Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite

ob in jedem Winkel eine stände.' Da ward der König zornig, und sprach 'bist du so ein Grobian, so mußt du einen andern Lohn haben: jetzt pack dich fort, aber in drei Tagen komm wieder, so sollen dir fünfhundert vollgezählt werden.'

Wie der Bauer hinaus vor die Thür kam, sprach die Schildwache 'du hast die Königstochter zum Lachen gebracht, da wirst du was rechtes bekommen haben.' 'Ja, das mein ich,' antwortete der Bauer, 'fünfhundert werden mir ausgezahlt.' 'Hör,' sprach der Soldat, 'gib mir etwas davon: was willst du mit all dem Geld anfangen!' 'Nun,' sprach der Bauer, 'weil dus bist, so sollst du zweihundert haben, melde dich in drei Tagen beim König, und laß dirs aufzählen.' Ein Jude, der in der Nähe gestanden und das Gespräch mit angehört hatte, lief dem Bauer nach, hielt ihn beim Rock, und sprach 'Gotteswunder, was seyd ihr ein Glückskind! ich wills euch wechseln, ich wills euch umsetzen in Scheidemünz, was wollt ihr mit den harten Thalern?' 'Mauschel,' sagte der Bauer, 'dreihundert kannst du noch haben, gib mirs gleich in Münze, heut über drei Tage wirst du dafür beim König bezahlt werden.' Der Jude freute sich über das Profitchen, und brachte die Summe in schlechten Groschen, wo drei so viel werth sind als zwei gute. Nach Verlauf der drei Tage gieng der Bauer, dem Befehl gemäß, vor den König. 'Zieht ihm den Rock aus,' sprach dieser, 'er soll seine fünfhundert haben.' 'Ach,' sagte der Bauer, 'sie gehören nicht mehr mein, zweihundert habe ich an die Schildwache verschenkt, und dreihundert hat mir der Jude eingewechselt, von

ob in jedem Winkel eine staͤnde.’ Da ward der Koͤnig zornig, und sprach ‘bist du so ein Grobian, so mußt du einen andern Lohn haben: jetzt pack dich fort, aber in drei Tagen komm wieder, so sollen dir fuͤnfhundert vollgezaͤhlt werden.’

Wie der Bauer hinaus vor die Thuͤr kam, sprach die Schildwache ‘du hast die Koͤnigstochter zum Lachen gebracht, da wirst du was rechtes bekommen haben.’ ‘Ja, das mein ich,’ antwortete der Bauer, ‘fuͤnfhundert werden mir ausgezahlt.’ ‘Hoͤr,’ sprach der Soldat, ‘gib mir etwas davon: was willst du mit all dem Geld anfangen!’ ‘Nun,’ sprach der Bauer, ‘weil dus bist, so sollst du zweihundert haben, melde dich in drei Tagen beim Koͤnig, und laß dirs aufzaͤhlen.’ Ein Jude, der in der Naͤhe gestanden und das Gespraͤch mit angehoͤrt hatte, lief dem Bauer nach, hielt ihn beim Rock, und sprach ‘Gotteswunder, was seyd ihr ein Gluͤckskind! ich wills euch wechseln, ich wills euch umsetzen in Scheidemuͤnz, was wollt ihr mit den harten Thalern?’ ‘Mauschel,’ sagte der Bauer, ‘dreihundert kannst du noch haben, gib mirs gleich in Muͤnze, heut uͤber drei Tage wirst du dafuͤr beim Koͤnig bezahlt werden.’ Der Jude freute sich uͤber das Profitchen, und brachte die Summe in schlechten Groschen, wo drei so viel werth sind als zwei gute. Nach Verlauf der drei Tage gieng der Bauer, dem Befehl gemaͤß, vor den Koͤnig. ‘Zieht ihm den Rock aus,’ sprach dieser, ‘er soll seine fuͤnfhundert haben.’ ‘Ach,’ sagte der Bauer, ‘sie gehoͤren nicht mehr mein, zweihundert habe ich an die Schildwache verschenkt, und dreihundert hat mir der Jude eingewechselt, von

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0080" n="49"/>
ob in jedem Winkel eine sta&#x0364;nde.&#x2019; Da ward der Ko&#x0364;nig zornig, und sprach &#x2018;bist du so ein Grobian, so mußt du einen andern Lohn haben: jetzt pack dich fort, aber in drei Tagen komm wieder, so sollen dir fu&#x0364;nfhundert vollgeza&#x0364;hlt werden.&#x2019;</p><lb/>
        <p>Wie der Bauer hinaus vor die Thu&#x0364;r kam, sprach die Schildwache &#x2018;du hast die Ko&#x0364;nigstochter zum Lachen gebracht, da wirst du was rechtes bekommen haben.&#x2019; &#x2018;Ja, das mein ich,&#x2019; antwortete der Bauer, &#x2018;fu&#x0364;nfhundert werden mir ausgezahlt.&#x2019; &#x2018;Ho&#x0364;r,&#x2019; sprach der Soldat, &#x2018;gib mir etwas davon: was willst du mit all dem Geld anfangen!&#x2019; &#x2018;Nun,&#x2019; sprach der Bauer, &#x2018;weil dus bist, so sollst du zweihundert haben, melde dich in drei Tagen beim Ko&#x0364;nig, und laß dirs aufza&#x0364;hlen.&#x2019; Ein Jude, der in der Na&#x0364;he gestanden und das Gespra&#x0364;ch mit angeho&#x0364;rt hatte, lief dem Bauer nach, hielt ihn beim Rock, und sprach &#x2018;Gotteswunder, was seyd ihr ein Glu&#x0364;ckskind! ich wills euch wechseln, ich wills euch umsetzen in Scheidemu&#x0364;nz, was wollt ihr mit den harten Thalern?&#x2019; &#x2018;Mauschel,&#x2019; sagte der Bauer, &#x2018;dreihundert kannst du noch haben, gib mirs gleich in Mu&#x0364;nze, heut u&#x0364;ber drei Tage wirst du dafu&#x0364;r beim Ko&#x0364;nig bezahlt werden.&#x2019; Der Jude freute sich u&#x0364;ber das Profitchen, und brachte die Summe in schlechten Groschen, wo drei so viel werth sind als zwei gute. Nach Verlauf der drei Tage gieng der Bauer, dem Befehl gema&#x0364;ß, vor den Ko&#x0364;nig. &#x2018;Zieht ihm den Rock aus,&#x2019; sprach dieser, &#x2018;er soll seine fu&#x0364;nfhundert haben.&#x2019; &#x2018;Ach,&#x2019; sagte der Bauer, &#x2018;sie geho&#x0364;ren nicht mehr mein, zweihundert habe ich an die Schildwache verschenkt, und dreihundert hat mir der Jude eingewechselt, von
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[49/0080] ob in jedem Winkel eine staͤnde.’ Da ward der Koͤnig zornig, und sprach ‘bist du so ein Grobian, so mußt du einen andern Lohn haben: jetzt pack dich fort, aber in drei Tagen komm wieder, so sollen dir fuͤnfhundert vollgezaͤhlt werden.’ Wie der Bauer hinaus vor die Thuͤr kam, sprach die Schildwache ‘du hast die Koͤnigstochter zum Lachen gebracht, da wirst du was rechtes bekommen haben.’ ‘Ja, das mein ich,’ antwortete der Bauer, ‘fuͤnfhundert werden mir ausgezahlt.’ ‘Hoͤr,’ sprach der Soldat, ‘gib mir etwas davon: was willst du mit all dem Geld anfangen!’ ‘Nun,’ sprach der Bauer, ‘weil dus bist, so sollst du zweihundert haben, melde dich in drei Tagen beim Koͤnig, und laß dirs aufzaͤhlen.’ Ein Jude, der in der Naͤhe gestanden und das Gespraͤch mit angehoͤrt hatte, lief dem Bauer nach, hielt ihn beim Rock, und sprach ‘Gotteswunder, was seyd ihr ein Gluͤckskind! ich wills euch wechseln, ich wills euch umsetzen in Scheidemuͤnz, was wollt ihr mit den harten Thalern?’ ‘Mauschel,’ sagte der Bauer, ‘dreihundert kannst du noch haben, gib mirs gleich in Muͤnze, heut uͤber drei Tage wirst du dafuͤr beim Koͤnig bezahlt werden.’ Der Jude freute sich uͤber das Profitchen, und brachte die Summe in schlechten Groschen, wo drei so viel werth sind als zwei gute. Nach Verlauf der drei Tage gieng der Bauer, dem Befehl gemaͤß, vor den Koͤnig. ‘Zieht ihm den Rock aus,’ sprach dieser, ‘er soll seine fuͤnfhundert haben.’ ‘Ach,’ sagte der Bauer, ‘sie gehoͤren nicht mehr mein, zweihundert habe ich an die Schildwache verschenkt, und dreihundert hat mir der Jude eingewechselt, von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Göttinger Digitalisierungszentrum: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-05-11T18:40:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-06-15T16:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837/80
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 3. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1837, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1837/80>, abgerufen am 04.12.2024.