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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.

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seine Nahrung, die suchte es sich, so weit es kommen konnte. Jm Herbst sammelte es die Blätter des Baumes, und trug sie in die Höhle, und wenn es dann schneite und fror, barg es sich darin. Auch verdarben seine Kleider, und fielen ihm ab, da mußte es sich in die Blätter einhüllen. Sobald dann die Sonne wieder warm schien, gieng es heraus, und setzte sich vor den Baum, und seine langen Haare bedeckten es von allen Seiten wie ein Mantel. So saß es lange Zeit, und fühlte den Jammer und das Elend der Welt.

Einmal zur Frühlingszeit jagte der König des Landes in dem Wald, und verfolgte ein Wild, und weil es in das Gebüsch geflohen war, das den hohlen Baum umschloß, stieg er ab, riß es von einander, und hieb sich mit seinem Schwert einen Weg. Als er nun hindurchgedrungen war, sah er unter dem Baum ein wunderschönes Mädchen sitzen, das von seinem goldenen Haar bis zu den Fußzehen bedeckt war. Er betrachtete es voll Erstaunen, und sprach 'wie bist du in die Einöde gekommen?' Es schwieg aber still, denn es konnte seinen Mund nicht aufthun. Der König sprach weiter 'willst du mit mir auf mein Schloß gehen?' Da nickte es bloß ein wenig mit dem Kopf. Der König nahm es auf seinen Arm, trug es auf sein Pferd, und führte es heim, wo er ihm Kleider anziehen ließ, und ihm alles im Ueberfluß gab. Und ob es gleich nicht sprechen konnte, so war es doch so schön und lieblich, daß er es von Herzen lieb gewann, und sich mit ihm vermählte.

Als etwa ein Jahr verflossen war, brachte die Königin

seine Nahrung, die suchte es sich, so weit es kommen konnte. Jm Herbst sammelte es die Blaͤtter des Baumes, und trug sie in die Hoͤhle, und wenn es dann schneite und fror, barg es sich darin. Auch verdarben seine Kleider, und fielen ihm ab, da mußte es sich in die Blaͤtter einhuͤllen. Sobald dann die Sonne wieder warm schien, gieng es heraus, und setzte sich vor den Baum, und seine langen Haare bedeckten es von allen Seiten wie ein Mantel. So saß es lange Zeit, und fuͤhlte den Jammer und das Elend der Welt.

Einmal zur Fruͤhlingszeit jagte der Koͤnig des Landes in dem Wald, und verfolgte ein Wild, und weil es in das Gebuͤsch geflohen war, das den hohlen Baum umschloß, stieg er ab, riß es von einander, und hieb sich mit seinem Schwert einen Weg. Als er nun hindurchgedrungen war, sah er unter dem Baum ein wunderschoͤnes Maͤdchen sitzen, das von seinem goldenen Haar bis zu den Fußzehen bedeckt war. Er betrachtete es voll Erstaunen, und sprach ‘wie bist du in die Einoͤde gekommen?’ Es schwieg aber still, denn es konnte seinen Mund nicht aufthun. Der Koͤnig sprach weiter ‘willst du mit mir auf mein Schloß gehen?’ Da nickte es bloß ein wenig mit dem Kopf. Der Koͤnig nahm es auf seinen Arm, trug es auf sein Pferd, und fuͤhrte es heim, wo er ihm Kleider anziehen ließ, und ihm alles im Ueberfluß gab. Und ob es gleich nicht sprechen konnte, so war es doch so schoͤn und lieblich, daß er es von Herzen lieb gewann, und sich mit ihm vermaͤhlte.

Als etwa ein Jahr verflossen war, brachte die Koͤnigin

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[14/0045] seine Nahrung, die suchte es sich, so weit es kommen konnte. Jm Herbst sammelte es die Blaͤtter des Baumes, und trug sie in die Hoͤhle, und wenn es dann schneite und fror, barg es sich darin. Auch verdarben seine Kleider, und fielen ihm ab, da mußte es sich in die Blaͤtter einhuͤllen. Sobald dann die Sonne wieder warm schien, gieng es heraus, und setzte sich vor den Baum, und seine langen Haare bedeckten es von allen Seiten wie ein Mantel. So saß es lange Zeit, und fuͤhlte den Jammer und das Elend der Welt. Einmal zur Fruͤhlingszeit jagte der Koͤnig des Landes in dem Wald, und verfolgte ein Wild, und weil es in das Gebuͤsch geflohen war, das den hohlen Baum umschloß, stieg er ab, riß es von einander, und hieb sich mit seinem Schwert einen Weg. Als er nun hindurchgedrungen war, sah er unter dem Baum ein wunderschoͤnes Maͤdchen sitzen, das von seinem goldenen Haar bis zu den Fußzehen bedeckt war. Er betrachtete es voll Erstaunen, und sprach ‘wie bist du in die Einoͤde gekommen?’ Es schwieg aber still, denn es konnte seinen Mund nicht aufthun. Der Koͤnig sprach weiter ‘willst du mit mir auf mein Schloß gehen?’ Da nickte es bloß ein wenig mit dem Kopf. Der Koͤnig nahm es auf seinen Arm, trug es auf sein Pferd, und fuͤhrte es heim, wo er ihm Kleider anziehen ließ, und ihm alles im Ueberfluß gab. Und ob es gleich nicht sprechen konnte, so war es doch so schoͤn und lieblich, daß er es von Herzen lieb gewann, und sich mit ihm vermaͤhlte. Als etwa ein Jahr verflossen war, brachte die Koͤnigin

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837/45>, abgerufen am 23.11.2024.