Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.und sprach: "nimms doch, dummer Teufel, wir brauchens ja." Da sagte der heil. Petrus endlich: "ja, das Lamm will ich nehmen, aber ich trags nicht, wenn dus willst, so mußt du es tragen." "Das hat keine Noth, sprach der Bruder Lustig, das will ich schon tragen," und nahms auf die Schulter. Nun gingen sie fort und kamen in einen Wald, da war das Lamm dem Bruder Lustig schwer geworden, er aber gar hungrig, also sprach er zu dem heil. Petrus: "schau, da ist ein schöner Platz, da könnten wir das Lamm kochen und verzehren." "Mir ists recht, antwortete der heil. Petrus, doch kann ich mit der Kocherei nicht umgehen," willst du's kochen, so hast du da einen Kessel, ich will derweil herumgehen, bis es gahr ist; du mußt aber nicht eher zu essen anfangen, als bis ich wieder da bin; ich will schon zu rechter Zeit kommen." "Geh nur, sagte Bruder Lustig, ich versteh mich aufs Kochen, ich wills schon machen." Da ging der heil. Petrus fort und der Bruder Lustig schlachtete das Lamm, machte Feuer an, warf das Fleisch in den Kessel und kochte. Das Lamm war aber schon ganz gahr, und der Apostel noch immer nicht zurück, da nahm es der Bruder Lustig aus dem Kessel, zerschnitt es und fand das Herz. Das soll das Beste seyn, sprach er, und versuchte es, zuletzt aber aß er es ganz auf. Endlich kam der heil. Petrus zurück und sprach: "du kannst das ganze Lamm allein essen, ich will nur das Herz davon, das gib mir." Da nahm der Bruder Lustig Messer und Gabel, that als suchte er in dem Lamm herum, könnte aber das Herz nicht finden; endlich sagte er kurz weg: "es ist keins da." und sprach: „nimms doch, dummer Teufel, wir brauchens ja.“ Da sagte der heil. Petrus endlich: „ja, das Lamm will ich nehmen, aber ich trags nicht, wenn dus willst, so mußt du es tragen.“ „Das hat keine Noth, sprach der Bruder Lustig, das will ich schon tragen,“ und nahms auf die Schulter. Nun gingen sie fort und kamen in einen Wald, da war das Lamm dem Bruder Lustig schwer geworden, er aber gar hungrig, also sprach er zu dem heil. Petrus: „schau, da ist ein schoͤner Platz, da koͤnnten wir das Lamm kochen und verzehren.“ „Mir ists recht, antwortete der heil. Petrus, doch kann ich mit der Kocherei nicht umgehen,“ willst du’s kochen, so hast du da einen Kessel, ich will derweil herumgehen, bis es gahr ist; du mußt aber nicht eher zu essen anfangen, als bis ich wieder da bin; ich will schon zu rechter Zeit kommen.“ „Geh nur, sagte Bruder Lustig, ich versteh mich aufs Kochen, ich wills schon machen.“ Da ging der heil. Petrus fort und der Bruder Lustig schlachtete das Lamm, machte Feuer an, warf das Fleisch in den Kessel und kochte. Das Lamm war aber schon ganz gahr, und der Apostel noch immer nicht zuruͤck, da nahm es der Bruder Lustig aus dem Kessel, zerschnitt es und fand das Herz. Das soll das Beste seyn, sprach er, und versuchte es, zuletzt aber aß er es ganz auf. Endlich kam der heil. Petrus zuruͤck und sprach: „du kannst das ganze Lamm allein essen, ich will nur das Herz davon, das gib mir.“ Da nahm der Bruder Lustig Messer und Gabel, that als suchte er in dem Lamm herum, koͤnnte aber das Herz nicht finden; endlich sagte er kurz weg: „es ist keins da.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0472" n="408"/> und sprach: „nimms doch, dummer Teufel, wir brauchens ja.“ Da sagte der heil. Petrus endlich: „ja, das Lamm will ich nehmen, aber ich trags nicht, wenn dus willst, so mußt du es tragen.“ „Das hat keine Noth, sprach der Bruder Lustig, das will ich schon tragen,“ und nahms auf die Schulter. Nun gingen sie fort und kamen in einen Wald, da war das Lamm dem Bruder Lustig schwer geworden, er aber gar hungrig, also sprach er zu dem heil. Petrus: „schau, da ist ein schoͤner Platz, da koͤnnten wir das Lamm kochen und verzehren.“ „Mir ists recht, antwortete der heil. Petrus, doch kann ich mit der Kocherei nicht umgehen,“ willst du’s kochen, so hast du da einen Kessel, ich will derweil herumgehen, bis es gahr ist; du mußt aber nicht eher zu essen anfangen, als bis ich wieder da bin; ich will schon zu rechter Zeit kommen.“ „Geh nur, sagte Bruder Lustig, ich versteh mich aufs Kochen, ich wills schon machen.“ Da ging der heil. Petrus fort und der Bruder Lustig schlachtete das Lamm, machte Feuer an, warf das Fleisch in den Kessel und kochte. Das Lamm war aber schon ganz gahr, und der Apostel noch immer nicht zuruͤck, da nahm es der Bruder Lustig aus dem Kessel, zerschnitt es und fand das Herz. Das soll das Beste seyn, sprach er, und versuchte es, zuletzt aber aß er es ganz auf. Endlich kam der heil. Petrus zuruͤck und sprach: „du kannst das ganze Lamm allein essen, ich will nur das Herz davon, das gib mir.“ Da nahm der Bruder Lustig Messer und Gabel, that als suchte er in dem Lamm herum, <choice><sic>koͤnne</sic><corr type="corrigenda">koͤnnte</corr></choice> aber das Herz nicht finden; endlich sagte er kurz weg: „es ist keins da.“ </p> </div> </body> </text> </TEI> [408/0472]
und sprach: „nimms doch, dummer Teufel, wir brauchens ja.“ Da sagte der heil. Petrus endlich: „ja, das Lamm will ich nehmen, aber ich trags nicht, wenn dus willst, so mußt du es tragen.“ „Das hat keine Noth, sprach der Bruder Lustig, das will ich schon tragen,“ und nahms auf die Schulter. Nun gingen sie fort und kamen in einen Wald, da war das Lamm dem Bruder Lustig schwer geworden, er aber gar hungrig, also sprach er zu dem heil. Petrus: „schau, da ist ein schoͤner Platz, da koͤnnten wir das Lamm kochen und verzehren.“ „Mir ists recht, antwortete der heil. Petrus, doch kann ich mit der Kocherei nicht umgehen,“ willst du’s kochen, so hast du da einen Kessel, ich will derweil herumgehen, bis es gahr ist; du mußt aber nicht eher zu essen anfangen, als bis ich wieder da bin; ich will schon zu rechter Zeit kommen.“ „Geh nur, sagte Bruder Lustig, ich versteh mich aufs Kochen, ich wills schon machen.“ Da ging der heil. Petrus fort und der Bruder Lustig schlachtete das Lamm, machte Feuer an, warf das Fleisch in den Kessel und kochte. Das Lamm war aber schon ganz gahr, und der Apostel noch immer nicht zuruͤck, da nahm es der Bruder Lustig aus dem Kessel, zerschnitt es und fand das Herz. Das soll das Beste seyn, sprach er, und versuchte es, zuletzt aber aß er es ganz auf. Endlich kam der heil. Petrus zuruͤck und sprach: „du kannst das ganze Lamm allein essen, ich will nur das Herz davon, das gib mir.“ Da nahm der Bruder Lustig Messer und Gabel, that als suchte er in dem Lamm herum, koͤnnte aber das Herz nicht finden; endlich sagte er kurz weg: „es ist keins da.“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-06-15T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |