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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.

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Da sprach ihr Vater zu ihr 'liebstes Kind, warum bist du so traurig? was du wünschest, das soll doch geschehen.' Sie bedachte sich einen Augenblick, dann sprach sie 'lieber Vater, ich wünsche mir elf Mädchen, von Angesicht, Gestalt und Wuchs mir völlig gleich.' Sprach der König 'wenns möglich ist, soll dein Wunsch erfüllt werden, und ließ in seinem ganzen Reich so lange suchen, bis elf Jungfrauen gefunden waren, seiner Tochter von Angesicht, Gestalt und Wuchs völlig gleich.

Als sie zu der Königstochter kamen, ließ diese zwölf Jägerkleider machen, eins wie das andere, und die elf Jungfrauen mußten die Jägerkleider anziehen, und sie selber zog das zwölfte an. Darauf nahm sie Abschied von ihrem Vater, und ritt mit ihnen fort, und ritt an den Hof ihres ehemaligen Bräutigams, den sie so sehr liebte. Da fragte sie an ob er Jäger brauchte, und ob er sie nicht alle zusammen in seinen Dienst nehmen wollte. Der König sah sie an, und erkannte sie nicht; weil es aber so schöne Leute waren, sprach er ja, er wollte sie gerne nehmen; und da waren sie die zwölf Jäger des Königs.

Der König aber hatte einen Löwen, das war ein wunderliches Thier, denn er wußte alles Verborgene und Heimliche. Es trug sich zu, daß er eines Abends zum König sprach 'du meinst du hättest da zwölf Jäger?' 'Ja,' sagte der König, 'zwölf Jäger sinds.' Sprach der Löwe weiter 'du irrst dich, das sind zwölf Mädchen.' Antwortete der König, 'das ist nimmermehr wahr, wie willst du mir das beweisen?' 'O, laß nur Erbsen in dein Vorzimmer streuen,' antwortete der Löwe, 'da wirst dus

Da sprach ihr Vater zu ihr ‘liebstes Kind, warum bist du so traurig? was du wuͤnschest, das soll doch geschehen.’ Sie bedachte sich einen Augenblick, dann sprach sie ‘lieber Vater, ich wuͤnsche mir elf Maͤdchen, von Angesicht, Gestalt und Wuchs mir voͤllig gleich.’ Sprach der Koͤnig ‘wenns moͤglich ist, soll dein Wunsch erfuͤllt werden, und ließ in seinem ganzen Reich so lange suchen, bis elf Jungfrauen gefunden waren, seiner Tochter von Angesicht, Gestalt und Wuchs voͤllig gleich.

Als sie zu der Koͤnigstochter kamen, ließ diese zwoͤlf Jaͤgerkleider machen, eins wie das andere, und die elf Jungfrauen mußten die Jaͤgerkleider anziehen, und sie selber zog das zwoͤlfte an. Darauf nahm sie Abschied von ihrem Vater, und ritt mit ihnen fort, und ritt an den Hof ihres ehemaligen Braͤutigams, den sie so sehr liebte. Da fragte sie an ob er Jaͤger brauchte, und ob er sie nicht alle zusammen in seinen Dienst nehmen wollte. Der Koͤnig sah sie an, und erkannte sie nicht; weil es aber so schoͤne Leute waren, sprach er ja, er wollte sie gerne nehmen; und da waren sie die zwoͤlf Jaͤger des Koͤnigs.

Der Koͤnig aber hatte einen Loͤwen, das war ein wunderliches Thier, denn er wußte alles Verborgene und Heimliche. Es trug sich zu, daß er eines Abends zum Koͤnig sprach ‘du meinst du haͤttest da zwoͤlf Jaͤger?’ ‘Ja,’ sagte der Koͤnig, ‘zwoͤlf Jaͤger sinds.’ Sprach der Loͤwe weiter ‘du irrst dich, das sind zwoͤlf Maͤdchen.’ Antwortete der Koͤnig, ‘das ist nimmermehr wahr, wie willst du mir das beweisen?’ ‘O, laß nur Erbsen in dein Vorzimmer streuen,’ antwortete der Loͤwe, ‘da wirst dus

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[428/0459] Da sprach ihr Vater zu ihr ‘liebstes Kind, warum bist du so traurig? was du wuͤnschest, das soll doch geschehen.’ Sie bedachte sich einen Augenblick, dann sprach sie ‘lieber Vater, ich wuͤnsche mir elf Maͤdchen, von Angesicht, Gestalt und Wuchs mir voͤllig gleich.’ Sprach der Koͤnig ‘wenns moͤglich ist, soll dein Wunsch erfuͤllt werden, und ließ in seinem ganzen Reich so lange suchen, bis elf Jungfrauen gefunden waren, seiner Tochter von Angesicht, Gestalt und Wuchs voͤllig gleich. Als sie zu der Koͤnigstochter kamen, ließ diese zwoͤlf Jaͤgerkleider machen, eins wie das andere, und die elf Jungfrauen mußten die Jaͤgerkleider anziehen, und sie selber zog das zwoͤlfte an. Darauf nahm sie Abschied von ihrem Vater, und ritt mit ihnen fort, und ritt an den Hof ihres ehemaligen Braͤutigams, den sie so sehr liebte. Da fragte sie an ob er Jaͤger brauchte, und ob er sie nicht alle zusammen in seinen Dienst nehmen wollte. Der Koͤnig sah sie an, und erkannte sie nicht; weil es aber so schoͤne Leute waren, sprach er ja, er wollte sie gerne nehmen; und da waren sie die zwoͤlf Jaͤger des Koͤnigs. Der Koͤnig aber hatte einen Loͤwen, das war ein wunderliches Thier, denn er wußte alles Verborgene und Heimliche. Es trug sich zu, daß er eines Abends zum Koͤnig sprach ‘du meinst du haͤttest da zwoͤlf Jaͤger?’ ‘Ja,’ sagte der Koͤnig, ‘zwoͤlf Jaͤger sinds.’ Sprach der Loͤwe weiter ‘du irrst dich, das sind zwoͤlf Maͤdchen.’ Antwortete der Koͤnig, ‘das ist nimmermehr wahr, wie willst du mir das beweisen?’ ‘O, laß nur Erbsen in dein Vorzimmer streuen,’ antwortete der Loͤwe, ‘da wirst dus

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837/459>, abgerufen am 22.11.2024.