Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.Kräften an die Wand und sprach 'nun wirst du Ruhe haben, du garstiger Frosch.' Was aber herunter fiel war nicht ein todter Frosch, sondern ein lebendiger junger Königssohn mit schönen und freundlichen Augen. Der war nun von Recht und mit ihres Vaters Willen ihr lieber Geselle und Gemahl. Da schliefen sie vergnügt zusammen ein, und am andern Morgen, als die Sonne sie aufweckte, kam ein Wagen herangefahren mit acht weißen Pferden bespannt, die waren mit Federn geschmückt, und giengen in goldenen Ketten, und hinten stand der Diener des jungen Königs, das war der treue Heinrich. Der treue Heinrich hatte sich so betrübt, als sein Herr war in einen Frosch verwandelt worden, daß er drei eiserne Bande hatte müssen um sein Herz legen lassen, damit es ihm nicht vor Weh und Traurigkeit zerspränge. Der Wagen aber sollte den jungen König in sein Reich abholen; der treue Heinrich hob beide hinein, und stellte sich wieder hinten auf, voller Freude über die Erlösung. Und als sie ein Stück Wegs gefahren waren, hörte der Königssohn hinter sich daß es krachte, als wäre etwas zerbrochen. Da drehte er sich um, und rief 'Heinrich, der Wagen bricht!' --
'Nein Herr, der Wagen nicht, es ist ein Band von meinem Herzen, das da lag in großen Schmerzen, als ihr in dem Brunnen saßt, als ihr eine Fretsche (Frosch) was't.' (wart) Kraͤften an die Wand und sprach ‘nun wirst du Ruhe haben, du garstiger Frosch.’ Was aber herunter fiel war nicht ein todter Frosch, sondern ein lebendiger junger Koͤnigssohn mit schoͤnen und freundlichen Augen. Der war nun von Recht und mit ihres Vaters Willen ihr lieber Geselle und Gemahl. Da schliefen sie vergnuͤgt zusammen ein, und am andern Morgen, als die Sonne sie aufweckte, kam ein Wagen herangefahren mit acht weißen Pferden bespannt, die waren mit Federn geschmuͤckt, und giengen in goldenen Ketten, und hinten stand der Diener des jungen Koͤnigs, das war der treue Heinrich. Der treue Heinrich hatte sich so betruͤbt, als sein Herr war in einen Frosch verwandelt worden, daß er drei eiserne Bande hatte muͤssen um sein Herz legen lassen, damit es ihm nicht vor Weh und Traurigkeit zerspraͤnge. Der Wagen aber sollte den jungen Koͤnig in sein Reich abholen; der treue Heinrich hob beide hinein, und stellte sich wieder hinten auf, voller Freude uͤber die Erloͤsung. Und als sie ein Stuͤck Wegs gefahren waren, hoͤrte der Koͤnigssohn hinter sich daß es krachte, als waͤre etwas zerbrochen. Da drehte er sich um, und rief ‘Heinrich, der Wagen bricht!’ —
‘Nein Herr, der Wagen nicht, es ist ein Band von meinem Herzen, das da lag in großen Schmerzen, als ihr in dem Brunnen saßt, als ihr eine Fretsche (Frosch) was’t.’ (wart) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0036" n="5"/> Kraͤften an die Wand und sprach ‘nun wirst du Ruhe haben, du garstiger Frosch.’</p><lb/> <p>Was aber herunter fiel war nicht ein todter Frosch, sondern ein lebendiger junger Koͤnigssohn mit schoͤnen und freundlichen Augen. Der war nun von Recht und mit ihres Vaters Willen ihr lieber Geselle und Gemahl. Da schliefen sie vergnuͤgt zusammen ein, und am andern Morgen, als die Sonne sie aufweckte, kam ein Wagen herangefahren mit acht weißen Pferden bespannt, die waren mit Federn geschmuͤckt, und giengen in goldenen Ketten, und hinten stand der Diener des jungen Koͤnigs, das war der treue Heinrich. Der treue Heinrich hatte sich so betruͤbt, als sein Herr war in einen Frosch verwandelt worden, daß er drei eiserne Bande hatte muͤssen um sein Herz legen lassen, damit es ihm nicht vor Weh und Traurigkeit zerspraͤnge. Der Wagen aber sollte den jungen Koͤnig in sein Reich abholen; der treue Heinrich hob beide hinein, und stellte sich wieder hinten auf, voller Freude uͤber die Erloͤsung. Und als sie ein Stuͤck Wegs gefahren waren, hoͤrte der Koͤnigssohn hinter sich daß es krachte, als waͤre etwas zerbrochen. Da drehte er sich um, und rief</p><lb/> <lg type="poem"> <l>‘Heinrich, der Wagen bricht!’ —</l><lb/> <l>‘Nein Herr, der Wagen nicht,</l><lb/> <l>es ist ein Band von meinem Herzen,</l><lb/> <l>das da lag in großen Schmerzen,</l><lb/> <l>als ihr in dem Brunnen saßt,</l><lb/> <l>als ihr eine Fretsche (Frosch) was’t.’ (wart)</l><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [5/0036]
Kraͤften an die Wand und sprach ‘nun wirst du Ruhe haben, du garstiger Frosch.’
Was aber herunter fiel war nicht ein todter Frosch, sondern ein lebendiger junger Koͤnigssohn mit schoͤnen und freundlichen Augen. Der war nun von Recht und mit ihres Vaters Willen ihr lieber Geselle und Gemahl. Da schliefen sie vergnuͤgt zusammen ein, und am andern Morgen, als die Sonne sie aufweckte, kam ein Wagen herangefahren mit acht weißen Pferden bespannt, die waren mit Federn geschmuͤckt, und giengen in goldenen Ketten, und hinten stand der Diener des jungen Koͤnigs, das war der treue Heinrich. Der treue Heinrich hatte sich so betruͤbt, als sein Herr war in einen Frosch verwandelt worden, daß er drei eiserne Bande hatte muͤssen um sein Herz legen lassen, damit es ihm nicht vor Weh und Traurigkeit zerspraͤnge. Der Wagen aber sollte den jungen Koͤnig in sein Reich abholen; der treue Heinrich hob beide hinein, und stellte sich wieder hinten auf, voller Freude uͤber die Erloͤsung. Und als sie ein Stuͤck Wegs gefahren waren, hoͤrte der Koͤnigssohn hinter sich daß es krachte, als waͤre etwas zerbrochen. Da drehte er sich um, und rief
‘Heinrich, der Wagen bricht!’ —
‘Nein Herr, der Wagen nicht,
es ist ein Band von meinem Herzen,
das da lag in großen Schmerzen,
als ihr in dem Brunnen saßt,
als ihr eine Fretsche (Frosch) was’t.’ (wart)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Göttinger Digitalisierungszentrum: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-06-15T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |