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Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843.

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Großmutter.' 'Was trägst du unter der Schürze?' 'Kuchen und Wein, gestern haben wir gebacken, da soll sich die kranke und schwache Großmutter etwas zu gut thun, und sich damit stärken.' 'Rothkäppchen, wo wohnt deine Großmutter?' 'Noch eine gute Viertelstunde weiter im Wald, unter den drei großen Eichbäumen, da steht ihr Haus, unten sind die Nußhecken, das wirst du ja wissen' sagte Rothkäppchen. Der Wolf dachte bei sich 'das junge zarte Mädchen, das ist ein guter Bissen für dich: du mußt es listig anfangen, damit du den erschnappst.' Da gieng er ein Weilchen neben Rothkäppchen her, dann sprach er 'Rothkäppchen, sieh einmal die schönen Blumen, die rings umher stehen, warum guckst du nicht um dich? ich glaube du hörst gar nicht, wie die Vöglein so lieblich singen? du gehst ja für dich hin als wenn du zur Schule giengst, und ist so lustig haußen in dem Wald.'

Rothkäppchen schlug die Augen auf, und als es sah wie die Sonne durch die Bäume hin und her sprang, und alles voll schöner Blumen stand, dachte es 'wenn ich der Großmutter einen frischen Strauß mitbringe, der wird ihr auch Freude machen; es ist ja noch früh, daß ich doch zu rechter Zeit ankomme,' sprang in den Wald und suchte Blumen. Und wenn es eine gebrochen hatte, meinte es weiter hinaus stände eine noch schönere, und lief darnach, und lief immer weiter in den Wald hinein. Der Wolf aber gieng geradeswegs nach dem Haus der Großmutter, und klopfte an die Thüre. 'Wer ist draußen?' 'Rothkäppchen, das bringt dir Kuchen und Wein, mach auf.' 'Drück nur auf die Klinke,' rief die Großmutter, 'ich bin zu schwach, und kann nicht aufstehen.' Der Wolf drückte

Großmutter.’ ‘Was trägst du unter der Schürze?’ ‘Kuchen und Wein, gestern haben wir gebacken, da soll sich die kranke und schwache Großmutter etwas zu gut thun, und sich damit stärken.’ ‘Rothkäppchen, wo wohnt deine Großmutter?’ ‘Noch eine gute Viertelstunde weiter im Wald, unter den drei großen Eichbäumen, da steht ihr Haus, unten sind die Nußhecken, das wirst du ja wissen’ sagte Rothkäppchen. Der Wolf dachte bei sich ‘das junge zarte Mädchen, das ist ein guter Bissen für dich: du mußt es listig anfangen, damit du den erschnappst.’ Da gieng er ein Weilchen neben Rothkäppchen her, dann sprach er ‘Rothkäppchen, sieh einmal die schönen Blumen, die rings umher stehen, warum guckst du nicht um dich? ich glaube du hörst gar nicht, wie die Vöglein so lieblich singen? du gehst ja für dich hin als wenn du zur Schule giengst, und ist so lustig haußen in dem Wald.’

Rothkäppchen schlug die Augen auf, und als es sah wie die Sonne durch die Bäume hin und her sprang, und alles voll schöner Blumen stand, dachte es ‘wenn ich der Großmutter einen frischen Strauß mitbringe, der wird ihr auch Freude machen; es ist ja noch früh, daß ich doch zu rechter Zeit ankomme,’ sprang in den Wald und suchte Blumen. Und wenn es eine gebrochen hatte, meinte es weiter hinaus stände eine noch schönere, und lief darnach, und lief immer weiter in den Wald hinein. Der Wolf aber gieng geradeswegs nach dem Haus der Großmutter, und klopfte an die Thüre. ‘Wer ist draußen?’ ‘Rothkäppchen, das bringt dir Kuchen und Wein, mach auf.’ ‘Drück nur auf die Klinke,’ rief die Großmutter, ‘ich bin zu schwach, und kann nicht aufstehen.’ Der Wolf drückte

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[164/0202] Großmutter.’ ‘Was trägst du unter der Schürze?’ ‘Kuchen und Wein, gestern haben wir gebacken, da soll sich die kranke und schwache Großmutter etwas zu gut thun, und sich damit stärken.’ ‘Rothkäppchen, wo wohnt deine Großmutter?’ ‘Noch eine gute Viertelstunde weiter im Wald, unter den drei großen Eichbäumen, da steht ihr Haus, unten sind die Nußhecken, das wirst du ja wissen’ sagte Rothkäppchen. Der Wolf dachte bei sich ‘das junge zarte Mädchen, das ist ein guter Bissen für dich: du mußt es listig anfangen, damit du den erschnappst.’ Da gieng er ein Weilchen neben Rothkäppchen her, dann sprach er ‘Rothkäppchen, sieh einmal die schönen Blumen, die rings umher stehen, warum guckst du nicht um dich? ich glaube du hörst gar nicht, wie die Vöglein so lieblich singen? du gehst ja für dich hin als wenn du zur Schule giengst, und ist so lustig haußen in dem Wald.’ Rothkäppchen schlug die Augen auf, und als es sah wie die Sonne durch die Bäume hin und her sprang, und alles voll schöner Blumen stand, dachte es ‘wenn ich der Großmutter einen frischen Strauß mitbringe, der wird ihr auch Freude machen; es ist ja noch früh, daß ich doch zu rechter Zeit ankomme,’ sprang in den Wald und suchte Blumen. Und wenn es eine gebrochen hatte, meinte es weiter hinaus stände eine noch schönere, und lief darnach, und lief immer weiter in den Wald hinein. Der Wolf aber gieng geradeswegs nach dem Haus der Großmutter, und klopfte an die Thüre. ‘Wer ist draußen?’ ‘Rothkäppchen, das bringt dir Kuchen und Wein, mach auf.’ ‘Drück nur auf die Klinke,’ rief die Großmutter, ‘ich bin zu schwach, und kann nicht aufstehen.’ Der Wolf drückte

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Zitationshilfe: Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimm_maerchen01_1843/202>, abgerufen am 24.11.2024.