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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.

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war. Der junge Drechsler langte zur Abendzeit auch in dem Wirthshaus an, wo seine Brüder waren betrogen worden. Er legte seinen Ranzen vor sich auf den Tisch, und fieng an zu erzählen was er alles merkwürdiges in der Welt gesehen habe. 'Ja,' sagte er, 'man findet wohl ein Tischchen deck dich, einen Goldesel und dergleichen: lauter gute Dinge, die ich nicht verachte, aber das ist alles nichts gegen den Schatz, den ich erworben habe, und mit mir da in meinem Sack führe.' Der Wirth spitzte die Ohren: 'was in aller Welt mag das seyn?' dachte er, 'der Sack ist wohl mit lauter Edelsteinen angefüllt; den sollte ich billig auch noch haben, denn aller guten Dinge sind drei.' Als Schlafenszeit war, streckte sich der Gast auf die Bank, und legte seinen Sack als Kopfkissen unter. Der Wirth wartete bis er dachte er läge in tiefem Schlaf, dann gieng er herbei, rückte und zog ganz sachte und vorsichtig an dem Sack, ob er ihn vielleicht wegziehen und einen andern unterlegen könnte. Der Drechsler hatte schon lange gewartet, wie nun der Wirth eben einen herzhaften Ruck thun wollte, rief er Knüppel, aus dem Sack. Alsbald fuhr das Knüppelchen heraus, dem Wirth auf den Leib, und rieb ihm die Nähte daß es eine Art hatte. Der Wirth schrie zum Erbarmen, aber je lauter er schrie, desto kräftiger schlug der Knüppel ihm dem Tact dazu auf dem Rücken, bis er endlich erschöpft zur Erde fiel. Da sprach der Drechsler 'wo du das Tischchen deck dich und den Goldesel nicht wieder heraus gibst, so soll der Tanz von neuem angehen.' 'Ach nein,' rief der Wirth ganz kleinlaut, 'ich gebe alles gerne wieder heraus,

war. Der junge Drechsler langte zur Abendzeit auch in dem Wirthshaus an, wo seine Bruͤder waren betrogen worden. Er legte seinen Ranzen vor sich auf den Tisch, und fieng an zu erzaͤhlen was er alles merkwuͤrdiges in der Welt gesehen habe. ‘Ja,’ sagte er, ‘man findet wohl ein Tischchen deck dich, einen Goldesel und dergleichen: lauter gute Dinge, die ich nicht verachte, aber das ist alles nichts gegen den Schatz, den ich erworben habe, und mit mir da in meinem Sack fuͤhre.’ Der Wirth spitzte die Ohren: ‘was in aller Welt mag das seyn?’ dachte er, ‘der Sack ist wohl mit lauter Edelsteinen angefuͤllt; den sollte ich billig auch noch haben, denn aller guten Dinge sind drei.’ Als Schlafenszeit war, streckte sich der Gast auf die Bank, und legte seinen Sack als Kopfkissen unter. Der Wirth wartete bis er dachte er laͤge in tiefem Schlaf, dann gieng er herbei, ruͤckte und zog ganz sachte und vorsichtig an dem Sack, ob er ihn vielleicht wegziehen und einen andern unterlegen koͤnnte. Der Drechsler hatte schon lange gewartet, wie nun der Wirth eben einen herzhaften Ruck thun wollte, rief er Knuͤppel, aus dem Sack. Alsbald fuhr das Knuͤppelchen heraus, dem Wirth auf den Leib, und rieb ihm die Naͤhte daß es eine Art hatte. Der Wirth schrie zum Erbarmen, aber je lauter er schrie, desto kraͤftiger schlug der Knuͤppel ihm dem Tact dazu auf dem Ruͤcken, bis er endlich erschoͤpft zur Erde fiel. Da sprach der Drechsler ‘wo du das Tischchen deck dich und den Goldesel nicht wieder heraus gibst, so soll der Tanz von neuem angehen.’ ‘Ach nein,’ rief der Wirth ganz kleinlaut, ‘ich gebe alles gerne wieder heraus,

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[224/0255] war. Der junge Drechsler langte zur Abendzeit auch in dem Wirthshaus an, wo seine Bruͤder waren betrogen worden. Er legte seinen Ranzen vor sich auf den Tisch, und fieng an zu erzaͤhlen was er alles merkwuͤrdiges in der Welt gesehen habe. ‘Ja,’ sagte er, ‘man findet wohl ein Tischchen deck dich, einen Goldesel und dergleichen: lauter gute Dinge, die ich nicht verachte, aber das ist alles nichts gegen den Schatz, den ich erworben habe, und mit mir da in meinem Sack fuͤhre.’ Der Wirth spitzte die Ohren: ‘was in aller Welt mag das seyn?’ dachte er, ‘der Sack ist wohl mit lauter Edelsteinen angefuͤllt; den sollte ich billig auch noch haben, denn aller guten Dinge sind drei.’ Als Schlafenszeit war, streckte sich der Gast auf die Bank, und legte seinen Sack als Kopfkissen unter. Der Wirth wartete bis er dachte er laͤge in tiefem Schlaf, dann gieng er herbei, ruͤckte und zog ganz sachte und vorsichtig an dem Sack, ob er ihn vielleicht wegziehen und einen andern unterlegen koͤnnte. Der Drechsler hatte schon lange gewartet, wie nun der Wirth eben einen herzhaften Ruck thun wollte, rief er Knuͤppel, aus dem Sack. Alsbald fuhr das Knuͤppelchen heraus, dem Wirth auf den Leib, und rieb ihm die Naͤhte daß es eine Art hatte. Der Wirth schrie zum Erbarmen, aber je lauter er schrie, desto kraͤftiger schlug der Knuͤppel ihm dem Tact dazu auf dem Ruͤcken, bis er endlich erschoͤpft zur Erde fiel. Da sprach der Drechsler ‘wo du das Tischchen deck dich und den Goldesel nicht wieder heraus gibst, so soll der Tanz von neuem angehen.’ ‘Ach nein,’ rief der Wirth ganz kleinlaut, ‘ich gebe alles gerne wieder heraus,

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837/255>, abgerufen am 24.11.2024.