Grimm, Jacob; Grimm, Wilhelm: Kinder und Hausmärchen. 5. Aufl. Bd. 1. Göttingen, 1843.sie aus. Sie liefen herbei, und stachen mit Stöcken in das Mausloch, aber das war vergebliche Mühe: Daumesdick kroch immer weiter zurück; und da es bald ganz dunkel ward, so mußten sie mit Ärger und mit leerem Beutel wieder heim wandern. Als Daumesdick merkte daß sie fort waren, kroch er aus dem unterirdischen Gang wieder hervor. 'Es ist hier auf dem Acker in der Finsterniß so gefährlich gehen,' sprach er, 'wie leicht bricht einer Hals und Bein!' Zum Glück stieß er an ein leeres Schneckenhaus. 'Gottlob,' sagte er, 'da kann ich die Nacht sicher zubringen,' und setzte sich hinein. Nicht lang, als er eben einschlafen wollte, so hörte er zwei Männer vorüber gehen, davon sprach der eine 'wie wirs nur anfangen, um dem reichen Pfarrer sein Geld und sein Silber zu holen?' 'Das könnt ich dir sagen,' rief Daumesdick dazwischen. 'Was war das?' sprach der eine Dieb erschrocken, 'ich hörte jemand sprechen.' Sie blieben stehen und horchten, da sprach Daumesdick wieder 'nehmt mich mit, so will ich euch helfen.' 'Wo bist du denn?' 'Sucht nur hier auf der Erde, 'und merkt wo die Stimme herkommt' antwortete er. Da fanden ihn endlich die Diebe, und hoben ihn in die Höhe. 'Du kleiner Wicht, was willst du uns helfen!' sprachen sie. 'Seht,' antwortete er, 'ich krieche zwischen den Eisenstäben in die Kammer des Pfarrers hinein, und reiche euch heraus was ihr haben wollt.' 'Wohlan,' sagten sie, 'wir wollen sehen was du kannst.' Als sie bei dem Pfarrhaus kammen, kroch Daumesdick in die Kammer, schrie aber gleich aus Leibeskräften 'wollt ihr alles haben, was hier ist?' Die Diebe erschraken, und sagten 'so sprich doch leise, sie aus. Sie liefen herbei, und stachen mit Stöcken in das Mausloch, aber das war vergebliche Mühe: Daumesdick kroch immer weiter zurück; und da es bald ganz dunkel ward, so mußten sie mit Ärger und mit leerem Beutel wieder heim wandern. Als Daumesdick merkte daß sie fort waren, kroch er aus dem unterirdischen Gang wieder hervor. ‘Es ist hier auf dem Acker in der Finsterniß so gefährlich gehen,’ sprach er, ‘wie leicht bricht einer Hals und Bein!’ Zum Glück stieß er an ein leeres Schneckenhaus. ‘Gottlob,’ sagte er, ‘da kann ich die Nacht sicher zubringen,’ und setzte sich hinein. Nicht lang, als er eben einschlafen wollte, so hörte er zwei Männer vorüber gehen, davon sprach der eine ‘wie wirs nur anfangen, um dem reichen Pfarrer sein Geld und sein Silber zu holen?’ ‘Das könnt ich dir sagen,’ rief Daumesdick dazwischen. ‘Was war das?’ sprach der eine Dieb erschrocken, ‘ich hörte jemand sprechen.’ Sie blieben stehen und horchten, da sprach Daumesdick wieder ‘nehmt mich mit, so will ich euch helfen.’ ‘Wo bist du denn?’ ‘Sucht nur hier auf der Erde, ‘und merkt wo die Stimme herkommt’ antwortete er. Da fanden ihn endlich die Diebe, und hoben ihn in die Höhe. ‘Du kleiner Wicht, was willst du uns helfen!’ sprachen sie. ‘Seht,’ antwortete er, ‘ich krieche zwischen den Eisenstäben in die Kammer des Pfarrers hinein, und reiche euch heraus was ihr haben wollt.’ ‘Wohlan,’ sagten sie, ‘wir wollen sehen was du kannst.’ Als sie bei dem Pfarrhaus kammen, kroch Daumesdick in die Kammer, schrie aber gleich aus Leibeskräften ‘wollt ihr alles haben, was hier ist?’ Die Diebe erschraken, und sagten ‘so sprich doch leise, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0267" n="229"/> sie aus. Sie liefen herbei, und stachen mit Stöcken in das Mausloch, aber das war vergebliche Mühe: Daumesdick kroch immer weiter zurück; und da es bald ganz dunkel ward, so mußten sie mit Ärger und mit leerem Beutel wieder heim wandern.</p><lb/> <p>Als Daumesdick merkte daß sie fort waren, kroch er aus dem unterirdischen Gang wieder hervor. ‘Es ist hier auf dem Acker in der Finsterniß so gefährlich gehen,’ sprach er, ‘wie leicht bricht einer Hals und Bein!’ Zum Glück stieß er an ein leeres Schneckenhaus. ‘Gottlob,’ sagte er, ‘da kann ich die Nacht sicher zubringen,’ und setzte sich hinein. Nicht lang, als er eben einschlafen wollte, so hörte er zwei Männer vorüber gehen, davon sprach der eine ‘wie wirs nur anfangen, um dem reichen Pfarrer sein Geld und sein Silber zu holen?’ ‘Das könnt ich dir sagen,’ rief Daumesdick dazwischen. ‘Was war das?’ sprach der eine Dieb erschrocken, ‘ich hörte jemand sprechen.’ Sie blieben stehen und horchten, da sprach Daumesdick wieder ‘nehmt mich mit, so will ich euch helfen.’ ‘Wo bist du denn?’ ‘Sucht nur hier auf der Erde, ‘und merkt wo die Stimme herkommt’ antwortete er. Da fanden ihn endlich die Diebe, und hoben ihn in die Höhe. ‘Du kleiner Wicht, was willst du uns helfen!’ sprachen sie. ‘Seht,’ antwortete er, ‘ich krieche zwischen den Eisenstäben in die Kammer des Pfarrers hinein, und reiche euch heraus was ihr haben wollt.’ ‘Wohlan,’ sagten sie, ‘wir wollen sehen was du kannst.’ Als sie bei dem Pfarrhaus kammen, kroch Daumesdick in die Kammer, schrie aber gleich aus Leibeskräften ‘wollt ihr alles haben, was hier ist?’ Die Diebe erschraken, und sagten ‘so sprich doch leise, </p> </div> </body> </text> </TEI> [229/0267]
sie aus. Sie liefen herbei, und stachen mit Stöcken in das Mausloch, aber das war vergebliche Mühe: Daumesdick kroch immer weiter zurück; und da es bald ganz dunkel ward, so mußten sie mit Ärger und mit leerem Beutel wieder heim wandern.
Als Daumesdick merkte daß sie fort waren, kroch er aus dem unterirdischen Gang wieder hervor. ‘Es ist hier auf dem Acker in der Finsterniß so gefährlich gehen,’ sprach er, ‘wie leicht bricht einer Hals und Bein!’ Zum Glück stieß er an ein leeres Schneckenhaus. ‘Gottlob,’ sagte er, ‘da kann ich die Nacht sicher zubringen,’ und setzte sich hinein. Nicht lang, als er eben einschlafen wollte, so hörte er zwei Männer vorüber gehen, davon sprach der eine ‘wie wirs nur anfangen, um dem reichen Pfarrer sein Geld und sein Silber zu holen?’ ‘Das könnt ich dir sagen,’ rief Daumesdick dazwischen. ‘Was war das?’ sprach der eine Dieb erschrocken, ‘ich hörte jemand sprechen.’ Sie blieben stehen und horchten, da sprach Daumesdick wieder ‘nehmt mich mit, so will ich euch helfen.’ ‘Wo bist du denn?’ ‘Sucht nur hier auf der Erde, ‘und merkt wo die Stimme herkommt’ antwortete er. Da fanden ihn endlich die Diebe, und hoben ihn in die Höhe. ‘Du kleiner Wicht, was willst du uns helfen!’ sprachen sie. ‘Seht,’ antwortete er, ‘ich krieche zwischen den Eisenstäben in die Kammer des Pfarrers hinein, und reiche euch heraus was ihr haben wollt.’ ‘Wohlan,’ sagten sie, ‘wir wollen sehen was du kannst.’ Als sie bei dem Pfarrhaus kammen, kroch Daumesdick in die Kammer, schrie aber gleich aus Leibeskräften ‘wollt ihr alles haben, was hier ist?’ Die Diebe erschraken, und sagten ‘so sprich doch leise,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2015-05-11T18:40:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2017-11-08T15:10:00Z)
Sandra Balck, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-06-01T14:12:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |