Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

steckten sie in das Sesselkissen des Wirths, die Stecknadel aber in sein Handtuch, endlich flogen sie, mir nichts dir nichts, über die Heide davon. Die Ente, die gern unter freiem Himmel schlief, und im Hof geblieben war, hörte sie fortschnurren, machte sich munter, und fand einen Bach, auf dem sie hinab schwamm, und das gieng geschwinder als vor dem Wagen. Ein paar Stunden darnach hob sich der Wirth aus den Federn, wusch sich, und wollte sich am Handtuch abtrocknen, da fuhr ihm die Stecknadel über das Gesicht, und machte ihm einen rothen Strich von einem Ohr zum andern; dann gieng er in die Küche, und wollte sich eine Pfeife anstecken, wie er aber an den Herd kam, sprangen ihm die Eierschalen in die Augen. 'Heute Morgen will mir Alles an meinen Kopf,' sagte er, und ließ sich verdrießlich auf seinen Großvaterstuhl nieder; aber wie geschwind fuhr er wieder in die Höhe, und schrie 'auweh!' denn die Nähnadel hatte ihn noch schlimmer und nicht in den Kopf gestochen. Nun war er vollens böse, und hatte Verdacht auf die Gäste, die so spät gestern Abend gekommen waren; und wie er gieng und sich nach ihnen umsah, waren sie fort. Da that er einen Schwur, kein Lumpengesindel mehr in sein Haus zu nehmen, das viel verzehrt, nichts bezahlt, und obendrein zum Dank Schabernack treibt.



steckten sie in das Sesselkissen des Wirths, die Stecknadel aber in sein Handtuch, endlich flogen sie, mir nichts dir nichts, über die Heide davon. Die Ente, die gern unter freiem Himmel schlief, und im Hof geblieben war, hörte sie fortschnurren, machte sich munter, und fand einen Bach, auf dem sie hinab schwamm, und das gieng geschwinder als vor dem Wagen. Ein paar Stunden darnach hob sich der Wirth aus den Federn, wusch sich, und wollte sich am Handtuch abtrocknen, da fuhr ihm die Stecknadel über das Gesicht, und machte ihm einen rothen Strich von einem Ohr zum andern; dann gieng er in die Küche, und wollte sich eine Pfeife anstecken, wie er aber an den Herd kam, sprangen ihm die Eierschalen in die Augen. ‘Heute Morgen will mir Alles an meinen Kopf,’ sagte er, und ließ sich verdrießlich auf seinen Großvaterstuhl nieder; aber wie geschwind fuhr er wieder in die Höhe, und schrie ‘auweh!’ denn die Nähnadel hatte ihn noch schlimmer und nicht in den Kopf gestochen. Nun war er vollens böse, und hatte Verdacht auf die Gäste, die so spät gestern Abend gekommen waren; und wie er gieng und sich nach ihnen umsah, waren sie fort. Da that er einen Schwur, kein Lumpengesindel mehr in sein Haus zu nehmen, das viel verzehrt, nichts bezahlt, und obendrein zum Dank Schabernack treibt.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0102" n="64"/>
steckten sie in das Sesselkissen des Wirths, die Stecknadel aber in sein Handtuch, endlich flogen sie, mir nichts dir nichts, über die Heide davon. Die Ente, die gern unter freiem Himmel schlief, und im Hof geblieben war, hörte sie fortschnurren, machte sich munter, und fand einen Bach, auf dem sie hinab schwamm, und das gieng geschwinder als vor dem Wagen. Ein paar Stunden darnach hob sich der Wirth aus den Federn, wusch sich, und wollte sich am Handtuch abtrocknen, da fuhr ihm die Stecknadel über das Gesicht, und machte ihm einen rothen Strich von einem Ohr zum andern; dann gieng er in die Küche, und wollte sich eine Pfeife anstecken, wie er aber an den Herd kam, sprangen ihm die Eierschalen in die Augen. &#x2018;Heute Morgen will mir Alles an meinen Kopf,&#x2019; sagte er, und ließ sich verdrießlich auf seinen Großvaterstuhl nieder; aber wie geschwind fuhr er wieder in die Höhe, und schrie &#x2018;auweh!&#x2019; denn die Nähnadel hatte ihn noch schlimmer und nicht in den Kopf gestochen. Nun war er vollens böse, und hatte Verdacht auf die Gäste, die so spät gestern Abend gekommen waren; und wie er gieng und sich nach ihnen umsah, waren sie fort. Da that er einen Schwur, kein Lumpengesindel mehr in sein Haus zu nehmen, das viel verzehrt, nichts bezahlt, und obendrein zum Dank Schabernack treibt.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[64/0102] steckten sie in das Sesselkissen des Wirths, die Stecknadel aber in sein Handtuch, endlich flogen sie, mir nichts dir nichts, über die Heide davon. Die Ente, die gern unter freiem Himmel schlief, und im Hof geblieben war, hörte sie fortschnurren, machte sich munter, und fand einen Bach, auf dem sie hinab schwamm, und das gieng geschwinder als vor dem Wagen. Ein paar Stunden darnach hob sich der Wirth aus den Federn, wusch sich, und wollte sich am Handtuch abtrocknen, da fuhr ihm die Stecknadel über das Gesicht, und machte ihm einen rothen Strich von einem Ohr zum andern; dann gieng er in die Küche, und wollte sich eine Pfeife anstecken, wie er aber an den Herd kam, sprangen ihm die Eierschalen in die Augen. ‘Heute Morgen will mir Alles an meinen Kopf,’ sagte er, und ließ sich verdrießlich auf seinen Großvaterstuhl nieder; aber wie geschwind fuhr er wieder in die Höhe, und schrie ‘auweh!’ denn die Nähnadel hatte ihn noch schlimmer und nicht in den Kopf gestochen. Nun war er vollens böse, und hatte Verdacht auf die Gäste, die so spät gestern Abend gekommen waren; und wie er gieng und sich nach ihnen umsah, waren sie fort. Da that er einen Schwur, kein Lumpengesindel mehr in sein Haus zu nehmen, das viel verzehrt, nichts bezahlt, und obendrein zum Dank Schabernack treibt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2015-05-11T18:40:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-01T14:12:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843/102
Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843/102>, abgerufen am 21.11.2024.