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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.

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50.
Dornröschen.

Vor Zeiten war ein König und eine Königin, die sprachen jeden Tag, 'ach, wenn wir doch ein Kind hätten!' und kriegten immer keins. Da trug sich zu, als die Königin einmal im Bade saß, daß ein Frosch aus dem Wasser ans Land kroch, und zu ihr sprach, 'dein Wunsch wird erfüllt werden, und du wirst eine Tochter zur Welt bringen'. Was der Frosch vorausgesagt hatte, das geschah, und die Königin gebar ein Mädchen, das war so schön, daß der König vor Freude sich nicht zu lassen wußte, und ein großes Fest anstellte. Er ladete nicht bloß seine Verwandte, Freunde und Bekannte, sondern auch die weisen Frauen dazu ein, damit sie dem Kind hold und gewogen würden. Es waren ihrer dreizehn in seinem Reiche, weil er aber nur zwölf goldene Teller hatte, von welchen sie essen sollten, konnte er eine nicht einladen. Die geladen waren kamen, und als das Fest vorbei war, beschenkten sie das Kind mit ihren Wundergaben: die eine mit Tugend, die andere mit Schönheit, die dritte mit Reichthum, und so mit allem, was Herrliches auf der Welt ist. Als elfe ihre Wünsche eben gethan hatten, kam die dreizehnte herein, die nicht eingeladen war, und sich dafür rächen

50.
Dornroͤschen.

Vor Zeiten war ein Koͤnig und eine Koͤnigin, die sprachen jeden Tag, ‘ach, wenn wir doch ein Kind haͤtten!’ und kriegten immer keins. Da trug sich zu, als die Koͤnigin einmal im Bade saß, daß ein Frosch aus dem Wasser ans Land kroch, und zu ihr sprach, ‘dein Wunsch wird erfuͤllt werden, und du wirst eine Tochter zur Welt bringen’. Was der Frosch vorausgesagt hatte, das geschah, und die Koͤnigin gebar ein Maͤdchen, das war so schoͤn, daß der Koͤnig vor Freude sich nicht zu lassen wußte, und ein großes Fest anstellte. Er ladete nicht bloß seine Verwandte, Freunde und Bekannte, sondern auch die weisen Frauen dazu ein, damit sie dem Kind hold und gewogen wuͤrden. Es waren ihrer dreizehn in seinem Reiche, weil er aber nur zwoͤlf goldene Teller hatte, von welchen sie essen sollten, konnte er eine nicht einladen. Die geladen waren kamen, und als das Fest vorbei war, beschenkten sie das Kind mit ihren Wundergaben: die eine mit Tugend, die andere mit Schoͤnheit, die dritte mit Reichthum, und so mit allem, was Herrliches auf der Welt ist. Als elfe ihre Wuͤnsche eben gethan hatten, kam die dreizehnte herein, die nicht eingeladen war, und sich dafuͤr raͤchen

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[298/0329] 50. Dornroͤschen. Vor Zeiten war ein Koͤnig und eine Koͤnigin, die sprachen jeden Tag, ‘ach, wenn wir doch ein Kind haͤtten!’ und kriegten immer keins. Da trug sich zu, als die Koͤnigin einmal im Bade saß, daß ein Frosch aus dem Wasser ans Land kroch, und zu ihr sprach, ‘dein Wunsch wird erfuͤllt werden, und du wirst eine Tochter zur Welt bringen’. Was der Frosch vorausgesagt hatte, das geschah, und die Koͤnigin gebar ein Maͤdchen, das war so schoͤn, daß der Koͤnig vor Freude sich nicht zu lassen wußte, und ein großes Fest anstellte. Er ladete nicht bloß seine Verwandte, Freunde und Bekannte, sondern auch die weisen Frauen dazu ein, damit sie dem Kind hold und gewogen wuͤrden. Es waren ihrer dreizehn in seinem Reiche, weil er aber nur zwoͤlf goldene Teller hatte, von welchen sie essen sollten, konnte er eine nicht einladen. Die geladen waren kamen, und als das Fest vorbei war, beschenkten sie das Kind mit ihren Wundergaben: die eine mit Tugend, die andere mit Schoͤnheit, die dritte mit Reichthum, und so mit allem, was Herrliches auf der Welt ist. Als elfe ihre Wuͤnsche eben gethan hatten, kam die dreizehnte herein, die nicht eingeladen war, und sich dafuͤr raͤchen

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837/329>, abgerufen am 22.11.2024.