuth gerathen, daß er nichts mehr hatte, als seine Mühle und einen großen Aepfelbaum dahinter. Einmal war er in den Wald gegangen, Holz zu holen, da trat ein alter Mann zu ihm und sprach: "was quälst du dich da mit Holzhacken, ich will dich reich machen und zerbrechen, und zerbrach sein Wasserkruͤgelchen; da sagt das Bruͤnnlein: „Maͤdchen, was zerbrichst du dein Wasserkruͤgelchen?“ —
„Soll ich mein Wasserkruͤgelchen nicht zerbrechen? Laͤuschen hat sich verbrennt,
Floͤhchen weint, Thuͤrchen knarrt, Besenchen kehrt, Waͤgelchen rennt, Mistchen brennt, Baͤumchen schuͤttelt sich.“ „Ei! sagte das Bruͤnnchen, so will ich anfangen zu fließen,“ und fing so entsetzlich an zu fließen, daß alles ertrunken ist, das Maͤdchen, das Baͤumchen, das Mistchen, das Waͤgelchen, das Besenchen, das Thuͤrchen, das Floͤhchen und das Laͤuschen, alles miteinander. 31.
Das Maͤdchen ohne Haͤnde. Es war ein Muͤller nach und nach in Armuth gerathen, daß er nichts mehr hatte, als seine Muͤhle und einen großen Aepfelbaum dahinter. Einmal war er in den Wald gegangen, Holz zu holen, da trat ein alter Mann zu ihm und sprach: „was quaͤlst du dich da mit Holzhacken, ich will dich reich machen und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0222" n="158"/> zerbrechen, und zerbrach sein Wasserkruͤgelchen; da sagt das Bruͤnnlein:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Maͤdchen, was zerbrichst du dein Wasserkruͤgelchen?“ —</l><lb/> </lg> <p>„Soll ich mein Wasserkruͤgelchen nicht zerbrechen?</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Laͤuschen hat sich verbrennt,</l><lb/> <l>Floͤhchen weint,</l><lb/> <l>Thuͤrchen knarrt,</l><lb/> <l>Besenchen kehrt,</l><lb/> <l>Waͤgelchen rennt,</l><lb/> <l>Mistchen brennt,</l><lb/> <l>Baͤumchen schuͤttelt sich.“</l><lb/> </lg> <p>„Ei! sagte das Bruͤnnchen, so will ich anfangen zu fließen,“ und fing so entsetzlich an zu fließen, daß alles ertrunken ist, das Maͤdchen, das Baͤumchen, das Mistchen, das Waͤgelchen, das Besenchen, das Thuͤrchen, das Floͤhchen und das Laͤuschen, alles miteinander.</p> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">31.<lb/> Das Maͤdchen ohne Haͤnde.</hi> </head><lb/> <p>Es war ein Muͤller nach und nach in Armuth gerathen, daß er nichts mehr hatte, als seine Muͤhle und einen großen Aepfelbaum dahinter. Einmal war er in den Wald gegangen, Holz zu holen, da trat ein alter Mann zu ihm und sprach: „was quaͤlst du dich da mit Holzhacken, ich will dich reich machen und </p> </div> </body> </text> </TEI> [158/0222]
zerbrechen, und zerbrach sein Wasserkruͤgelchen; da sagt das Bruͤnnlein:
„Maͤdchen, was zerbrichst du dein Wasserkruͤgelchen?“ —
„Soll ich mein Wasserkruͤgelchen nicht zerbrechen?
Laͤuschen hat sich verbrennt,
Floͤhchen weint,
Thuͤrchen knarrt,
Besenchen kehrt,
Waͤgelchen rennt,
Mistchen brennt,
Baͤumchen schuͤttelt sich.“
„Ei! sagte das Bruͤnnchen, so will ich anfangen zu fließen,“ und fing so entsetzlich an zu fließen, daß alles ertrunken ist, das Maͤdchen, das Baͤumchen, das Mistchen, das Waͤgelchen, das Besenchen, das Thuͤrchen, das Floͤhchen und das Laͤuschen, alles miteinander.
31.
Das Maͤdchen ohne Haͤnde.
Es war ein Muͤller nach und nach in Armuth gerathen, daß er nichts mehr hatte, als seine Muͤhle und einen großen Aepfelbaum dahinter. Einmal war er in den Wald gegangen, Holz zu holen, da trat ein alter Mann zu ihm und sprach: „was quaͤlst du dich da mit Holzhacken, ich will dich reich machen und
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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.
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