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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.

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diesmal das Stroh spinne?' 'Jch habe nichts mehr, das ich geben könnte' antwortete das Mädchen. 'So versprich mir, wann du Königin wirst, dein erstes Kind.' 'Wer weiß wie das noch geht' dachte die Müllerstochter, und wußte sich auch in der Noth nicht anders zu helfen, und versprach dem Männchen was es verlangte; dafür spann das Männchen noch einmal das Stroh zu Gold. Und als am Morgen der König kam, und alles fand wie er gewünscht hatte, so hielt er Hochzeit mit ihr, und die schöne Müllerstochter ward eine Königin.

Ueber ein Jahr brachte sie ein schönes Kind zu Welt, und dachte gar nicht mehr an das Männchen, da trat es in ihre Kammer und sprach 'nun gib mir, was du versprochen hast.' Die Königin erschrack, und bot dem Männchen alle Reichthümer des Königreichs an, wenn es ihr das Kind lassen wollte, aber das Männchen sprach 'nein, etwas Lebendes ist mir lieber als alle Schätze der Welt.' Da fieng die Königin so an zu jammern und zu weinen, daß das Männchen Mitleiden mit ihr hatte, und sprach 'drei Tage will ich dir Zeit lassen, wenn du bis dahin meinen Namen weißt, so sollst du dein Kind behalten.'

Nun dachte die Königin die ganze Nacht über an alle Namen, die sie jemals gehört hatte, und schickte einen Boten über Land, der sollte sich erkundigen weit und breit nach neuen Namen. Als am andern Tag das Männchen kam, fieng sie an mit Caspar, Melchior, Balzer, und sagte alle Namen, die sie wußte, nach der Reihe her, aber bei jedem sprach das Männlein

diesmal das Stroh spinne?’ ‘Jch habe nichts mehr, das ich geben koͤnnte’ antwortete das Maͤdchen. ‘So versprich mir, wann du Koͤnigin wirst, dein erstes Kind.’ ‘Wer weiß wie das noch geht’ dachte die Muͤllerstochter, und wußte sich auch in der Noth nicht anders zu helfen, und versprach dem Maͤnnchen was es verlangte; dafuͤr spann das Maͤnnchen noch einmal das Stroh zu Gold. Und als am Morgen der Koͤnig kam, und alles fand wie er gewuͤnscht hatte, so hielt er Hochzeit mit ihr, und die schoͤne Muͤllerstochter ward eine Koͤnigin.

Ueber ein Jahr brachte sie ein schoͤnes Kind zu Welt, und dachte gar nicht mehr an das Maͤnnchen, da trat es in ihre Kammer und sprach ‘nun gib mir, was du versprochen hast.’ Die Koͤnigin erschrack, und bot dem Maͤnnchen alle Reichthuͤmer des Koͤnigreichs an, wenn es ihr das Kind lassen wollte, aber das Maͤnnchen sprach ‘nein, etwas Lebendes ist mir lieber als alle Schaͤtze der Welt.’ Da fieng die Koͤnigin so an zu jammern und zu weinen, daß das Maͤnnchen Mitleiden mit ihr hatte, und sprach ‘drei Tage will ich dir Zeit lassen, wenn du bis dahin meinen Namen weißt, so sollst du dein Kind behalten.’

Nun dachte die Koͤnigin die ganze Nacht uͤber an alle Namen, die sie jemals gehoͤrt hatte, und schickte einen Boten uͤber Land, der sollte sich erkundigen weit und breit nach neuen Namen. Als am andern Tag das Maͤnnchen kam, fieng sie an mit Caspar, Melchior, Balzer, und sagte alle Namen, die sie wußte, nach der Reihe her, aber bei jedem sprach das Maͤnnlein

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[335/0366] diesmal das Stroh spinne?’ ‘Jch habe nichts mehr, das ich geben koͤnnte’ antwortete das Maͤdchen. ‘So versprich mir, wann du Koͤnigin wirst, dein erstes Kind.’ ‘Wer weiß wie das noch geht’ dachte die Muͤllerstochter, und wußte sich auch in der Noth nicht anders zu helfen, und versprach dem Maͤnnchen was es verlangte; dafuͤr spann das Maͤnnchen noch einmal das Stroh zu Gold. Und als am Morgen der Koͤnig kam, und alles fand wie er gewuͤnscht hatte, so hielt er Hochzeit mit ihr, und die schoͤne Muͤllerstochter ward eine Koͤnigin. Ueber ein Jahr brachte sie ein schoͤnes Kind zu Welt, und dachte gar nicht mehr an das Maͤnnchen, da trat es in ihre Kammer und sprach ‘nun gib mir, was du versprochen hast.’ Die Koͤnigin erschrack, und bot dem Maͤnnchen alle Reichthuͤmer des Koͤnigreichs an, wenn es ihr das Kind lassen wollte, aber das Maͤnnchen sprach ‘nein, etwas Lebendes ist mir lieber als alle Schaͤtze der Welt.’ Da fieng die Koͤnigin so an zu jammern und zu weinen, daß das Maͤnnchen Mitleiden mit ihr hatte, und sprach ‘drei Tage will ich dir Zeit lassen, wenn du bis dahin meinen Namen weißt, so sollst du dein Kind behalten.’ Nun dachte die Koͤnigin die ganze Nacht uͤber an alle Namen, die sie jemals gehoͤrt hatte, und schickte einen Boten uͤber Land, der sollte sich erkundigen weit und breit nach neuen Namen. Als am andern Tag das Maͤnnchen kam, fieng sie an mit Caspar, Melchior, Balzer, und sagte alle Namen, die sie wußte, nach der Reihe her, aber bei jedem sprach das Maͤnnlein

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837/366>, abgerufen am 22.11.2024.