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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.

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dachte an das graue Männchen, das könnte ihm wohl helfen, gieng hinaus in den Wald, und auf der Stelle, wo er den Baum abgehauen hatte, sah er einen Mann sitzen, der machte ein gar betrübtes Gesicht. Der Dummling fragte was er sich so sehr zu Herzen nähme? Da antwortete er 'ich bin so durstig, und kann nicht genug zu trinken kriegen, ein Faß Wein hab ich zwar ausgeleert, aber was ist ein Tropfen auf einem heißen Stein?' 'Da kann ich dir helfen', sagte der Dummling, 'komm nur mit mir, du sollst satt haben.' Er führte ihn darauf in des Königs Keller, und der Mann machte sich über die großen Fässer, trank und trank, daß ihm die Hüften weh thaten, und ehe ein Tag herum war, hatte er den ganzen Keller ausgetrunken. Der Dummling verlangte wieder seine Braut, der König aber ärgerte sich daß ein schlechter Bursch, den jedermann einen Dummling nannte, seine Tochter davon tragen sollte, und machte neue Bedingungen: er müßte ihm erst einen Mann schaffen, der einen Berg voll Brot aufessen könnte. Der Dummling gieng wieder in den Wald, da saß auf des Baumes Platz ein Mann, der schnürte sich den Leib mit einem Riemen zusammen, machte ein grämliches Gesicht, und sagte 'ich habe einen ganzen Backofen voll Raspelbrot gegessen, aber was hilft das bei meinem großen Hunger, ich spüre nichts im Leib, und muß mich nur zuschnüren, wenn ich nicht Hungers sterben soll'. Wie der Dummling das hörte, war er froh und sprach 'mach dich auf, und geh mit mir, du sollst dich satt essen'. Er führte ihn an den Hof des Königs, der hatte alles Mehl aus dem ganzen

dachte an das graue Maͤnnchen, das koͤnnte ihm wohl helfen, gieng hinaus in den Wald, und auf der Stelle, wo er den Baum abgehauen hatte, sah er einen Mann sitzen, der machte ein gar betruͤbtes Gesicht. Der Dummling fragte was er sich so sehr zu Herzen naͤhme? Da antwortete er ‘ich bin so durstig, und kann nicht genug zu trinken kriegen, ein Faß Wein hab ich zwar ausgeleert, aber was ist ein Tropfen auf einem heißen Stein?’ ‘Da kann ich dir helfen’, sagte der Dummling, ‘komm nur mit mir, du sollst satt haben.’ Er fuͤhrte ihn darauf in des Koͤnigs Keller, und der Mann machte sich uͤber die großen Faͤsser, trank und trank, daß ihm die Huͤften weh thaten, und ehe ein Tag herum war, hatte er den ganzen Keller ausgetrunken. Der Dummling verlangte wieder seine Braut, der Koͤnig aber aͤrgerte sich daß ein schlechter Bursch, den jedermann einen Dummling nannte, seine Tochter davon tragen sollte, und machte neue Bedingungen: er muͤßte ihm erst einen Mann schaffen, der einen Berg voll Brot aufessen koͤnnte. Der Dummling gieng wieder in den Wald, da saß auf des Baumes Platz ein Mann, der schnuͤrte sich den Leib mit einem Riemen zusammen, machte ein graͤmliches Gesicht, und sagte ‘ich habe einen ganzen Backofen voll Raspelbrot gegessen, aber was hilft das bei meinem großen Hunger, ich spuͤre nichts im Leib, und muß mich nur zuschnuͤren, wenn ich nicht Hungers sterben soll’. Wie der Dummling das hoͤrte, war er froh und sprach ‘mach dich auf, und geh mit mir, du sollst dich satt essen’. Er fuͤhrte ihn an den Hof des Koͤnigs, der hatte alles Mehl aus dem ganzen

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[415/0446] dachte an das graue Maͤnnchen, das koͤnnte ihm wohl helfen, gieng hinaus in den Wald, und auf der Stelle, wo er den Baum abgehauen hatte, sah er einen Mann sitzen, der machte ein gar betruͤbtes Gesicht. Der Dummling fragte was er sich so sehr zu Herzen naͤhme? Da antwortete er ‘ich bin so durstig, und kann nicht genug zu trinken kriegen, ein Faß Wein hab ich zwar ausgeleert, aber was ist ein Tropfen auf einem heißen Stein?’ ‘Da kann ich dir helfen’, sagte der Dummling, ‘komm nur mit mir, du sollst satt haben.’ Er fuͤhrte ihn darauf in des Koͤnigs Keller, und der Mann machte sich uͤber die großen Faͤsser, trank und trank, daß ihm die Huͤften weh thaten, und ehe ein Tag herum war, hatte er den ganzen Keller ausgetrunken. Der Dummling verlangte wieder seine Braut, der Koͤnig aber aͤrgerte sich daß ein schlechter Bursch, den jedermann einen Dummling nannte, seine Tochter davon tragen sollte, und machte neue Bedingungen: er muͤßte ihm erst einen Mann schaffen, der einen Berg voll Brot aufessen koͤnnte. Der Dummling gieng wieder in den Wald, da saß auf des Baumes Platz ein Mann, der schnuͤrte sich den Leib mit einem Riemen zusammen, machte ein graͤmliches Gesicht, und sagte ‘ich habe einen ganzen Backofen voll Raspelbrot gegessen, aber was hilft das bei meinem großen Hunger, ich spuͤre nichts im Leib, und muß mich nur zuschnuͤren, wenn ich nicht Hungers sterben soll’. Wie der Dummling das hoͤrte, war er froh und sprach ‘mach dich auf, und geh mit mir, du sollst dich satt essen’. Er fuͤhrte ihn an den Hof des Koͤnigs, der hatte alles Mehl aus dem ganzen

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837/446>, abgerufen am 22.11.2024.