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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819.

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Es trug sich zu, daß er in ein Dorf kam, darin sah er ein Mädchen, das war so schön, daß er nicht glaubte, es könne ein schöneres auf der Welt seyn. Und weil er eine so große Liebe zu ihm empfand, so ging er zu ihm und sagte: "ich habe dich von ganzem Herzen lieb, willst du meine Frau werden." Er gefiel aber auch dem Mädchen so sehr, daß es einwilligte und sprach: "ja, ich will deine Frau werden, und dir treu seyn mein Lebelang." Nun hielten sie Hochzeit zusammen, und als sie eben in der größten Freude waren, kam der Vater der Braut heim, und als er sah, daß seine Tochter Hochzeit machte, verwunderte er sich und sprach: "wo ist der Bräutigam?" Sie zeigten ihm das Goldkind, das hatte aber noch seine Bärenfelle um, da sprach er zornig: "nimmermehr soll der Bärenhäuter meine Tochter haben!" und wollte ihn ermorden. Da bat ihn die Braut, was sie konnte und sprach: "er ist einmal mein Mann, und ich habe ihn von Herzen lieb," bis er sich endlich besänftigen ließ. Doch aber kam's ihm nicht aus den Gedanken, so daß er am andern Morgen früh aufstand, und seiner Tochter Mann sehen wollte, ob er ein gemeiner und verlumpter Bettler wäre, wie er aber hinblickte, sah er einen herrlichen, goldenen Mann im Bette, und die abgeworfenen Bärenfelle lagen auf der Erde. Da ging er zurück und dachte: "wie gut ist's, daß ich meinen Zorn bändigte."

Dem Goldkind aber hatte geträumt, es zöge hinaus auf die Jagd nach einem prächtigen Hirsch; und als er erwachte, sprach er zu seiner Braut: "nun will ich auf die Jagd." Jhr aber war Angst, und sie bat ihn dazubleiben, und sagte: "leicht kann

Es trug sich zu, daß er in ein Dorf kam, darin sah er ein Maͤdchen, das war so schoͤn, daß er nicht glaubte, es koͤnne ein schoͤneres auf der Welt seyn. Und weil er eine so große Liebe zu ihm empfand, so ging er zu ihm und sagte: „ich habe dich von ganzem Herzen lieb, willst du meine Frau werden.“ Er gefiel aber auch dem Maͤdchen so sehr, daß es einwilligte und sprach: „ja, ich will deine Frau werden, und dir treu seyn mein Lebelang.“ Nun hielten sie Hochzeit zusammen, und als sie eben in der groͤßten Freude waren, kam der Vater der Braut heim, und als er sah, daß seine Tochter Hochzeit machte, verwunderte er sich und sprach: „wo ist der Braͤutigam?“ Sie zeigten ihm das Goldkind, das hatte aber noch seine Baͤrenfelle um, da sprach er zornig: „nimmermehr soll der Baͤrenhaͤuter meine Tochter haben!“ und wollte ihn ermorden. Da bat ihn die Braut, was sie konnte und sprach: „er ist einmal mein Mann, und ich habe ihn von Herzen lieb,“ bis er sich endlich besaͤnftigen ließ. Doch aber kam’s ihm nicht aus den Gedanken, so daß er am andern Morgen fruͤh aufstand, und seiner Tochter Mann sehen wollte, ob er ein gemeiner und verlumpter Bettler waͤre, wie er aber hinblickte, sah er einen herrlichen, goldenen Mann im Bette, und die abgeworfenen Baͤrenfelle lagen auf der Erde. Da ging er zuruͤck und dachte: „wie gut ist’s, daß ich meinen Zorn baͤndigte.“

Dem Goldkind aber hatte getraͤumt, es zoͤge hinaus auf die Jagd nach einem praͤchtigen Hirsch; und als er erwachte, sprach er zu seiner Braut: „nun will ich auf die Jagd.“ Jhr aber war Angst, und sie bat ihn dazubleiben, und sagte: „leicht kann

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[436/0500] Es trug sich zu, daß er in ein Dorf kam, darin sah er ein Maͤdchen, das war so schoͤn, daß er nicht glaubte, es koͤnne ein schoͤneres auf der Welt seyn. Und weil er eine so große Liebe zu ihm empfand, so ging er zu ihm und sagte: „ich habe dich von ganzem Herzen lieb, willst du meine Frau werden.“ Er gefiel aber auch dem Maͤdchen so sehr, daß es einwilligte und sprach: „ja, ich will deine Frau werden, und dir treu seyn mein Lebelang.“ Nun hielten sie Hochzeit zusammen, und als sie eben in der groͤßten Freude waren, kam der Vater der Braut heim, und als er sah, daß seine Tochter Hochzeit machte, verwunderte er sich und sprach: „wo ist der Braͤutigam?“ Sie zeigten ihm das Goldkind, das hatte aber noch seine Baͤrenfelle um, da sprach er zornig: „nimmermehr soll der Baͤrenhaͤuter meine Tochter haben!“ und wollte ihn ermorden. Da bat ihn die Braut, was sie konnte und sprach: „er ist einmal mein Mann, und ich habe ihn von Herzen lieb,“ bis er sich endlich besaͤnftigen ließ. Doch aber kam’s ihm nicht aus den Gedanken, so daß er am andern Morgen fruͤh aufstand, und seiner Tochter Mann sehen wollte, ob er ein gemeiner und verlumpter Bettler waͤre, wie er aber hinblickte, sah er einen herrlichen, goldenen Mann im Bette, und die abgeworfenen Baͤrenfelle lagen auf der Erde. Da ging er zuruͤck und dachte: „wie gut ist’s, daß ich meinen Zorn baͤndigte.“ Dem Goldkind aber hatte getraͤumt, es zoͤge hinaus auf die Jagd nach einem praͤchtigen Hirsch; und als er erwachte, sprach er zu seiner Braut: „nun will ich auf die Jagd.“ Jhr aber war Angst, und sie bat ihn dazubleiben, und sagte: „leicht kann

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Zusätzlich zu dieser historischen Ausgabe gibt es in der 2004 von Prof. Hans-Jörg Uther herausgegebenen und im Olms-Verlag erschienenen Ausgabe (ISBN 978-3-487-12545-9) in Bd. 1, S. 7–27 ein aussagekräftiges Vorwort.




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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder- und Haus-Märchen. 2. Aufl. Bd. 1. Berlin, 1819, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1819/500>, abgerufen am 24.11.2024.