Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.langsamer, wie auch der Bruder Lustig ihn trieb und schob, bis sie endlich hörten die Königstochter wäre gestorben. 'Da haben wirs', sprach der Bruder Lustig, 'das kommt von deinem schläfrigen Gang.' 'Sei nur still', antwortete der heil. Petrus, 'ich kann noch mehr, als Kranke gesund machen, ich kann auch Tote wieder ins Leben erwecken.' 'Nun, wenn das ist', sagte der Bruder Lustig, 'so laß ich mirs gefallen, das halbe Königreich mußt du uns aber zum wenigsten damit verdienen.' Darauf gingen sie in das königliche Schloß, wo alles in großer Trauer war; der heil. Petrus aber sagte zu dem König er wollte die Tote wieder lebendig machen. Da ward er zu ihr geführt, und dann sprach er 'bringt mir einen Kessel mit Wasser', und wie er den bekommen hatte, hieß er jedermann hinausgehen, und nur der Bruder Lustig durfte bei ihm bleiben. Darauf schnitt er alle Glieder der Toten los, und warf sie ins Wasser, und machte Feuer unter dem Kessel, und ließ sie kochen. Und wie alles Fleisch von den Knochen herabgefallen war, nahm er das schöne weiße Gebein heraus, und legte es auf eine Tafel, und reihte und legte es nach seiner natürlichen Ordnung zusammen. Als das geschehen war, trat er davor und sprach dreimal 'im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, Tote steh auf'. Und beim drittenmal erhob sich die Königstochter lebendig, gesund und schön. Nun war der König darüber in großer Freude, und sprach zum heil. Petrus 'begehre deinen Lohn, und wenns mein halbes Königreich wäre, so will ich dirs geben'. Der heil. Petrus aber antwortete 'ich verlange nichts dafür'. 'O, du Hans langsamer, wie auch der Bruder Lustig ihn trieb und schob, bis sie endlich hoͤrten die Koͤnigstochter waͤre gestorben. ‘Da haben wirs’, sprach der Bruder Lustig, ‘das kommt von deinem schlaͤfrigen Gang.’ ‘Sei nur still’, antwortete der heil. Petrus, ‘ich kann noch mehr, als Kranke gesund machen, ich kann auch Tote wieder ins Leben erwecken.’ ‘Nun, wenn das ist’, sagte der Bruder Lustig, ‘so laß ich mirs gefallen, das halbe Koͤnigreich mußt du uns aber zum wenigsten damit verdienen.’ Darauf gingen sie in das koͤnigliche Schloß, wo alles in großer Trauer war; der heil. Petrus aber sagte zu dem Koͤnig er wollte die Tote wieder lebendig machen. Da ward er zu ihr gefuͤhrt, und dann sprach er ‘bringt mir einen Kessel mit Wasser’, und wie er den bekommen hatte, hieß er jedermann hinausgehen, und nur der Bruder Lustig durfte bei ihm bleiben. Darauf schnitt er alle Glieder der Toten los, und warf sie ins Wasser, und machte Feuer unter dem Kessel, und ließ sie kochen. Und wie alles Fleisch von den Knochen herabgefallen war, nahm er das schoͤne weiße Gebein heraus, und legte es auf eine Tafel, und reihte und legte es nach seiner natuͤrlichen Ordnung zusammen. Als das geschehen war, trat er davor und sprach dreimal ‘im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, Tote steh auf’. Und beim drittenmal erhob sich die Koͤnigstochter lebendig, gesund und schoͤn. Nun war der Koͤnig daruͤber in großer Freude, und sprach zum heil. Petrus ‘begehre deinen Lohn, und wenns mein halbes Koͤnigreich waͤre, so will ich dirs geben’. Der heil. Petrus aber antwortete ‘ich verlange nichts dafuͤr’. ‘O, du Hans <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0513" n="482"/> langsamer, wie auch der Bruder Lustig ihn trieb und schob, bis sie endlich hoͤrten die Koͤnigstochter waͤre gestorben. ‘Da haben wirs’, sprach der Bruder Lustig, ‘das kommt von deinem schlaͤfrigen Gang.’ ‘Sei nur still’, antwortete der heil. Petrus, ‘ich kann noch mehr, als Kranke gesund machen, ich kann auch Tote wieder ins Leben erwecken.’ ‘Nun, wenn das ist’, sagte der Bruder Lustig, ‘so laß ich mirs gefallen, das halbe Koͤnigreich mußt du uns aber zum wenigsten damit verdienen.’ Darauf gingen sie in das koͤnigliche Schloß, wo alles in großer Trauer war; der heil. Petrus aber sagte zu dem Koͤnig er wollte die Tote wieder lebendig machen. Da ward er zu ihr gefuͤhrt, und dann sprach er ‘bringt mir einen Kessel mit Wasser’, und wie er den bekommen hatte, hieß er jedermann hinausgehen, und nur der Bruder Lustig durfte bei ihm bleiben. Darauf schnitt er alle Glieder der Toten los, und warf sie ins Wasser, und machte Feuer unter dem Kessel, und ließ sie kochen. Und wie alles Fleisch von den Knochen herabgefallen war, nahm er das schoͤne weiße Gebein heraus, und legte es auf eine Tafel, und reihte und legte es nach seiner natuͤrlichen Ordnung zusammen. Als das geschehen war, trat er davor und sprach dreimal ‘im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, Tote steh auf’. Und beim drittenmal erhob sich die Koͤnigstochter lebendig, gesund und schoͤn. Nun war der Koͤnig daruͤber in großer Freude, und sprach zum heil. Petrus ‘begehre deinen Lohn, und wenns mein halbes Koͤnigreich waͤre, so will ich dirs geben’. Der heil. Petrus aber antwortete ‘ich verlange nichts dafuͤr’. ‘O, du Hans </p> </div> </body> </text> </TEI> [482/0513]
langsamer, wie auch der Bruder Lustig ihn trieb und schob, bis sie endlich hoͤrten die Koͤnigstochter waͤre gestorben. ‘Da haben wirs’, sprach der Bruder Lustig, ‘das kommt von deinem schlaͤfrigen Gang.’ ‘Sei nur still’, antwortete der heil. Petrus, ‘ich kann noch mehr, als Kranke gesund machen, ich kann auch Tote wieder ins Leben erwecken.’ ‘Nun, wenn das ist’, sagte der Bruder Lustig, ‘so laß ich mirs gefallen, das halbe Koͤnigreich mußt du uns aber zum wenigsten damit verdienen.’ Darauf gingen sie in das koͤnigliche Schloß, wo alles in großer Trauer war; der heil. Petrus aber sagte zu dem Koͤnig er wollte die Tote wieder lebendig machen. Da ward er zu ihr gefuͤhrt, und dann sprach er ‘bringt mir einen Kessel mit Wasser’, und wie er den bekommen hatte, hieß er jedermann hinausgehen, und nur der Bruder Lustig durfte bei ihm bleiben. Darauf schnitt er alle Glieder der Toten los, und warf sie ins Wasser, und machte Feuer unter dem Kessel, und ließ sie kochen. Und wie alles Fleisch von den Knochen herabgefallen war, nahm er das schoͤne weiße Gebein heraus, und legte es auf eine Tafel, und reihte und legte es nach seiner natuͤrlichen Ordnung zusammen. Als das geschehen war, trat er davor und sprach dreimal ‘im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, Tote steh auf’. Und beim drittenmal erhob sich die Koͤnigstochter lebendig, gesund und schoͤn. Nun war der Koͤnig daruͤber in großer Freude, und sprach zum heil. Petrus ‘begehre deinen Lohn, und wenns mein halbes Koͤnigreich waͤre, so will ich dirs geben’. Der heil. Petrus aber antwortete ‘ich verlange nichts dafuͤr’. ‘O, du Hans
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Göttinger Digitalisierungszentrum: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-06-15T16:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |