Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.Nun wollte der dritte Bruder seine Katze auch an den rechten Mann bringen. Es ging ihm wie den andern, so lange er auf dem festen Lande blieb, war nichts auszurichten, es gab aller Orten Katzen und so viel, daß die neugebornen Jungen meist im Wasser ersäuft wurden. Endlich ließ er sich auf eine Jnsel überschiffen, und es traf sich glücklicherweise, daß dort noch niemals eine gesehen war und doch die Mäuse so überhand genommen hatten, daß sie auf den Tischen und Bänken tanzten, der Hausherr mochte daheim seyn oder nicht. Die Leute jammerten gewaltig über die Plage, der König selbst wußte sich in seinem Schlosse nicht dagegen zu retten; in allen Ecken pfiffen Mäuse und zernagten, was nur ihre Zähne anpacken konnte. Da fing nun die Katze ihre Jagd an und hatte bald ein paar Säle gereinigt und die Leute baten den König, das Wunderthier für das Reich zu kaufen. Der König gab gern, was gefordert wurde, einen mit Gold beladenen Maulesel, und der dritte Bruder kam nun auch mit den allergrößten Schätzen heim. Die Katze machte sich in dem königlichen Schlosse mit den Mäusen eine Lust und biß so viele todt, daß sie nicht mehr zu zählen waren. Endlich ward ihr von der Arbeit heiß und sie bekam Durst, da blieb sie stehen, drehte den Kopf in die Höhe und schrie: miau! miau! Der König sammt allen seinen Leuten, als sie das seltsame Geschrei vernahmen, erschraken und liefen in ihrer Angst sämmtlich zum Schloß hinaus. Unten hielt der König Rath, was zu thun das beste wäre, zuletzt ward beschlossen, einen Herold an die Katze abzuschicken und sie aufzufordern, das Nun wollte der dritte Bruder seine Katze auch an den rechten Mann bringen. Es ging ihm wie den andern, so lange er auf dem festen Lande blieb, war nichts auszurichten, es gab aller Orten Katzen und so viel, daß die neugebornen Jungen meist im Wasser ersaͤuft wurden. Endlich ließ er sich auf eine Jnsel uͤberschiffen, und es traf sich gluͤcklicherweise, daß dort noch niemals eine gesehen war und doch die Maͤuse so uͤberhand genommen hatten, daß sie auf den Tischen und Baͤnken tanzten, der Hausherr mochte daheim seyn oder nicht. Die Leute jammerten gewaltig uͤber die Plage, der Koͤnig selbst wußte sich in seinem Schlosse nicht dagegen zu retten; in allen Ecken pfiffen Maͤuse und zernagten, was nur ihre Zaͤhne anpacken konnte. Da fing nun die Katze ihre Jagd an und hatte bald ein paar Saͤle gereinigt und die Leute baten den Koͤnig, das Wunderthier fuͤr das Reich zu kaufen. Der Koͤnig gab gern, was gefordert wurde, einen mit Gold beladenen Maulesel, und der dritte Bruder kam nun auch mit den allergroͤßten Schaͤtzen heim. Die Katze machte sich in dem koͤniglichen Schlosse mit den Maͤusen eine Lust und biß so viele todt, daß sie nicht mehr zu zaͤhlen waren. Endlich ward ihr von der Arbeit heiß und sie bekam Durst, da blieb sie stehen, drehte den Kopf in die Hoͤhe und schrie: miau! miau! Der Koͤnig sammt allen seinen Leuten, als sie das seltsame Geschrei vernahmen, erschraken und liefen in ihrer Angst saͤmmtlich zum Schloß hinaus. Unten hielt der Koͤnig Rath, was zu thun das beste waͤre, zuletzt ward beschlossen, einen Herold an die Katze abzuschicken und sie aufzufordern, das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0441" n="377"/> <p> Nun wollte der dritte Bruder seine Katze auch an den rechten Mann bringen. Es ging ihm wie den andern, so lange er auf dem festen Lande blieb, war nichts auszurichten, es gab aller Orten Katzen und so viel, daß die neugebornen Jungen meist im Wasser ersaͤuft wurden. Endlich ließ er sich auf eine Jnsel uͤberschiffen, und es traf sich gluͤcklicherweise, daß dort noch niemals eine gesehen war und doch die Maͤuse so uͤberhand genommen hatten, daß sie auf den Tischen und Baͤnken tanzten, der Hausherr mochte daheim seyn oder nicht. Die Leute jammerten gewaltig uͤber die Plage, der Koͤnig selbst wußte sich in seinem Schlosse nicht dagegen zu retten; in allen Ecken pfiffen Maͤuse und zernagten, was nur ihre Zaͤhne anpacken konnte. Da fing nun die Katze ihre Jagd an und hatte bald ein paar Saͤle gereinigt und die Leute baten den Koͤnig, das Wunderthier fuͤr das Reich zu kaufen. Der Koͤnig gab gern, was gefordert wurde, einen mit Gold beladenen Maulesel, und der dritte Bruder kam nun auch mit den allergroͤßten Schaͤtzen heim.</p><lb/> <p>Die Katze machte sich in dem koͤniglichen Schlosse mit den Maͤusen eine Lust und biß so viele todt, daß sie nicht mehr zu zaͤhlen waren. Endlich ward ihr von der Arbeit heiß und sie bekam Durst, da blieb sie stehen, drehte den Kopf in die Hoͤhe und schrie: miau! miau! Der Koͤnig sammt allen seinen Leuten, als sie das seltsame Geschrei vernahmen, erschraken und liefen in ihrer Angst saͤmmtlich zum Schloß hinaus. Unten hielt der Koͤnig Rath, was zu thun das beste waͤre, zuletzt ward beschlossen, einen Herold an die Katze abzuschicken und sie aufzufordern, das </p> </div> </body> </text> </TEI> [377/0441]
Nun wollte der dritte Bruder seine Katze auch an den rechten Mann bringen. Es ging ihm wie den andern, so lange er auf dem festen Lande blieb, war nichts auszurichten, es gab aller Orten Katzen und so viel, daß die neugebornen Jungen meist im Wasser ersaͤuft wurden. Endlich ließ er sich auf eine Jnsel uͤberschiffen, und es traf sich gluͤcklicherweise, daß dort noch niemals eine gesehen war und doch die Maͤuse so uͤberhand genommen hatten, daß sie auf den Tischen und Baͤnken tanzten, der Hausherr mochte daheim seyn oder nicht. Die Leute jammerten gewaltig uͤber die Plage, der Koͤnig selbst wußte sich in seinem Schlosse nicht dagegen zu retten; in allen Ecken pfiffen Maͤuse und zernagten, was nur ihre Zaͤhne anpacken konnte. Da fing nun die Katze ihre Jagd an und hatte bald ein paar Saͤle gereinigt und die Leute baten den Koͤnig, das Wunderthier fuͤr das Reich zu kaufen. Der Koͤnig gab gern, was gefordert wurde, einen mit Gold beladenen Maulesel, und der dritte Bruder kam nun auch mit den allergroͤßten Schaͤtzen heim.
Die Katze machte sich in dem koͤniglichen Schlosse mit den Maͤusen eine Lust und biß so viele todt, daß sie nicht mehr zu zaͤhlen waren. Endlich ward ihr von der Arbeit heiß und sie bekam Durst, da blieb sie stehen, drehte den Kopf in die Hoͤhe und schrie: miau! miau! Der Koͤnig sammt allen seinen Leuten, als sie das seltsame Geschrei vernahmen, erschraken und liefen in ihrer Angst saͤmmtlich zum Schloß hinaus. Unten hielt der Koͤnig Rath, was zu thun das beste waͤre, zuletzt ward beschlossen, einen Herold an die Katze abzuschicken und sie aufzufordern, das
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-06-15T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |