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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.

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mehr.' Da erschrack der Pfarrer selbst, meinte es wär ein böser Geist, und hieß die Kuh tödten. Nun ward sie geschlachtet, der Magen aber, worin Daumesdick steckte, hinaus auf den Mist geworfen. Daumesdick suchte sich heraus zu arbeiten, das war nicht leicht, doch endlich brachte er es so weit, daß er Platz bekam, aber, als er eben sein Haupt herausstrecken wollte, kam ein neues Unglück. Ein hungriger Wolf sprang vorbei, und verschlang den ganzen Magen mit einem Schluck. Daumesdick verlor den Muth nicht, 'vielleicht,' dachte er, 'läßt der Wolf mit sich reden,' und rief ihm aus dem Wanste zu 'lieber Wolf, ich weiß dir einen herrlichen Fraß.' 'Wo ist der zu holen?' sprach der Wolf. 'Jn dem und dem Haus, da mußt du durch die Gosse hinein kriechen, und wirst Kuchen, Speck und Wurst finden, so viel du essen willst,' und beschrieb ihm genau seines Vaters Haus. Der Wolf ließ sich das nicht zweimal sagen, drängte sich in der Nacht zur Gosse hinein, und fraß in der Vorrathskammer nach Herzenslust. Als er satt war, wollte er wieder fort, aber er war so dick geworden, daß er denselben Weg nicht wieder hinaus konnte. Darauf hatte Daumesdick gerechnet, und fieng nun an, in dem Leib des Wolfs einen gewaltigen Lärmen zu machen, tobte und schrie, was er konnte. 'Willst du stille seyn,' sprach der Wolf, 'du weckst die Leute auf.' 'Ei was,' antwortete der Kleine, 'du hast dich satt gefressen, ich will mich auch lustig machen,' und fieng von neuem an aus allen Kräften zu schreien. Davon erwachte nun sein Vater und seine Mutter, liefen an die Kammer, und

mehr.’ Da erschrack der Pfarrer selbst, meinte es waͤr ein boͤser Geist, und hieß die Kuh toͤdten. Nun ward sie geschlachtet, der Magen aber, worin Daumesdick steckte, hinaus auf den Mist geworfen. Daumesdick suchte sich heraus zu arbeiten, das war nicht leicht, doch endlich brachte er es so weit, daß er Platz bekam, aber, als er eben sein Haupt herausstrecken wollte, kam ein neues Ungluͤck. Ein hungriger Wolf sprang vorbei, und verschlang den ganzen Magen mit einem Schluck. Daumesdick verlor den Muth nicht, ‘vielleicht,’ dachte er, ‘laͤßt der Wolf mit sich reden,’ und rief ihm aus dem Wanste zu ‘lieber Wolf, ich weiß dir einen herrlichen Fraß.’ ‘Wo ist der zu holen?’ sprach der Wolf. ‘Jn dem und dem Haus, da mußt du durch die Gosse hinein kriechen, und wirst Kuchen, Speck und Wurst finden, so viel du essen willst,’ und beschrieb ihm genau seines Vaters Haus. Der Wolf ließ sich das nicht zweimal sagen, draͤngte sich in der Nacht zur Gosse hinein, und fraß in der Vorrathskammer nach Herzenslust. Als er satt war, wollte er wieder fort, aber er war so dick geworden, daß er denselben Weg nicht wieder hinaus konnte. Darauf hatte Daumesdick gerechnet, und fieng nun an, in dem Leib des Wolfs einen gewaltigen Laͤrmen zu machen, tobte und schrie, was er konnte. ‘Willst du stille seyn,’ sprach der Wolf, ‘du weckst die Leute auf.’ ‘Ei was,’ antwortete der Kleine, ‘du hast dich satt gefressen, ich will mich auch lustig machen,’ und fieng von neuem an aus allen Kraͤften zu schreien. Davon erwachte nun sein Vater und seine Mutter, liefen an die Kammer, und

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[234/0265] mehr.’ Da erschrack der Pfarrer selbst, meinte es waͤr ein boͤser Geist, und hieß die Kuh toͤdten. Nun ward sie geschlachtet, der Magen aber, worin Daumesdick steckte, hinaus auf den Mist geworfen. Daumesdick suchte sich heraus zu arbeiten, das war nicht leicht, doch endlich brachte er es so weit, daß er Platz bekam, aber, als er eben sein Haupt herausstrecken wollte, kam ein neues Ungluͤck. Ein hungriger Wolf sprang vorbei, und verschlang den ganzen Magen mit einem Schluck. Daumesdick verlor den Muth nicht, ‘vielleicht,’ dachte er, ‘laͤßt der Wolf mit sich reden,’ und rief ihm aus dem Wanste zu ‘lieber Wolf, ich weiß dir einen herrlichen Fraß.’ ‘Wo ist der zu holen?’ sprach der Wolf. ‘Jn dem und dem Haus, da mußt du durch die Gosse hinein kriechen, und wirst Kuchen, Speck und Wurst finden, so viel du essen willst,’ und beschrieb ihm genau seines Vaters Haus. Der Wolf ließ sich das nicht zweimal sagen, draͤngte sich in der Nacht zur Gosse hinein, und fraß in der Vorrathskammer nach Herzenslust. Als er satt war, wollte er wieder fort, aber er war so dick geworden, daß er denselben Weg nicht wieder hinaus konnte. Darauf hatte Daumesdick gerechnet, und fieng nun an, in dem Leib des Wolfs einen gewaltigen Laͤrmen zu machen, tobte und schrie, was er konnte. ‘Willst du stille seyn,’ sprach der Wolf, ‘du weckst die Leute auf.’ ‘Ei was,’ antwortete der Kleine, ‘du hast dich satt gefressen, ich will mich auch lustig machen,’ und fieng von neuem an aus allen Kraͤften zu schreien. Davon erwachte nun sein Vater und seine Mutter, liefen an die Kammer, und

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837/265>, abgerufen am 24.11.2024.